Aktion des Vereins Bonn-Pop Bonn-Festival macht Musikszene sichtbar

Bonn · Konzerte, Kurzfilme, Poetry Slam und Lesungen bestimmten das Programm des Bonn-Festivals. Die begeisterten Besucher hätten sich allerdings mehr Zeit gewünscht.

Simon Wahl hatte das Publikum im Griff. Das Konzert des Musikers im Haus 8 der früheren Ermekeilkaserne in der Südstadt war ausverkauft, und doch wirkte es bei Tee, Softgetränken und Snacks wie ein Abend unter guten Freunden.

Es war ein Event von 13, die im Rahmen des Bonn-Festivals am Samstagabend an 13 Spielstätten stattfanden. Denn: „Bonn kann mehr als nur Beethoven“ lautete das Motto, unter dem der Verein Bonn-Pop zum zweiten Mal eingeladen hatte.

„Wir wollen die Vielfalt der Musikszene sichtbar machen“, sagte Martin Lohnecke, Popkurator der Ermekeilinitiative. „Wir wollen Kulturräume schaffen. Dazu gehört auch Raum für Pop.“ Beethoven präge die Stadt zwar nachhaltig. „Aber wer Lust hat zu sehen, was es neben Beethoven noch gibt, der kommt vorbei“, sagte Hans-Joachim Over, Rock- und Pop-Beauftragter der Stadt Bonn.

Poetry Slam, Kurzfilme und Comedy

Bei Simon Wahl kamen viele Besucher vorbei. Der Musiker aus Oberkassel, der heute in Wien lebt, imitiert mit dem sogenannten Fingerstyle auf seiner Gitarre auch Bass und Percussions und überzeugte das Publikum mit den sanften Klängen seines Instruments.

So hat er in das Stück „Savanne“ afrikanische Rhythmen eingebaut und forderte das Publikum auf: „Wenn ihr die Augen schließt, seht ihr vielleicht den einen oder anderen Elefanten am Horizont spazieren.“ Einige Zuhörer schlossen die Augen und ließen sich mitnehmen auf die Reise.

Die Auswahl war groß am Samstagabend, die Besucher konnten von Bühne zu Bühne surfen – mit einem Ticket zu einem Preis, VRS-Ticket inklusive. Wer dann das entsprechende Bändchen am Arm und seinen Startpunkt festgelegt hatte, hatte die Qual der Wahl zwischen Konzerten, Lesungen Poetry-Slam, Kurzfilmen und Comedy. Zum Finale boten die Kneipen Namenlos und N8Lounge ab 23 Uhr eine Party.

In Kooperation mit den Stadtwerken war ein interaktiver Fahrplan erstellt worden, der die Veranstaltungsstätten und die entsprechenden Verbindungen anzeigte. Die Programme wurden mehrmals präsentiert, sodass die Besucher in den Pausen zur nächsten Spielstätte ziehen konnten.

Kunstflow Fusion im Café eines Waschsalons

Das Konzept sei an das der Theaternacht angelehnt, erklärte Over. „Es regt dazu an, sich auch Dinge anzuschauen, für die man sonst vielleicht nicht aus dem Haus gegangen wäre, weil man den Künstler nicht kennt“, sagte Christine Lauer, die sich die Rock Leseshow in der Fabrik45 ansah.

Die „Kunstflow Fusion“ im Café eines Waschsalons in der Kaiserstraße war mit das Außergewöhnlichste an diesem Abend. „Wir wussten nicht, dass man eine Start-Location angeben muss“, sagte Besucher Heinrich Derksen. „Deshalb mussten wir uns ganz spontan entscheiden und haben das genommen, was am verrücktesten klang.“

Kunstflow Fusion ist eine Live-Inszenierung des Künstlers Leon Tsvasman, der mit Künstlern verschiedener Gattungen zusammenarbeitet und während der Auftritte je nach Stimmung des Publikums entscheidet, was als nächstes kommt. Am Samstag waren das Gedichte, Lieder, Zeichnungen, Geschichten und Lichtinstallationen.

Ein großer Erfolg war auch die Kopfnuss Lesebühne in der Kneipe Limes in der Theaterstraße. Dort war Karaoke angesagt, jedoch nicht mit bekannten Schlagern, sondern mit Texten ganz anderer Art: Gebrauchsanweisungen, Zeitungsartikeln oder Interviews.

So hatte Veronika Werner mit ihrer Interpretation eines Interviews mit Helene Fischer die Lacher auf ihrer Seite. „Wichtig ist, das Charakteristische eines Textes zu überspitzen“, erklärte die 26-Jährige, die auch Improvisationstheater spielt.

Monika Wohlert war begeistert von der Vielfalt der Darbietungen: „Konzerte hat man zur Genüge, aber die verschiedenen Aktionen heute Abend waren klasse.“ Viele Besucher bedauerten, dass die Veranstaltungen gleichzeitig in so kurzer Zeit stattfanden und man längst nicht alles sehen konnte.

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