Gutachten des Wissenschaftsrats Uniklinik Bonn gehört zu besten Standorten in NRW

Düsseldorf · Der Wissenschaftsrat sieht großen Nachholbedarf bei der Digitalisierung der Medizinischen Hochschulen in Nordrhein-Westfalen. Bonn und Köln gehören zu den leistungsstärksten Standorten in NRW.

 Dank exzellenter Leistungen in der Forschung zählt das Uniklinikum Bonn zu den leistungsstärksten Standorten in NRW.

Dank exzellenter Leistungen in der Forschung zählt das Uniklinikum Bonn zu den leistungsstärksten Standorten in NRW.

Foto: Benjamin Westhoff

Der Wissenschaftsrat sieht großen Nachholbedarf bei der Digitalisierung der Medizinischen Hochschulen in Nordrhein-Westfalen. Rund 50 Millionen Euro pro Standort seien grob geschätzt allein notwendig, um den Anschluss an die digitale Entwicklung nicht zu verpassen, sagte Ingo Autenrieth, Leiter der Gutachten-Kommission zur Bewertung der medizinischen Hochschulausbildung beim Wissenschaftsrat. Das entspräche bei sieben staatlichen Medizinischen Hochschule im Land insgesamt rund 350 Millionen Euro.  Hinzu komme der Investitionsbedarf aufgrund des Sanierungsstaus etwa an Gebäuden, der nicht ermittelt wurde. Das 2021 auslaufende Modernisierungsprogramm des Landes in Höhe von 2,4 Milliarden Euro habe diesen Stau noch nicht beseitigt.

Die Landesregierung hatte im Sommer 2018 zum ersten Mal seit 20 Jahren beim Wissenschaftsrat ein Gutachten in Auftrag gegeben, um die  Hochschulmedizin in NRW zu bewerten. Neben der Digitalisierung untersuchte das unabhängige Beratungsgremium auch, inwieweit die Hochschulmedizin auf die demographischen Herausforderungen vorbereitet ist. Ein weiterer Schwerpunkt neben Forschung und Lehre war dabei die Krankenversorgung, auch im ländlichen Raum.

Rat empfiehlt medizinische Hochschulen besser zu vernetzen

„Es ist Aufgabe des Landes NRW, seine Universitätsmedizin durch eine kluge Förder- und Finanzierungspolitik zu unterstützen und zukunftsfähig zu machen“, resümierte die Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Martina Brockmeier. Eine starke Gesundheitswirtschaft werde sich auch für den Standort auszahlen.

Eine weitere Empfehlung des Wissenschaftsrates lautet, die Medizinischen Hochschulen besser miteinander zu vernetzen. Damit ließen sich insbesondere Einsparungen in der Forschung erzielen. Kooperationen müssten ausgebaut werden. Und: „Wir brauchen mehr Studienplätze für Mediziner – das kann man auch an den bestehenden Standorten realisieren“, ergänzte  Autenrieth.

Uniklinik Bonn und Köln gehören zu den besten Standorten

Den Standorten Aachen, Bonn und Köln stellte der Wissenschaftsrat das beste Zeugnis aus. Das Uniklinikum Bonn zähle dank exzellenter Leistungen in der Forschung zu den leistungsstärksten Standorten in NRW. Klarer Standortvorteil sind dem Wissenschaftsrat zufolge die Kooperationen mit vielen außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Nachholbedarf sehen die Wissenschaftler aber auch hier bei der Digitalisierung. Zudem könne die Lehre innovativer sein. Eindeutig negativ fällt das Urteil über das Kooperationsmodell der Universitäten Bonn und Siegen aus, an dem 25 Studierende teilnehmen. Der dafür notwendige Aufwand sei nicht gerechtfertigt. Das Konzept sei „nicht überzeugend“.

In Köln hemme die baulich-technisch veraltete Infrastruktur den Standort, der zu den leistungsstärksten in NRW zähle. Die Forscher loben die sehr produktive Lehr- und Lernkultur im Studiengang Humanmedizin. Viele Gebäude seien aber dringend sanierungsbedürftig. Das Gutachten attestiert Köln zudem exzellente Forschung und hervorragende Kooperationen mit außeruniversitären Einrichtungen. Dies könne noch weiter ausgeschöpft werden. Zudem sollten Human- und Zahnmedizin ein integratives Forschungskonzept entwickeln.

Der Bericht, an dem 66 Gutachter beteiligt waren, umfasst rund 1500 Seiten. Die Landesregierung will gemeinsam mit den Hochschulen und Universitätskliniken nun die Umsetzung der Empfehlungen prüfen. „Die Ergebnisse werden NRW noch Jahre beschäftigen“, sagte Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos).

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