Interview mit Dorian Steinhoff Bonner Autor präsentiert seinen zweiten Erzählband

BONN · Am Samstag, 9. November, lädt das Euro Theater Central um 22 Uhr zur Buchpremiere eines Bonner Autoren: Dorian Steinhoff liest aus seinem zweiten Erzählband "Das Licht der Flammen auf unseren Gesichtern". Es wird mit Musik gefeiert.

"Literatur ist ein Unterhaltungsmedium mit Erkenntnisgewinn", sagt Dorian Steinhoff.

"Literatur ist ein Unterhaltungsmedium mit Erkenntnisgewinn", sagt Dorian Steinhoff.

Foto: Marco Piecuch

Wie fühlt es sich an, zur Buchpremiere wieder in Ihre Geburtsstadt zu kommen? Was haben Sie für Erinnerungen an Bonn?
Dorian Steinhoff: Es ist schön wieder in Bonn zu sein, ich werde alte Freunde treffen. In meiner Erinnerung riecht Bonn nach Haribofabrik und nach altem Papierstaub auf den Gängen meiner ehemaligen Schule. Alles ist recht hübsch anzusehen und einigermaßen langweilig.

Haben Ihre Texte denn auch noch etwas mit Bonn zu tun?
Steinhoff: Nein, als Ort kommt die Stadt nicht vor. Ich glaube, mir geht es beim Schreiben eher um Raumkonzepte, um Bedeutung von Raum, nicht um spezifische Orte an sich. Deshalb hat Bonn wahrscheinlich keinen Eingang in die Texte gefunden, es war nicht nötig, um ein bestimmtes urbanes Milieu, eine bestimmte Mentalität oder Metaphorik in die Texte tragen zu können.

Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Steinhoff: Als ich 13, 14 Jahre alt war, schrieb ich kurze Gedichte für Mädchen, die ich gut fand und damit beeindrucken wollte. Das setzte sich bis in die Studienzeit fort, die Texte wurden länger, und die Themen und Absichten vielfältiger. Mit 22 zeigte ich einer Freundin, der ich einiges literarisches Verständnis beimaß, ein paar Texte, und sie sagte, ich solle die mal vorlesen gehen. Also trat ich kurze Zeit später das erste Mal bei einem Poetry Slam auf. So hat das angefangen.

Was kann Ihrer Meinung nach Literatur heute bewirken? Welche Aufgabe hat sie?
Steinhoff: Literatur ist ein Unterhaltungsmedium, das die Chance zum Erkenntnisgewinn in sich trägt. Im besten Fall, ohne dass man es merkt.

Zu Ihrem neuen Buch, aus dem Sie am Samstag lesen. Ihre Erzählungen zeichnen sich durch eine zupackende Sprache aus. Wie entsteht die? Wem haben Sie aufs Maul geschaut?
Steinhoff: Mir selber, ich lese mir Passagen oft vor, nachdem ich sie geschrieben habe. Auch im Überarbeitungsprozess spielt das Sich-Selbst-Vorlesen eine wichtige Rolle. Es ist ein Murmeln und Gefrickel, bis ich den Sound mit der Präzision erzeuge, wie ich ihn haben will.

Sie lassen Menschen unter Druck geraten, zeigen aber, dass es für jeden Möglichkeiten gäbe, da wieder herauszukommen?Steinhoff: Ja, ich glaube, das kommt meiner Idee vom Leben am nächsten.

Ihr Herz schlägt für die Anti-Helden: etwa für Hartz IV-Bezieher wie Moritz Lante. Wo besteht für jemanden wie den (aus Ihrer Erzählung "Echt schön, diese Lilien") noch Hoffnung?
Steinhoff: Es besteht immer Hoffnung, es gilt der Kontingenzverdacht: Es könnte alles auch ganz anders sein. Ob durch Willkür, scheinbaren Zufall oder eigene Kraft. Auch das Leben eines Moritz Lante könnte eine positive Wendung nehmen. Deshalb wäre es falsch, diese Idee von Optimismus nicht in die Texte mit einfließen zu lassen. Man würde dem Menschen nicht gerecht werden.

Letzte Frage: Wo steht Dorian Steinhoff in zehn Jahren?
Steinhoff: Blöde Antwort, aber ganz ehrlich: Hoffentlich auf zwei Beinen zur nächsten Buchpremiere in Bonn.

Die Karten für die Dichterlesung kosten acht, ermäßigt sechs Euro. Reservierung unter der Telefonnummer 0228/652951 oder per Mail an eurotheater@eurotheater.de

Zur Person

Dorian Steinhoff, geboren 1985 in Bonn, ist Autor und Literaturvermittler. Er studierte Philosophie, Rechtswissenschaften und Germanistik. Seit 2007 bereist er vortragend die kleinen und großen Bühnen im deutschsprachigen Raum. Seit 2008 arbeitet er mit Jugendlichen in kulturellen Bildungsprojekten. 2012 wurde er mit dem Georg-K.-Glaser-Förderpreis des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet. Er lebt in Düsseldorf.

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