Porträt von Bodo Buhse Bonner zieht als Reiseleiter durch die Welt

Er war erst Marineoffizier und und dann Büroleiter bei dem SPD-Politiker Egon Bahr. Auch im Ruhestand führt Bodo Buhse als Reiseleiter ein bewegtes Leben in der ganzen Welt.

Auf der ganzen Welt zu Hause: Bodo Buhse in seiner Marine-Bar in Tannenbusch.

Auf der ganzen Welt zu Hause: Bodo Buhse in seiner Marine-Bar in Tannenbusch.

Foto: Stefan Hermes

Die erste „Reise“ seines Lebens musste Bodo Buhse 1945 als Einjähriger auf dem Heuwagen vom damaligen Hartfeld (heutiges Padniewo in Polen) zum niedersächsischen Salzgitter-Heerte mitmachen. Dort hatte sein Vater Arbeit bei einem Waggonbauer gefunden. Als er mit seiner sieben Jahre älteren Schwester, Mutter und Großmutter dort ankam, hatten sie alles, was sie besaßen, auf ihrem langen Fußmarsch verkauft oder getauscht, um überleben zu können.

Mit dem späteren Umzug nach Braunschweig und dem Abgang von der Mittelschule begann ein eher rastloses Leben für den sechzehn Jahre alten Bodo. Eine kaufmännische Lehre absolvierte er lustlos. „Für mich stand damals Sport im Mittelpunkt“, sagt er heute. 1963 bewarb er sich bei der Marine, wo er zunächst eine Ausbildung zum Starkstromelektriker machte und dann über das Nachholen der Fachhochschulreife die Offizierslaufbahn einschlagen konnte. Als Wachoffizier fuhr er fünf Jahre auf Minensuch- und Schnellbooten.

In Kalifornien lernte er seine spätere Ehefrau kennen

Bonn: Porträt des Reiseleiters Bodo Buhse
Foto: grafik

Bevor er 1973 noch bei einer Reise mit dem Marine-Schulschiff „Deutschland“ nach San Francisco auf seine spätere Frau Karin traf, war er – was für sein weiteres Leben noch entscheidende Bedeutung bekommen sollte – Mitglied der SPD geworden. „Nicht weil ich besonders politisch interessiert war oder Karriere machen wollte, sondern weil mich der Mensch und Politiker Willy Brandt faszinierte.“

So vermittelt auch Bodo Buhse heute noch das Bild eines Mannes, der wie sein Vorbild gerne Stellung bezieht und zu seiner Meinung steht. Seit 1976 war der Marine-Offizier vom Begründer des Ortsvereins im schleswig-holsteinischen Medelby, das bis 1981 – seinem Umzug nach Bonn – für ihn die Heimat war, über den stellvertretenden Kreisvorsitzenden seiner Partei im Kreisverband Schleswig bis zum Stadtrat in Bonn und all seinen weiteren ehrenamtlichen Positionen immer sozial engagiert unterwegs. Buhse saß in den Vorständen des SPD-Unterbezirks Bonn, des Mietervereins, im Aufsichtsrat der Vebowag.

„Ich war kaum sechs Monate aus San Franciso zurück“, erzählt Buhse mit einem Schmunzeln im Gesicht, da habe seine spätere Frau, die er in Kalifornien kennengelernt hatte, mit ihren acht und zehn Jahre alten Kindern vor seiner Tür gestanden. Heute freut sich das Paar über vier Enkelkinder. Als ihre Tochter Caroline achtzehn und Sohn David sechzehn Jahre alt wurden, konnten sie auch eine Zäsur mit dem Wohnen in Schleswig-Holstein und dem Umzug nach Bonn angehen, um den Bodo Buhse vom SPD-“Urgestein“ Egon Bahr gebeten wurde. Bahr wollte den Leiter seines Wahlkreisbüros „SchleswigFlensburg“ zu seinem persönlichen Referenten und Büroleiter in Bonn machen. Schon drei Jahre zuvor (1978) hatte sich Kapitänleutnant Buhse von der Marine beurlauben lassen, weil Bahr ihn als Leiter seines Wahlkreisbüros wollte.

Für Buhse war Bahr „ein Mann mit Weitblick und Visionen, ein Querdenker, der sich, wenn er von einer Sache überzeugt war, nicht abbringen und beirren ließ, trotz gröbster Anfeindungen und schmutzigster Angriffe.“ Was Bahr am meisten gehasst habe, erinnert sich Buhse, seien Ignoranz und Dummheit gewesen. Eine Einstellung, die auch er sich zu eigen gemacht hat. Als Buhse zurück zur Marine wollte, gab Bahr ihm zu bedenken, dass sie doch eigentlich kein Arbeitsverhältnis miteinander hätten, sondern Freunde geworden seien. „Und Freunde verlässt man nicht.“ Da habe Buhse ihm die Hand gegeben und gesagt, „so lange du mich brauchst, bin ich für dich da“, erinnert sich Buhse mit leisem Sentiment. Er versprach seiner Frau, dass sie nach dem Ende seiner Tätigkeit in Bonn wieder nach Schleswig-Holstein ziehen würden und organisierte fortan zehn Jahre lang Bahrs politisches Leben.

„Vom Rückzug in den Norden hat meine Frau nie wieder gesprochen“, lacht Buhse. Beide fühlten sich im Rheinland sehr wohl. Dieses Wohlfühlen sei für ihn auch das Wesen seines Begriffs von Heimat. „Wenn meine Frau morgen in wärmere Gefilde ziehen möchte“, dann sei es für ihn auch kein Problem, noch einmal alle Sachen zu packen. „Ich bin immer für neue Dinge zu haben“, sagt er. Darum sei er nun auch schon seit bald zehn Jahren als Reiseleiter oder -betreuer mit dem SPD-Reiseservice unterwegs. „Als ‚Mariner‘ bin ich ja schon gern und viel gereist und auch als Mitarbeiter von Egon Bahr habe ich meinen Hintern nicht auf einem Bürostuhl platt gesessen“, amüsiert sich Buhse. Aber dass er mal als Reiseleiter durch die Welt zöge, hätte er niemals in Erwägung gezogen, wenn ihn nicht ein „alter Weggefährte“ überredet hätte.

Das Schönste am Reisen sei, dass man nicht nur andere Menschen, sondern auch Städte und Länder kennen und schätzen lerne. „Reisen bildet nicht nur, sondern hält auch Kopf und Beine in Gang“, so sein Fazit. Begeistert berichtet er von seinen Trips nach Athen, Rhodos und Sankt Petersburg, die er in diesem Jahr schon – teilweise mehrfach – begleitet oder geführt hat. 2020 würde er gerne die Schiffsreise von den Kapverden zu den Kanaren mitmachen „Alles mit Wasser ist mir immer noch das Liebste.“

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