Wahl des Reiseführers „Lonely Planet“ Darum ist Bonn 2020 ein weltweit angesagtes Städteziel

Bonn · Die ehemalige Bundeshauptstadt hat den fünften Platz im weltweiten Ranking von Städtereisen des renommierten Verlags „Lonely Planet“ belegt. Experten und Bonner sind überrascht. Was bedeutet die Auszeichnung für die Stadt?

2020 steht Beethoven im Fokus der Bonner, wenn das 250-jährige Jubiläum gefeiert wird. Nun gab es eine bedeutende Auszeichnung für die Stadt.

2020 steht Beethoven im Fokus der Bonner, wenn das 250-jährige Jubiläum gefeiert wird. Nun gab es eine bedeutende Auszeichnung für die Stadt.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Viele Bonner schätzen ihre Stadt und einige halten sie sicherlich für einen der schönsten Orte weltweit. Diese Wahrnehmung wurde jetzt vom bekannten australischen Reiseverlag „Lonely Planet“ bestätigt. Für das Jahr 2020 wählte der Herausgeber von Reiseführern Bonn unter die Top Ten der schönsten Städtereiseziele weltweit - die Bundesstadt landete auf Platz 5 und wird dort als das attraktivste deutsche Städtedomizil gelistet. Vor Bonn befinden sich nur noch Salzburg, die US-Hauptstadt Washington, Kairo und Galway (Irland).

In Sozialen Netzwerken fielen die Reaktionen gemischt aus: Neben vielen positiven Beiträgen, kritisierte ein Nutzer beispielsweise die Wahl, die überschattet würde von einem „Finanzdesaster“ der Beethovenhalle. Eine andere Nutzerin hinterließ ungläubig den Kommentar und fragte: „Klar, ich liebe diese Stadt. Aber Platz 5 der Top-Reiseziele weltweit?“

Was also steckt hinter dieser Wahl? „Lonely Planet“, ein in den 1970er-Jahren gegründeter Verlag mit Büros in Melbourne und London, begründet die Platzierung insbesondere mit dem 250-jährigen Beethoven-Jubiläum, das 2020 stattfindet und die Geburt des weltberühmten Komponisten feiert. Die Journalistin Andrea Schulte-Peevers schreibt in der Begründung, die kulturellen Angebote während des Jubiläumsjahres machten den Besuch in Bonn zu einem „einzigartigen“ musikalischen Erlebnis.

Das Video ist Teil einer Kooperation zwischen dem Westdeutschen Rundfunk (WDR) und dem General-Anzeiger.

Bonn stehe oft zu Unrecht im Schatten anderer Städte

Ganz im Sinne von Beethovens „Ode an die Freude“, bezeichnet sie im Namen von „Lonely Planet“ die Auszeichnung als „freudige Ode an Bonn“. Auch die Verpflichtung des berühmten Dirigenten Daniel Barenboims für das Abschlusskonzert im Dezember kröne ein besonderes Jahr.

Bonn habe oft zu Unrecht im Schatten aufregenderer Städte gestanden, heißt es bei Lonely Planet: „Wer durch die mittelalterliche Altstadt zum spitztürmigen Bonner Münster und dem stattlichen Hofgarten schlendert, bekommt eine leise Ahnung von der romantischen Atmosphäre, die Beethoven beflügelte.“

Neben Lobhymnen auf das renovierte Beethovenhaus, das bald wiedereröffnet wird, hebt Lonely Planet die Bonner Universität und das Rathausgebäude hervor. Als weitere Highlights lobt der Reiseverlag das ehemalige Bundesviertel, das Haus der Geschichte und das LVR-Landesmuseum.

Auszeichnung könnte viele Gäste anziehen

„Der Lonely Planet zählt international zu den renommiertesten Verlagen und Reiseführern“, sagt Markus Aspetzberger vom Deutschen Tourismusverband. Wie bei jeder Auszeichnung lässt sich diese Wahl sicher für die „Eigenwerbung Bonns“ nutzen, schreibt er. Gerade weil bekannt sei, dass Lonely Planet international gelesen wird, könne die Stadt von der überraschenden Auszeichnung profitieren. In der Vergangenheit zählte Bonn laut Aspetzberger immer zu den Top 20 der deutschen Großstädte - gemessen an der Zahl der Gästeankünfte. 2018 seien knapp 19 Prozent der Gäste aus dem Ausland in die Bundesstadt gekommen.

Die Tourismus- und Kongressvermarktungsgesellschaft für Bonn und die Region erhofft sich Auswirkungen auf den Tourismus. Die Auszeichnung im weltweit bekannten Medium Lonely Planet wende sich an „die zukunftsträchtige Zielgruppe der Young Travellers“. Die Region Bonn verzeichne rund drei Millionen Übernachtungen pro Jahr. Bereits durch das Beehoven-Jubiläumsjahr 2020 sei eine erhöhte Nachfrage von Reiseveranstaltern spürbar.

Die Stadt Bonn bezeichnete die Auszeichnung am Dienstag als „verdienter Imagegewinn für Bonn“. Das weltweite Interesse an Ludwig van Beethoven strahle auf seine Heimatstadt.

Julia Sengelhoff vom Verband „Tourismus NRW“ freut sich über die Auszeichnung: „Davon kann und wird die Stadt hinsichtlich Imagebildung in einer jungen, internationalen und sehr reisefreudigen Zielgruppe profitieren. Und wir sind sicher, das hat Strahlkraft für die Region und auf ganz NRW.“

Das Beethoven-Jubiläumsjahr wird unter dem Kürzel „BTHVN2020“ vermarktet. Malte Boecker, künstlerischer Geschäftsführer der Jubiläums-Organisatoren sagte zum positiven Abschneiden im internationalen Ranking, dass die Bewerbung Deutschlands im Ausland unter dem Slogan „DiscoverBeethoven“ - ähnlich wie das Jubiläumsprogramm - sich auszahle. „Wir spüren schon jetzt eine Nachfrage, die nur mit dem Jubiäumseffekt zu erklären ist“, sagte er anschließend.

Zuletzt war 2018 eine deutsche Stadt in der Auflistung von „Lonely Planet“ dabei: Damals wurde Hamburg mit der neuen Elbphilharmonie auf Platz vier gelistet. Für 2019 kam Deutschland als Ganzes wegen 100 Jahre Bauhaus und auch 30 Jahre Mauerfall bei den Top-Ten-Ländern auf den zweiten Platz.

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