Historischer Bildband Bonn schlägt das Familienalbum auf

Bonn · Auf fast 300 Seiten vereint ein neuer Bildband mit dem Titel „Bonn. Von der Rheinreise zu den Ostverträgen“ knapp 400 historische Aufnahmen aus der Stadt am Rhein mit ihrem ganzen Repertoire.

So jung kommen die Bonner so rasch nicht mehr zusammen wie in diesem Buch, mit dem der Kölner Greven Verlag dieser Tage auf der Frankfurter Buchmesse von sich reden macht. Mitherausgeber sind das Bonner Stadtarchiv und der General-Anzeiger.

Auf fast 300 Seiten vereint das Bilderwerk „Bonn. Von der Rheinreise zu den Ostverträgen“ knapp 400 historische Aufnahmen aus der Stadt am Rhein mit ihrem ganzen Repertoire – dem romantischen, dem politischen, dem diplomatischen, dem bürgerlichen sowie dem ganz alltäglichen Geschehen.

Die frühesten Aufnahmen entstammen dabei den Anfängen der Fotografie, die jüngsten Abbildungen entstanden zu jener Zeit, als Willy Brandt in Bonn als Bundeskanzler wirkte. Gestochen scharf blicken dem Betrachter etwa Bonner Bürger in ihren Sonntagsanzügen auf dem Marktplatz entgegen.

Stoisch scheinen die beiden Schaffner auf der Plattform der Straßenbahn zwischen Bonn und Beuel das Werk des Fotografen zu verfolgen. Und vor dem Hintergrund der alten Rheinbrücke lassen zwei Dutzend Mädchen in weißen Kleidern und mit Blumen in den Zöpfen die Lauten erklingen.

Ästhetische Qualität

Mit den Motiven und der Art ihrer Präsentation gelingt es dem Band nicht nur, die eigene ästhetische Qualität eines jeden Bildes auf gestalterische Weise zur Entfaltung zu verhelfen. Auch erzählt er in den Beitexten vielfach die Geschichte „hinter“ den Bildern.

Von der Herausforderung, den schulmäßigen Texthistorikern das „Bilder gucken“ beizubringen, weiß der aus Bonn stammende Fotograf, Germanist und Kunsthistoriker Rolf Sachsse mehr als ein Lied zu singen. „Ein Bildbuch muss Geschichte erzählen“, sagt Sachsse.

Über viele Monate hat der Kenner Bonner Bildbestände die Auswahl für das Buch getroffen. Knapp fünf Jahrzehnte nach dem von Heinrich Lützeler herausgegebenen Band „Bonn am Rhein, so wie es war“ liegt nun erstmals wieder ein fotografisches Kaleidoskop aus Beethovenstadt, Universitätsstadt, Bundeshauptstadt und Wohnort vor.

Alle Größen der Fotografie

Die Bilder zeigen Bonn mit seinen einstigen Vororten und als beliebtes Ausflugsziel bis hin zum Aufstieg als Bundeshauptstadt. Vertreten sind alle Größen der Fotografie, die in Bonn Spuren hinterließen: Käthe Augenstein, Paulus Belling, Chargesheimer, Theodor Creifelds, Josef Heinrich Darchinger, Francis Frith, Ruth Hallensleben, Robert Lebeck, Charles Marville, Lee Miller, August Sander, die Familie Schafgans, Anselm Schmitz und viele mehr.

„Bonn. Von der Rheinreise zu den Ostverträgen. Fotografien 1850 bis 1970.“ Rolf Sachsse. 288 Seiten, 382 vierfarbig gedruckte Abbildungen. ISBN 987-3-7743-0643-1. 39,90 Euro.

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