Weiberfastnacht in Bonn Bonna lässt dem Prinzen den Vortritt

BONN · Leicht erkältet geht die Bonna in die Weiberfastnacht. Nora I. hat deshalb ihr Erstspracherecht an diesem Tag an Prinz Jürgen I. abgetreten. "Das haben wir heute Morgen spontan abgesprochen", sagt sie.

 Nicht gut bei Stimme, dafür aber schon fit im Kamellewerfen: Bonna Nora I. in der Matthias-Claudius-Schule beim Training für den Zoch.

Nicht gut bei Stimme, dafür aber schon fit im Kamellewerfen: Bonna Nora I. in der Matthias-Claudius-Schule beim Training für den Zoch.

Foto: Knopp

Aber sie hält sich wacker, bei den 13 Auftritten merkt man ihr nichts an. "Ich habe mir geschworen, an keinem Tag in der Session auszufallen", sagt Ihre Lieblichkeit. Das hat sie bisher geschafft, und die restlichen Tage will sie auch noch durchhalten.

Der erste Termin ist für sie gleich ein besonderer: Bei der Feier in der Poppelsdorfer Clemens-August-Grundschule trifft sie ihren Sohn Elias (7) wieder. Sie sehe ihre Kinder zurzeit nicht so oft wie sonst, sagt Nora I. Das habe aber auch Vorteile: "Meine Kinder sind momentan zuckersüß zu mir."

Diese Grundschule fährt der Prinzenbus jedes Jahr an, was die Equipe Uli Dahl, Präsident der Wiesse-Müüs, zu verdanken hat. Denen gehört auch Nora an: Noch ein weiterer Grund für sie, sich auf diesen Besuch zu freuen. Die Schüler heißen das Prinzenpaar herzlich willkommen, das dort Kamelle wirft und mit einer Polonaise wieder ausmarschiert, die Bonna mit Sohn vorneweg. Auf einem Weiberfastnachtstermin gleich ein Tollitätenkind getroffen: "Zwei Fliegen mit einer Klappe", kommentiert das ein Mitglied des Musikvereins Bonn-Duisdorf im Bus. Denn so muss man jetzt nur noch zu einer Tollitäten-Kind-Schule fahren.

Das ist die Schlossbachschule in Röttgen, die Prinz Jürgen einst selbst besucht hat. Heute geht seine jüngere Tochter dorthin, er trifft sie aber nicht an: "Sie geht mit den Kadetten mit und war heute schon vor mir aus dem Haus." Mit viel Elan begeistert Jürgen I. in der Aula der Tannenbuscher Bertolt-Brecht-Gesamtschule die Jugendlichen - und zwar für die Bonna, als deren Eisbrecher er ja schon die ganze Session über gut funktioniert.

Abfahrt zum Betriebskarneval. Im Bus vertreibt sich Pagin Judith Wester die Zeit damit, Stadtsoldat Frank Spilker ausgerechnet ein Ehrengarde-Tattoo auf die Wange zu zaubern. Zwei Mitglieder des Musikvereins, der seit neun Jahren das Prinzenpaar durch die Weiberfastnacht begleitet, unterhalten sich über Fahrrad-Luftpumpen. Die Bonna bleibt auf ihrem Platz, der Prinz mischt sich auch mal unter die Equipe.

Im Auswärtigen Amt hat die KG Justitia das Foyer in einen venezianischen Palast verwandelt. Auf der improvisierten "Piazza di Marco" zeigt Prinz Jürgen, dass er zumindest einige Brocken Italienisch spricht. Nächster Halt: das Finanzamt Bonn-Innenstadt, das eine kleine Strandparty feiert. "Da ich mein Finanzamt in Bonn-Außen habe, kann ich sowieso sagen, was ich will", stellt der Prinz frech fest.

So geht es weiter, zur Telekom, in die Tiefgarage zur Feier von Amts- und Landgericht, dann zum Post-Tower und in die Stadtwerke-Zentrale. Nachmittags werden Sitzungen besucht, als erstes die des Damenkomitees Rot-Weiß Buschhoven in der Schützenhalle. Auch das ist eine Station, die jedes Jahr angefahren wird. "Das ist der einzige Mitgliedsverein des Festausschusses Bonner Karneval im Vorgebirge", erklärt Prinzenführer Christoph Arnold. Danach geht es noch einmal nach Röttgen, wo in der Turnhalle der Schlossbachschule inzwischen die Seniorensitzung des Festausschusses läuft.

In der Duisdorfer Schmitthalle werden die Tollitäten frenetisch vom Damenkomitee Blau-Weiß und vielen Jecken empfangen, der letzte Termin ist die Sitzung der "Lustigen Bucheckern" im Haus der Springmaus. Ein langer Tag klingt danach fröhlich aus. Auch der Freitag wird wieder anstrengend, immerhin beginnt er mit dem Katerfrühstück der CDU.

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