Kommentar zu den Plänen zur A565 Bonn in einer Zwangslage

Meinung | Bonn · Das ist mal ein enger Zeitplan für eine politische Diskussion: Morgen darf sich der Bonner Wirtschaftsausschuss zum ersten Mal mit der künftigen Gestalt des Tausendfüßlers befassen, und schon am 14. Dezember muss sich der Rat endgültig positionieren.

Welche Neubauvariante des A565-Brückenbauwerks fürwortet die Stadt? Der zuständige Landesbetrieb drängt zur Eile.

Das ist zum einen ein schlechter Witz, weil die Kommunalpolitiker jetzt nicht einmal ansatzweise genug Zeit haben, sich mit den Details zu befassen. Andererseits spielt ihre Meinung ohnehin kaum eine Rolle: Autobahnen liegen in der Hoheit des Bundes, und die Stadt kann nicht viel mehr tun, als Wünsche zu äußern. Es gibt aber nur noch eine einzige Priorität beim Tausendfüßler: Weil die Betriebsgenehmigung 2022 abläuft, muss so schnell wie möglich gebaut werden, um eine Sperrung und damit den Zusammenbruch des Autoverkehrs in Bonn und der Region zu verhindern.

Damit ist auch eine städtebauliche Chance vertan. Wenn es gelungen wäre, die Autobahn in einen Trog oder sogar einen Tunnel zu verlegen, hätte das Bonner Stadtbild gewaltig profitieren können. Doch das kostet nicht nur mehr Geld, sondern auch mehr Zeit. An diesem Beispiel zeigt sich einmal mehr, dass die öffentliche Hand ihren Gestaltungsspielraum verliert, wenn sie jahrzehntelang zu wenig in ihre Infrastruktur investiert – in Straßen, Brücken, Gebäude.

Irgendwann ist die Zwangslage da: Siehe Beethovenhalle, die vor dem Beethoven-Jubeljahr 2020 noch schnell saniert werden muss – koste es, was es wolle. Siehe Stadthaus, bei dem immer noch unklar ist, ob es saniert oder abgerissen werden soll. Siehe Oper, für die 82 Millionen Euro allein dafür nötig sind, die schlimmsten Mängel des vernachlässigten Gebäudes zu beheben.

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