Trauerfeier in der Lutherkirche Bonn nimmt Abschied von Horst Ehmke

BONN · Weggefährten und SPD-Führung verabschiedeten Politiker Horst Ehmke am Samstagmorgen mit einer Trauerfeier in der Lutherkirche.

 Trauerfeier für Horst Ehmke in der Lutherkirche.

Trauerfeier für Horst Ehmke in der Lutherkirche.

Foto: Barbara Frommann

Sechs Tage nach dem Tod von SPD-Politiker Horst Ehmke kamen am Samstag Verwandte, Freunde und Weggefährten zum Trauergottesdienst in die Lutherkirche. Unter den Trauergästen waren auch die SPD-Politiker Martin Schulz, Andrea Nahles, Peer Steinbrück und Katarina Barley.

"Viele von Ihnen haben ihn erlebt", sagte Pfarrerin Ulrike Veermann, "ob in der Wissenschaft, in der parteilichen oder überparteilichen Politik, im Bund oder Land – der Danziger, der es geschafft hat, im rheinischen Karneval anzukommen." Sie trug das Gedicht "Mondnacht" von Joseph von Eichendorff vor, der zu Ehmkes Lieblingslyrikern zählt. Den Ablauf des Gottesdienstes habe Ehmke vor einigen Jahren festgelegt. "Drei Menschen sollen heute sprechen – kurz und knackig", so Veermann.

Zunächst würdigte der Rechts- und Politikwissenschaftler Fritz Scharpf Ehmke. "Mehr als 65 Jahre dauerte meine Beziehung zu ihm", sagte er, "als Mentor, als Freund, als Wissenschaftler und Politiker." Er beschrieb Ehmke als "unendlich neugierig, aufmerksam, sensibel, fürsorglich, aber auch sehr mahnend, fröhlich, genussfreudig und lebensfroh." Scharpf zählte die wissenschaftlichen Errungenschaften des Juraprofessors auf, etwa Ehmkes Arbeiten zur Verfassungsinterpretation.

Trauerfeier für Horst Ehmke in Bonn
11 Bilder

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Für SPD-Politiker Volker Hauff sei Ehmke ein Vorbild gewesen: "Er hat mein Leben reicher gemacht." Als Hauff 1969 in den Bundestag gewählt wurde, habe Ehmke gerade einen Gesprächskreis gegründet: "Es sollte darum gehen, was mit dem modernen Deutschland zu tun sei – das hat viele in der SPD-Führung geärgert", so Hauff. "Aber Horst blieb bei seiner Haltung." Als Postminister habe Ehmke später einer Sonder-Briefmarke für Rosa Luxemburg zugestimmt. "Der Ärger war riesengroß – es gab Rücktrittsforderungen. Aber Horst stand wie ein Fels in der Brandung."

"Ich versuche, heute über die guten Zeiten zu reden, auch, wenn das jetzt schwerfällt", sagte die Journalistin Renate Husemann. Sie erinnerte etwa an vergangene Wahlkämpfe: "Wir hatten viel Spaß – aber den meisten Spaß hatte Horst", sagte sie. "Er ließ sich trotz aller Ernsthaftigkeit nie ganz vom Politikbetrieb vereinnahmen."

Zu Louis Armstrongs "What a Wonderful World" begleiteten die Trauergäste den Sarg von Horst Ehmke nach draußen. "Es wird anders sein, ohne ihn", hatte Pfarrerin Veermann zum Abschluss gesagt.

Horst Ehmke ist am letzten Sonntag gestorben. Der Juraprofessor war von 1969 bis 1972 Chef des Kanzleramtes und eine wichtige Stütze für Kanzler Willy Brandt. Später arbeitete er zudem als Forschungs- und Postminister.

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