Kommentar Bonn ist nicht Dresden

Allmählich sollten sie es begriffen haben, die geistigen Brandstifter aus der Bogida-Gruppe: Bonn ist nicht Dresden. Mehr als 3000 Menschen haben ihnen am Montag erneut gezeigt, dass die UN-Stadt ein schlechtes Pflaster für rechtspopulistische Demagogen ist.

Dagegen brachten es die Pro-NRW-Funktionärin Melanie Dittmer und ihre Leute nur auf 300 Demo-Teilnehmer, davon ein Teil aus anderen Städten. Ein gutes Zeichen. Es ist eben nicht die "bürgerliche Mitte" Bonns, die Bogida-Kundgebungen besucht, wie Dittmer und Co. gern behaupten.

Trotzdem könnten die Botschaften der Pegida-Bewegung teilweise auf fruchtbaren Boden fallen. Es wäre naiv, gerade in Bonn vor bestimmten Problemen die Augen zu verschließen. Fakt ist, dass ein Teil der muslimischen Stadtgesellschaft dazu neigt, sich abzuschotten. Fakt ist, dass der Anteil junger Straftäter aus Zuwandererfamilien - darunter auch Muslime - gemessen an ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung auffällig groß ist. Fakt ist außerdem, dass Bonn als Hochburg radikaler Salafisten gilt.

Aber nichts davon lässt sich auf alle Muslime oder Zuwanderer verallgemeinern. Es sind einzelne Personen und Gruppen, die soziale Schwierigkeiten haben oder ihre Religion auf eine Weise ausleben, die nicht in ein freies, offenes Einwanderungsland passt. Möchtegern-Gotteskrieger sind ein Fall für die Sicherheitsbehörden, und Islam ist eben nicht gleich Islamismus, wie Pegida glauben machen will.

Die Demonstrationen waren für die Innenstadthändler und viele Menschen, die im Stau standen, eine ziemliche Zumutung. Aber: Die Versammlungsfreiheit steht glücklicherweise im Grundgesetz, und das gibt den Demo-Anmeldern eine so starke Position, dass die Polizei kaum eine Chance hatte, einen anderen Kundgebungsort durchzusetzen. So lange das Bogida-Grüppchen weitere Demos anmeldet, sind Sperrungen, Staus und aufwändige Polizeieinsätze der Preis dafür, dass Bonn so engagiert Flagge gegen die Rechtspopulisten zeigt.

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