Aktion zur Not der Veranstaltungsbranche Bonner Gebäude strahlen rot in der „Night of Light“

Bonn · In Bonn und ganz Deutschland haben am Montagabend mehr als 7500 Gebäude rot geleuchtet. Die Aktion „Night of Light“ soll als Warnsignal für die schlechte Situation der Veranstaltungsbranche dienen. Durch die Coronakrise stehen dort viele beliebte Orte, aber auch unzählige Existenzen auf dem Spiel.

 Zur "Night of Light" leuchteten Bonner Gebäude rot.

Zur "Night of Light" leuchteten Bonner Gebäude rot.

Foto: Benjamin Westhoff

Überall leuchtet es rot: Brückenforum, WCCB, Malentes Theaterpalast, GOP, Harmonie, Springmaus und zahlreiche andere Gebäude in Bonn und der gesamten Bundesrepublik haben an diesem Montagabend mit der „Night of Light“ ein eindringliches Fanal gesetzt, um auf die noch immer prekäre Situation der gesamten Veranstaltungsbranche hinzuweisen.

Dieser Wirtschaftsfaktor, zusammen mit der Kultur- und Kreativwirtschaft immerhin der viertgrößte Deutschlands, ist von der Corona-Krise besonders schwer getroffen worden: Messen, Tagungen, Festivals, Konzerte wurden Mitte März als erstes untersagt und sind auch derzeit – wenn überhaupt – nur unter umfangreichen Auflagen möglich. Nun soll die Aktion, an der sich mehr als 7500 Institutionen beteiligen, als Warnsignal dafür dienen, dass viele beliebte Orte, aber auch unzählige Existenzen auf dem Spiel stehen.

Auch auf der Kulturmeile in Endenich hat Corona Spuren hinterlassen. Der monatelange Lockdown hat die Betreiber vor Ort an ihre Grenzen gebracht. Und noch ist unklar, wie es weitergehen wird. Zwar dürfen Theater offiziell wieder Veranstaltungen durchführen, doch nach der Aussage von Andrea Heister, der künstlerischen Leiterin der Springmaus, herrsche eine große Unsicherheit in der Bevölkerung. „Wir werden mitunter als Superspreader stigmatisiert, dabei sind die Auflagen etwa an Lüftungsanlagen in Spielstätten höher als in jedem Flugzeug“, sagt sie. „Ich stehe im Kontakt mit vielen anderen Häusern und keines verkauft derzeit genug Karten, damit sich eine Vorstellung lohnt.“

Zumal die geltenden Beschränkungen einen regulären Betrieb ohnehin nicht wirtschaftlich erscheinen lassen. „Wir dürften derzeit 130 Leute in unseren Saal lassen, aber erst ab 170 Besuchern schreiben wir schwarze Zahlen“, so Heister.

Andere warten derweil auf konkrete Aussagen seitens der Politik. „Unser Terminkalender ist voll, weil wir ja auch alles in den Herbst verschoben haben. Aber wir haben keine Ahnung, ob und wenn ja, unter welchen Bedingungen wir Konzerte machen können“, erklärt Wolfgang Koll, einer der Inhaber der Harmonie. „Es gibt einfach kein Konzept für unbestuhlte Clubs wie den unseren. Allerdings können wir nicht länger warten. Wir müssen jetzt endlich Klarheit bekommen, was erlaubt sein wird, damit wir entsprechend agieren können, etwa durch Absage von Konzerten oder Werbung für die, die wir durchführen dürfen. Mir ist bewusst, dass das schwierig ist, und ich möchte auch nicht mit den Politikern tauschen. Aber wir brauchen eine konkrete Perspektive.“

Die „Night of Light“ in Bonn und der Region
29 Bilder

Die „Night of Light“ in Bonn und der Region

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Doch bei der „Night of Light“ geht es um mehr als nur die Veranstaltungsorte. All die Kräfte im Hintergrund, die für Licht und Ton und Bühne und all die anderen scheinbar selbstverständlichen Aspekte verantwortlich sind, haben ebenfalls massive Einbußen erfahren. Auch sie hängen derzeit in der Luft. „Es ist schon bitter, wie schnell alles den Bach runtergehen kann“, sagt Knut Faßler, der mit seiner Firma TSF Veranstaltungsservice die Harmonie beleuchtet. Vor der Krise hatte er zehn Mitarbeiter und ein dick gefülltes Auftragsbuch. Jetzt steht er alleine da, seine Angestellten sind in Kurzarbeit.

„Die Einmalzahlung vom Staat habe ich verwendet, um Rechnungen zu bezahlen, aber von irgendetwas muss ich auch leben. Einnahmen habe ich keine, das Arbeitslosengeld II reicht nicht für die laufenden Kosten, und die Stundungen beim Finanzamt werden mir spätestens im kommenden Jahr den Hals zuschnüren“, sagt er. „Da muss es doch flexiblere Lösungen geben. Ich würde mir daher wünschen, dass die Politik die 'Night of Light' zum Anlass nimmt, um mit uns in einen Dialog zu treten. Momentan stehen wir leider auf der Roten Liste – dabei wollen wir doch einfach nur arbeiten und den Menschen wieder ein besonderes Erlebnis bieten können.“ Bleibt zu hoffen, dass dies im Herbst tatsächlich wieder möglich sein wird.

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