Beethovenhalle fällt aus Bonn sucht Hallenersatz für Auftritt der Berliner Philharmoniker

BONN · Der Termin des weltberühmten Orchesters in Bonn ist für 2020 bereits gebucht. Jetzt muss die Stadt einen Ersatz für die Beethovenhalle finden.

Die Fraktion der Sozialliberalen hat wegen der Bauverzögerungen in der Beethovenhalle eine Sondersitzung des Stadtrates beantragt. Die Verwaltung müsse umfassend über Auswirkungen auf das Beethoven-Jubiläumsjahr 2020, Kostensteigerungen und Alternativpläne berichten, forderte Felix Kopinski, der Vorsitzende der dreiköpfigen Fraktion, am Montag. Die Sozialliberalen begründeten ihren Antrag unter anderem damit, dass die Stadtverwaltung den Betriebsausschuss des Städtischen Gebäudemanagements (SGB) am Donnerstag nicht ausreichend ins Bild gesetzt habe.

Am Montag sollte ein Krisengespräch zwischen der Stadt und den Generalplanern der Beethoven-Hallensanierung stattfinden: Erwartet wurden die Eigentümer des Büros Nieto Sobejano Arquitectos GmbH, mit denen Stadtdirektor Wolfgang Fuchs über Beschleunigungsmöglichkeiten reden wollte. Über Ergebnisse des Treffens war vom Presseamt bis Redaktionsschluss nichts zu erfahren.

Universität bietet Aula als Spielstätte im Jubeljahr an

Planungsprobleme, schwieriger Untergrund und unerwartet schlechte Bausubstanz verzögern das Projekt nach Stadtangaben bis Februar 2020. Nach einer dreimonatigen Einschwingphase könnte die Beethovenhalle also erst ab Mai 2020 wieder bespielt werden. Wie viele Veranstaltungen des ganzjährigen Beethoven-Programms betroffen sind, bleibt unklar.

„Die Frage lässt sich zur Zeit nicht seriös beantworten, weil wir uns in einem dynamischen Prozess mit vielen Partnern befinden“, erklärte Christian Lorenz, künstlerischer Geschäftsführer der Beethoven Jubiläums Gesellschaft mbH. „Im kritischen Zeitfenster liegen ganze Veranstaltungsblöcke wie die geplante Sonderausgabe des Beethovenfestes im März oder der Deutsche Orchesterwettbewerb.“ Auch das Beethoven Orchester, dessen neue Heimspielstätte die Halle werden soll, hat im Jubeljahr viele Auftritte in der Halle geplant.

Aufgabe der Stadt wird sein, vor allem für die Auftritte vor großem Publikum Ersatzspielorte für die bis zu 2000 Gäste ausgelegte Beethovenhalle zu finden. So stellt sich die Frage, wo die Berliner Philharmoniker spielen könnten. Aus gut unterrichteten Kreisen heißt es, ein Termin für den Auftritt des weltbekannten Orchesters in Bonn sei schon gebucht. Die Pressestelle der Philharmoniker will das vor Veröffentlichung der Spielpläne allerdings nicht bestätigen. Auf der Internetseite des Ensembles ist erkennbar, dass die Musiker auch schon mal in Sporthallen oder umgebauten Fabriken auftreten.

Die Oper mit ihren rund 1000 Plätzen wäre wohl zu klein für ein Konzert des Spitzenorchesters. Der Spielplan des Hauses steht nach GA-Informationen für 2020 außerdem schon zu rund 60 Prozent fest, und auch an den restlichen Tagen gibt es größtenteils Vorplanungen. Bei letzteren existiert noch Spielraum. Fallen allerdings Veranstaltungen weg, hat das Konsequenzen für die Personal- und Finanzplanungen des städtischen Theaters. „Wir führen in dieser Woche Gespräche mit der Stadtverwaltung, um nach konstruktiven Lösungen zu suchen“, sagte Generalintendant Bernhard Helmich.

Telekom signalisiert Bereitschaft

Die Telekom, deren Telekomforum Platz für rund 1000 Gäste bietet, signalisiert Bereitschaft für Kooperationen. „Wir schauen in jedem Einzelfall, ob es passt“, so Telekom-Sprecher Dirk Wende. Da die Buchung aber nicht gewinnorientiert, sondern unterstützend erfolge, müsse auch auf den eigenen Etat geschaut werden.

Eine ähnliche bestuhlte Platzanzahl können die Stadthalle im großen Saal anbieten beziehungsweise das Brückenforum in Beuel. Nach Auskunft der Prokuristin des Brückenforums, Kirsten Melter, seien noch Veranstaltungstermine frei. „Aber weitere Buchungen erwarten wir in nächster Zeit.“

Auch im WCCB könnte es eng werden. Wie berichtet, hat Michael Kleine-Hartlage, Geschäftsführer der BonnCC, für das Kongresszentrum schon viele verbindliche Buchungen für 2020. Bis zu 2000 bestuhlte Plätze kann das Maritim zur Verfügung stellen. Laut Hotelgeschäftsführer Henrik Große-Perdekamp liegen für das Jubiläumsjahr erste Reservierungen vor. „Wenn die Stadt Termine anfragt, werden wir das prüfen.“ Eine weitere, kleinere Alternative ist die Aula im Universitäts-Hauptgebäude, in der das Beethoven Orchester am vorigen Sonntag ein Konzert spielte. Uni-Rektor Michael Hoch hat der Stadt angeboten, 2020 bei rechtzeitiger Information auch die Aula nutzen zu dürfen.

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