Untersuchungen in Bonn Bodenbohrungen sorgen für Lärm auf dem Marktplatz

BONN · Laut wurde es am Morgen auf dem Marktplatz in Bonn. Das Tiefbauamt hat dort Bodenproben entnommen und dafür etwa 3,50 bis vier Meter tiefe Löcher gebohrt.

 Bohrung Markt, v.l. bohren Praktikant Yan-Bog, Martin Schulte und Max Minrath

Bohrung Markt, v.l. bohren Praktikant Yan-Bog, Martin Schulte und Max Minrath

Foto: Nicolas Ottersbach

"Nein, wir bohren nicht nach Öl." Schon wieder fragt ein Passant den Geologen Max Minrath, was er gerade macht. In orangefarbener Warnjacke steht er auf dem Bonner Marktplatz und rammt unter ohrenbetäubendem Lärm einen Bohrer in den Boden. Die Stadt hat den Spezialisten beauftragt, die Erde unter dem Pflaster zu untersuchen. Denn im September soll dort der Kanal saniert werden.

"Das Gutachten soll Aufschlüsse über die Bodenbeschaffenheit ermöglichen und ist Grundlage für die notwendigen Planungen", heißt es von der Stadtverwaltung. An insgesamt drei Punkten in den Randbereichen werden die etwa 3,50 bis vier Meter tiefen Löcher gebohrt. Am Montagmorgen war für Minrath aber schon im ersten Anlauf nach einem Meter Schluss.

"Wir sind auf Beton gestoßen", erklärt er. Ob es eine Bodenplatte ist oder doch nur ein Trümmerteil, dass irgendwann einmal vergraben wurde, kann Minrath nicht sagen. Für ihn und seinen Kollegen Martin Schulte bedeutet das jedenfalls, ein neues Loch anzusetzen. Sie nehmen es gelassen. "Das passiert schonmal, darauf kann man sich auch nicht vorbereiten. Wir sind ja dafür da, um den Boden zu untersuchen", sagt er.

Dabei kennt Minrath den Bonner Boden gut. Hier hat er Geologie studiert und die Terrassensedimente des Rheins, seine sandigen und weichen Ablagerungen, kennengelernt. Die erwartet er auch in einigen Meter Tiefe unter dem Marktplatz. Vorher stößt der Bohrer aber auf jede Menge Kies, der zum Verdichten aufgetragen wurde. Jede dieser Schichten wird aufgehoben und später in ein Labor geschickt. "So wird nicht nur auf die Beschaffenheit geguckt, sondern auch nach möglichen Schadstoffen gesucht", erklärt Minrath.

Ist der Boden weich, ist das meist schlecht für spätere Bauarbeiten. Dann muss er verdichtet und gefestigt werden. Ist er hart, ist das gut für den Bauherren - bedeutet aber mehr Arbeit für die Gutachter. Denn die langen Stangen drehen sich nicht in die Erde, sondern werden Zentimeter für Zentimeter hineingerammt. "Das ist günstiger und platzsparender, als einen großen Bohrer zu benutzen", sagt Minrath. Dafür ist bei etwa 20 Metern aber auch Schluss. Bei der sogenannten Rammkernbohrung halten Minrath und sein Kollege die Maschine mit der Hand fest.

Sie haben auch noch eine zweite Methoden, mit der sie die Festigkeit des Bodens messen. Dafür wird ein Lanze kontinuierlich mit einem 50-Kilogramm-Gewicht nach unten gestoßen. Die Maßeinheit sind die Schläge, die für eine Strecke von zehn Zentimetern benötigt werden.

Worauf die Spezialisten immer achten müssen: An welchen Stellen sie die Löcher machen. "Hier liegen überall Stromkabel, Kanäle und Gasleitungen, direkt unter dem Marktplatz gibt es auch ein Regenrückhaltebecken", erklärt Minrath. Das alles dürfen sie nicht beschädigen, sind aber in gewisser Weise blind. Sie orientieren sich nur an Plänen und markanten Punkten wie Gullideckel und Hausecken, die genau eingemessen sind.

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