Ein Kunstwerk für 80 Cent Briefmarken-Designer gestaltet Beethoven-Briefmarke

Bonn. · Der Briefmarkendesigner Thomas Steinacker hat die Sondermarke zum 250.Geburtstag Ludwig van Beethovens gestaltet. Mit dem GA spricht er über diese ganz besondere Aufgabe.

Der Briefmarken-Designer Thomas Steinacke.

Der Briefmarken-Designer Thomas Steinacke.

Foto: Maximilian Mühlens

Auf Thomas Steinacker treffen die vielen gängigen Klischees eines Künstlers überhaupt nicht zu. Sein Auftreten ist zurückhaltend und vorsichtig. Manch einem Künstler sieht man seine Leidenschaft für die Kunst schon an der bunten und ausgefallenen Bekleidung an. Bei Steinacker ist das nicht der Fall.

Viele seiner Kollegen wollen ihre Werke beim Publikum zu hohen Preisen verkaufen. Steinacker muss um keine Aufmerksamkeit buhlen, denn seine Werke kosten gerade einmal 80 Cent – erscheinen aber, im Gegensatz zu den Werken vieler seiner Kollegen, in einer Auflage von mehreren Hundert Millionen Exemplaren. Täglich gehen seine Werke über die Ladentheke, und dann werden sie auch noch abgeleckt. Thomas Steinacker ist Briefmarkendesigner bei der Deutschen Post in Bonn.

Nun ist ihm eine ganz besondere Ehre zu Teil geworden: Der 55-Jährige hat die Sondermarke zum 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven gestaltet. Am 2. Januar wurde die 80-Cent-Marke in einer Erstauflage von 626 Millionen Stück herausgegeben – dies ist die höchste Zahl einer Erstauflage seit Bestehen der Deutschen Post. Damit hat Steinacker in gewisser Weise auch Geschichte geschrieben.

Idee sei nicht selbstverständlich

„Ich habe mich sehr gefreut, dass ich die Marke gestalten durfte“, sagt der 55-Jährige bei einem Gespräch mit dem GA im 35. Stock des Post-Tower. Die Idee zu der Sonderbriefmarke sei ebenfalls von der Deutschen Post gekommen, erklärt er. Das sei nicht selbstverständlich. „Die Hälfte der Briefmarken, die in einem Jahr erscheinen – rund 52 an der Zahl – werden von der Post gestaltet. Die andere Hälfte vom Bundesfinanzministerium“, so Steinacker.

Der Bundesminister der Finanzen, derzeit Olaf Scholz (SPD), entscheidet, welche Themen in Briefmarken-Motive umgesetzt werden. Ein Expertengremium, der sogenannte Programmbeirat, tagt einmal im Jahr, um die Motive für das übernächste Jahr festzulegen. Während die Deutsche Post eigene Briefmarkendesigner hat, beauftragt das Bundesfinanzministerium freie Künstler mit der Gestaltung entsprechender Motive.

„Wir sind ein Team aus drei Grafikern, das sich um die Gestaltung der Marken kümmert“, erklärt der 55-Jährige. Die Idee für die Beethoven-Briefmarke ist schon drei Jahre alt, mit der Gestaltung begann der Diplomgrafiker im April des vergangenen Jahres. 2017 hat die Deutsche Post die Idee eingereicht, im Herbst 2018 kam das „Okay“ des Programmbeirates.

Entwurf nach zwei Tagen fertig

Den Entwurf hatte er nach zwei Tagen fertig, er sei „leicht von der Hand gegangen“. „Es nimmt immer unterschiedlich viel Zeit in Anspruch, eine solche Briefmarke zu gestalten, und jeder Designer kommt anders an seine Gestaltungsidee heran“, so der Grafiker. „Entweder ist direkt eine Idee da, oder man bekommt sie durch die Bildrecherche“, erklärt er. Die Bildrecherche sei die aufwendigste Arbeit, da passende Fotos gefunden werden und die Bildrechte abgeklärt werden müssen. Eine Arbeit, die viel Zeit in Anspruch nimmt.

„Bei der aktuellen Beethoven-Briefmarke war mir aber gleich klar, dass ich etwas Modernes machen möchte. Ich wollte hervorheben, was für eine wichtige Persönlichkeit Beethoven auch heute noch ist“, so Steinacker. Eine Partitur oder ein Notenbuch fielen daher aus. So entschied er sich für die stilisierte Version des bekannten Beethoven-Porträts von Joseph Karl Stieler und versah dieses mit einem neonleuchtenden Notenschlüssel.

„Ich dachte zuerst, dass es etwas zu heftig sei, wenn ich den Notenschlüssel Beethoven genau ins Gesicht lege - aber es wirkt besonders in dem kleinen Briefmarken-Format sehr gut“, so der Designer. Auf seinem Bildschirm sieht er die Gestaltung der Marke natürlich immer viel größer, daher seien Probedrucke im Originalformat immer sehr wichtig. Neben dem Porträt Beethovens ist auch der Schriftzug zum Beethoven-Jubiläumsjahr, „250 Jahre BTHVN“ zu sehen. Mit diesem Kürzel signierte der Komponist Briefe und Partituren. Um die Marke zu gestalten benutzt der Grafiker InDesign und Photoshop. Sein Büro befindet sich unweit des Post-Towers in einem weiteren Gebäude der Deutschen Post.

Unter Briefmarkensammlern ist er bekannt

Unter Philatelisten, also Briefmarkensammlern, ist Thomas Steinacker natürlich bekannt. Ihnen ist nicht nur das Motiv wichtig, sondern auch er Gestalter. So sind auch von der Beethoven-Briefmarke spezielle Ausgaben für Sammler erschienen. Unter anderem eine Blockausgabe seiner Marke, eingerahmt mit Passepartout und in einer Auflage von 250 Stück – alle von ihm handsigniert. „Da saß ich dann zwei Tage lang und habe alle Exemplare signiert“, so Steinacker. Neben dieser besonderen Ausgabe sind auch die Ersttagsstempel passend zur Marke bei Sammlern sehr begehrt. Dazu hatte die Post am 2. Januar eine Sonderpostfiliale im Beethoven-Haus eröffnet.

Seit fünfeinhalb Jahren ist Thomas Steinacker nun bei der Post und gestaltet Briefmarken, Ersttagsstempel und andere Produkte, die in direktem Zusammenhang mit Briefmarken stehen. Früher machte er auch Werbung, Internetseiten, Flyer und vieles mehr, was in den Aufgabenbereich eines Grafikers fällt.

„Die vielfältigen Themen machen den Reiz des Jobs aus“, so Steinacker. Er habe immer wieder mit anderen Themen zu tun. „Heute ist es Beethoven, morgen ist es eine Tierserie, und dann ist es wieder etwas anderes“, so der Grafiker. Dass er seine Werke in der Regel selber nicht signieren kann und als Künstler nicht so sehr im Vordergrund steht, stört den 55-Jährigen nicht so sehr. Hauptsache seine Briefmarke kann beim Kunden überzeugen. „Es ist schon ein cooles Gefühl, wenn ich Briefmarken kaufe und bekomme meine eigenen ausgehändigt“, sagt er lachend. Dass seine Werke einfach abgeleckt werden, ist für ihn nicht schlimm, schließlich sei das bei „nassklebenden Briefmarken“ nun mal der Fall.

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