Müllabfuhr hat viel zu tun Mehr Sperrmüll in Bonn seit Beginn der Corona-Krise

Bonn · Der Abfallentsorger Bonnorange holt Sperrmüll während der Pandemie mit einem zusätzlichen Lkw ab. Der erwartete Ansturm nach der Wiederöffnung auf die Wertstoffhöfe bleibt aus. Deshalb kehrt das kommunale Unternehmen zurück zu den alten Öffnungszeiten.

Sammeln derzeit jede Menge Sperrmüll ein: die Bonnorange-Mitarbeiter Andreas Harin, Daniel Zopp und Danny Mier (von links).

Sammeln derzeit jede Menge Sperrmüll ein: die Bonnorange-Mitarbeiter Andreas Harin, Daniel Zopp und Danny Mier (von links).

Foto: Benjamin Westhoff

Die Jungs sind noch keine Stunde mit ihrem Truck unterwegs, da fährt der „Sheriff“ vor. Die Tür des weißen Vans geht auf. Andreas Jambor steigt aus. Der Mann ist bei Bonnorange für Recht und Ordnung zuständig. Er kontrolliert, ob Müll rumliegt, wo er nicht hingehört.

Daniel Zopp, Danny Mier und Andreas Harin sind an diesem Morgen mit ihrem orangenen Truck in Medinghoven unterwegs, um Sperrmüll einzusammeln. Gerade haben sie zwei Sofas, einen Schrank und ein paar alte Fußleisten in den Schlund der Presse geworfen. Knirschend und krachend verschlingt sie den ganzen Krempel. Auf dem Gehweg in der Wohnsiedlung bleibt aber noch einiges liegen, womit sie nicht gefüttert werden darf: Pappe, Klamotten und sogar ein Stück Pizza.

Dieser Haufen ist ein Fall für Jambor. Er verteilt rote Zettel an seine Mitarbeiter, darauf ein Hinweis an die Anwohner, was nicht in den Sperrmüll gehört. Die Männer kleben sie auf die Überreste. Jambor hat die Telefonnummern der Hausmeister in der Siedlung. Die verständigt er. „Ein paar Tage dauert das, dann ist das picco bello“, sagt er.

Deutlich mehr Sperrmüll seit Beginn der Krise

Seit Beginn der Corona-Krise fällt in der Stadt deutlich mehr Sperrmüll an. Normalerweise sind dafür vier Wagen im Einsatz, derzeit sind es fünf. Statt zwei Touren zum Wertstoffhof fahren Zopp und seine Kollegen momentan oft drei. „Wo holen die Leute das ganze Zeug her?“, fragt Zopp. „Irgendwann muss der Keller doch mal leer sein.“

Ein paar Meter die Straße runter wartet schon der nächste Müllberg. Darunter finden sich auch ein Backofen und zwei Kühlschränke. Nichts davon gehört in den Sperrmüll. „Gestern hatten wir eine Badewanne“, sagt Zopp. „War eher ein Whirlpool – für zwei“, fügt Mier hinzu. Auch drei Toiletten waren dabei. Alles Bauschutt, kein Sperrmüll. Mier holt normalerweise den Hausmüll ab. Wegen der momentanen Situation hilft er bei der Sperrmüll-Tour aus.

Die Arbeit unterscheide sich nicht großartig. „Beim Restmüll laufe ich ein bisschen mehr, am Tag schon mal 20 Kilometer“, sagt Mier. Für diesen Tag zeigt seine Uhr bereits 3000 Schritte an. „Gestern beim Sperrmüll waren es abends 17.000, das sind ungefähr 15 Kilometer“, sagt er. Nur ein paar Schritte weiter auf der anderen Straßenseite türmt sich noch mehr Sperrmüll. Obwohl es noch recht kühl ist, haben die Männer Schweißperlen auf der Stirn.

Personal so gut es geht schützen

Um 8.36 Uhr ist der Wagen schon zu drei Vierteln gefüllt. Wenn nichts mehr reingeht, fahren sie den Sperrmüll nach Troisdorf. Hin- und Rückfahrt dauern etwa 40 Minuten. Normalerweise machen sie die Fahrt zu dritt, derzeit warten zwei, bis einer den Müll weggebracht hat. Bonnorange versuche, sein Personal so gut es geht vor dem Corona-Virus zu schützen, sagt Pressesprecher Jérôme Lefèvre: „Wir haben zum Beispiel das Personal in den Wagen der Stadtreinigung reduziert, dort wollen wir jetzt auch Trennwände aus Plastik einbauen.“

Aufgestockt hatte das Unternehmen das Personal an den Wertstoffhöfen, die seit März geschlossen waren. „Wir waren auf einen Ansturm vorbeireitet, als wir wieder geöffnet haben“, sagt Lefèvre. Der blieb aber aus und die Höfe sind wieder zu den gewohnten Zeiten geöffnet. In der Anlage in Bad Godesberg fällt der zusätzliche Tag am Samstag weg. Seit Beginn der Corona-Krise beobachtet das Unternehmen auch, dass mehr Müll wild entsorgt wird. „Unsere These war: Es liegt daran, dass die Wertstoffhöfe zu sind“, sagt Lefèvre. Aber trotz der Öffnung habe sich nichts daran geändert.

Geändert hat sich auch für die Männer nicht viel. „Wir tragen jetzt halt Maske“, sagt Zopp. Und Mier sagt: „Wenn wir nicht wären, hätten die Leute andere Probleme als Corona.“ Die drei sortieren, schleppen und entsorgen weiter, was die Anwohner vor die Tür gestellt haben. In diesem Haufen finden sie: Videos, Farben, Motoröl, ein Radio, Verkleidungen von Autotüren. Was hinein darf, wandert in die Presse. Was übrig bleibt, bekommt einen  roten Zettel. Mier sagt: „Ich komme aus Lannesdorf. Da stellen wir das ordentlich hin, sonst gibt’s was drüber von den Nachbarn.“

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