Bonner Gipfelstürmer im Himalaya Bonner besteigt fünf Gipfel im Himalaya

Bonn · Christof Nettekoven aus Duisdorf gelangen in Nepal gleich mehrere Erstbesteigungen im Nalakankar Himal. Nur Erfrierungen an einigen Zehen hielten ihn auf.

 Aufstieg mit GA: Christof Nettekoven nach der Erstbesteigung im Basislager vor dem den 6395 m hohen Takphu Himal.

Aufstieg mit GA: Christof Nettekoven nach der Erstbesteigung im Basislager vor dem den 6395 m hohen Takphu Himal.

Foto: Bruce Normand

Dem Hobby-Bergsteiger Christoph Nettekoven sind im Oktober zusammen mit vier erfahrenen Begleitern aus Großbritannien im nepalesischen Humla-Distrikt an der Grenze zu Tibet gleich mehrere Erstbesteigungen gelungen. Wie der Duisdorfer nun nach seiner Rückkehr dem GA berichtet, konnte das Quintett insgesamt fünf Gipfel im Nalakankar Himal mit Höhen deutlich über 6000 Metern erstmalig erreichen.

Der Nalakankar Himal reicht von Nepal bis weit nach Tibet hinein. Höchster Gipfel ist der Gurla Mandatha mit 7694 Metern. Das Zielgebiet der Gruppe lag im äußersten nordwestlichsten Zipfel des Humla Distrikts. „Wir hatten uns an der Grenze einen Zirkel mit fünf unbestiegenen Gipfeln als Ziel ausgesucht“, erklärt Nettekoven, der schon in den Vorjahren spektakuläre Expeditionen nach Nepal und Pakistan unternommen hatte.

Zwei Twin Otter-Maschinen setzten die Gruppe in Simikot in knapp 3000 Metern Höhe ab. Nach letzten Einkäufen im Basar ging es begleitet von Tragtieren von hier aus auf einer Karawanenroute zu Fuß weiter durch das Humla Karnali Tal in Richtung tibetischer Grenze. „Es gibt dort Wallnussbäume, Zedern, Kiefern und wildlebende Affen“, berichtet Nettekoven. Aber auch zahlreiche Erdrutsche erschweren nach dem Monsun das Weiterkommen. Nach acht Tagen und 240 Kilometern Wegstrecke lagen der 5000 Meter hohe Nyalu La Pass und die letzten Dörfer im Hochgebirge hinter den Bergsteigern.

Weil die schamanistisch geprägter Bevölkerung den einfachen Weg durch einen Taleingang aus Angst vor den Berggöttern und ihren Strafen in Form von Gletscherseebrüchen und Muren untersagte, musste die Expedition über einen Umweg in ein nördliches Tal auf das tibetische Hochplateau queren und die Berggruppe von dort angehen. Im Oktober fallen die Temperaturen auf dem Hochplateau empfindlich. Dies ist der nordwestlichste Zipfel Nepals, die kalten Winde aus Tibet treffen hier auf die feuchte Luft aus den niedrigeren südlicheren Tälern und sorgen für schwierige Wetterverhältnisse.

Auf 5000 Metern schlug die Gruppe schließlich ihr Basislager auf, das extrem kalte Hochlager 700 Meter darüber. Am nächsten Morgen der erste Gipfelsturm: Begleitet von zwei der vier Freunde nahm Nettekoven die Nordflanke des Takphu Hauptgipfels in Angriff. „Teils hüfttiefer Triebschnee und eisige Temperaturen erschwerten unser Vorankommen“, sagt er. Schneebrücken über gähnende Spalten tragen das Gewicht der Männer, aber die beißende Kälte im Schatten fraß sich durch Handschuhe und Stiefel. Dunkle Wolken und ein starker Sturm von der Südseite empfingen das Trio auf dem Gipfelgrat. In dichtem Nebel ein gefährliches Unterfangen. Aber schließlich stehen alle drei doch als erste Menschen auf dem Gipfel des Takphu Himal mit 6 395 Metern.

Mit im Gepäck: Eine Ausgabe des General-Anzeigers für die Lektüre für Zwischendurch - und für ein adäquates Gipfelfoto. Christof Nettekoven trug sie später sorgsam den ganzen Weg bis nach Kathmandu zurück. „Erst dort habe ich sie entsorgt, um das ganze Freigepäck mit Souvenirs aufzufüllen“, sagt er.

Die Gipfelfreude war begrenzt. Nettekoven berichtet: „Wieder im Zelt angekommen, bemerkte ich meine angefrorenen Zehen. Auch durch Massage waren sie nicht zu erwärmen.“ Die folgenden Gipfelversuche muss er aussetzen und ins Basislager zurück. Die Zehen bleiben schließlich dran. Nur die Nerven müssen erst wieder nachwachsen. Kollege Bruce Normand schafft es in einem Kraftakt binnen vier Tagen noch auf die übrigen Gipfel der Gruppe mit Höhen bis zu 6615 Metern. Teilweise haben die bis heute keine Namen, sondern werden auf Karten nur als P1 bis P3 markiert.

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