Interview zur Ermekeilkaserne „Bonn wird als Standort erhalten bleiben“

Bonn · Armin Mörs leitet das Ankunftszentrum in der Südstadt. Über den Standort und dessen Zukunft sowie über Kritik von Ehrenamtlichen und Kommunen sprach er mit Bettina Thränhardt.

Was ist das Besondere am Standort Ermekeilkaserne?

Armin Mörs: Wir haben hier ein großes Gelände, auf dem noch andere Behörden untergebracht sind. Die Bezirksregierung Köln betreibt die Erstaufnahmeeinrichtung auf dem Gelände, außerdem sind die Zentrale Ausländerbehörde Köln, die Bezirksregierung Köln, das Deutsche Rote Kreuz und die Caritas vertreten. Unser großer Vorteil sind die kurzen Dienstwege. Außerdem haben wir ein externes Beschwerdemanagement, bei dem jeder unter 09 11/94 32 34 50 anrufen kann. So können wir schneller auf Kritik reagieren.

Ihr Ankunftszentrum liegt nicht auf der grünen Wiese, sondern in der Bonner Südstadt. Wie gestaltet sich das Zusammenleben mit den Nachbarn?

Mörs: Gute Nachbarschaft ist uns sehr wichtig. Wir haben die Anwohner zu zwei Treffen eingeladen, zum ersten kamen 30 Leute. Einige hatten unter anderem kritisiert, dass die Busse, mit denen die Antragsteller zu uns gebracht werden, die Ermekeilstraße verstopfen. Darauf haben wir reagiert. Jetzt kommen die Busse über die Reuterstraße. Zum zweiten Treffen kamen dann nur noch sieben Anwohner.

Der Flüchtlingszustrom wird kleiner – wird das Ankunftszentrum in der Ermekeilkaserne trotzdem weiter bestehen?

Mörs: Bonn wird nach meinem Kenntnisstand als Standort erhalten bleiben. Im Sinne eines integrierten Flüchtlingsmanagements wird der Akzent demnächst stärker auf die Integration gelegt. Nach den bisherigen Erfahrungen brauchen einige Flüchtlinge neun Jahre, um in das Arbeitsumfeld integriert zu werden. Da sind viele Dinge in der Diskussion. Aktuell sind wir mit der Bundesagentur für Arbeit im Gespräch, die auf dem Gelände einen ,Integration Point' aufbauen möchte.

In der Vergangenheit gab es Kritik von Ehrenamtlichen und Vertretern von Kommunen, weil Flüchtlinge eingeladen wurden, einen Tag gewartet haben und dann doch keinen Antrag stellen konnten. Wie bewerten Sie diese Vorfälle?

Mörs: Meine Mitarbeiter und ich streben jeden Tag nach einem reibungslosen Ablauf, vor allem im Sinne der Antragsteller. Niemand möchte, dass Menschen unverrichteter Dinge gehen. Ein wichtiger Punkt dabei ist das Zusammenspiel aller Akteure – also unserer Mitarbeiter, den Dolmetschern, den vielen Freiwilligen und auch den zuständigen Stellen des Landes, die die Menschen zum Ankunftszentrum bringen. Die gegenseitige Kommunikation musste sich bei allen einspielen. Da geht es auch darum, Abläufe abzustimmen und keine falschen Erwartungshaltungen zu wecken. Heute klappt das sehr gut. Seit September habe ich noch einmal Personal bekommen. Dass Dolmetscher wegen Krankheit mal ausfallen, wird sich nie vermeiden lassen.

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