Beerdigung von Kommissar Julian Rolf Bonn trauert um erschossenen 23-jährigen Polizisten

Bonn · Der 23-jährige Polizist, der am 10. Dezember an den Folgen eines Schusses in den Hals starb, ist am Freitag in Bonn beigesetzt worden. Zeitgleich fand eine bundesweite Gedenkminute statt, die von Privatleuten auf Facebook organisiert wurde.

Es war ein bewegendes und ein bedrückendes Bild: Rund 500 Menschen, die Hälfte von ihnen uniformierte Polizisten aus ganz NRW, zogen am Freitagmittag in einer langen Prozession durch Endenich. An der Spitze des Zuges trugen Beamte den Sarg von Polizeikommissar Julian Rolf, der am 10. Dezember an seinen Verletzungen starb. Seinen Namen veröffentlicht die Polizei den Angaben ihres Sprechers zufolge mit Einverständnis der Familie. Ein 22-jähriger Kollege hatte ihm auf dem Weg zu einer Einsatzübung im Polizeipräsidium Ramersdorf Ende November in den Hals geschossen.

Im Trauergottesdienst in der Kirche St. Maria Magdalena nahmen Angehörige, Freunde und Kollegen Abschied, bevor der junge Polizist auf dem Friedhof Endenich beigesetzt wurde. An der Trauerfeier nahmen auch NRW-Innenminister Herbert Reul, Staatssekretär Jürgen Mathies, der Inspekteur der Polizei NRW, Bernd Heinen, und Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa teil. Polizeiseelsorger Norbert Schmitz versuchte, Trost zu spenden: „Am Ende ist alles gut. Und wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende.“ Drei Kollegen aus der Einsatzhundertschaft zitierten die Band Kasalla: „Wir sehen uns wieder, ich glaub da dran.“ Und die Sportskameraden aus dem Volleyballverein und Julian Rolfs Freundin beschrieben in bewegenden Nachrufen einen lebensfrohen und herzensguten Menschen.

Den musikalischen Rahmen hatten Julians Weggefährten sorgfältig ausgewählt mit Liedern wie „Hoffnung“ von Kontra K und „One More Light“ von Linkin Park. Die Trauerfeier endete mit dem irischen Segenslied „Möge die Straße uns zusammenführen“. Als der Trauerzug sich anschließend zum Friedhof bewegte, blieben am Straßenrand viele Menschen stehen und erwiesen dem Verstorbenen Respekt. Am Polizeipräsidium Bonn wehten die Fahnen auf Halbmast, die Streifenwagen trugen Trauerflor an den Antennen.

Außerhalb der Bonner Polizei organisierten zwei Privatleute eine Gedenkminute. Die Initiatoren der Facebook-Seite „Polizei-Gedenkseite“, Sicherheitsmann Michael Niepott und der Magdeburger Polizist Stefan Perlbach, riefen bundesweit dazu auf, zum Beginn der Trauerfeier um 12 Uhr für eine Minute innezuhalten. Polizisten in Streifenwagen sollten möglichst aussteigen und salutieren. Eine Aktion, die bei Beamten auch auf Kritik stieß. Die Bonner Polizei wollte die Aktion nicht kommentieren.

„Es ist einfach der letzte Gruß auf der letzten Dienstreise“, erklärte Initiator Niepott den Hintergrund. Bei der Polizei sei es zwar nicht üblich, zu salutieren, das Vorbild für die Aktion stamme aber aus den USA. Dort sei es „gang und gäbe“, im Dienst verstorbene Polizisten mit Salut und Gewehrschüssen zu verabschieden, sagte Niepott dem GA. 2002 habe er selbst einen Freund verloren, der Polizist war und bei einem Einsatz erschossen wurde. Dieser Einschnitt bewegte ihn dazu, seine Gedenkseite ins Leben zu rufen.

Inzwischen soll der 22-jährige Schütze Kölner Medien zufolge sein Schweigen gebrochen und den Ermittlern über seinen Anwalt schriftlich mitgeteilt haben: Der Schuss, der seinen Kollegen im Hals traf, habe sich versehentlich beim Überprüfen der Pistole gelöst, als ihn ein Geräusch erschreckt habe. Weder die Bonner Staatsanwaltschaft noch sein Verteidiger Christoph Arnold wollten sich dazu äußern. Dem Anwalt zufolge leidet der 22-Jährige sehr.

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