Kommentar Bibliotheksstandorte: Das klingt zu schön

Auf der einen Seite muss die klamme Stadt Bonn sparen wie ein Weltmeister, auf der anderen Seite ist anscheinend doch noch genügend Geld da, um nach der Eröffnung des mehr als 20 Millionen Euro teuren Hauses der Bildung in der Innenstadt auch alle Bibliotheksstandorte in den Stadtteilen erhalten zu können. Das klingt zu schön, um wahr zu sein.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Die beste Variante wäre es allemal, die Stadt müsste nicht an Angeboten wie diesen sparen. Sie dienen nicht nur der Bildung, sondern auch dem sozialen Miteinander. Gerade die kleinen Stadtteilbüchereien bringen die Menschen zusammen, Jung und Alt, und sind in aller Regel gut vernetzt mit Schulen und Kindergärten. Sie leisten einen wichtigen Beitrag für ein intaktes Sozialgefüge, für ein Wohlfühlklima in einer Stadt.

Doch die städtische Finanzlage ist nun mal wie sie ist. Die Stadt drückt ein Schuldenberg von 1,6 Milliarden Euro oder anders ausgedrückt: eine Pro-Kopf-Verschuldung von mehr als 5000 Euro . Wie wollen Rat und Verwaltung das jemals in den Griff bekommen? Damit dürfte klar sein, die Politik wird das zurzeit noch unter Verschluss gehaltene neue Bibliothekskonzept in der Luft zerreißen, wenn die Verwaltung unterm Strich keine spürbaren Sparpotenziale aufzeigen kann.

Dass sie diese dann offensichtlich doch in den Zweigstellen sieht, wie in den schon oft zur Disposition gestellten Büchereien in Endenich und Dottendorf, das hat Kulturdezernent Martin Schumacher am Dienstag, obgleich nett verpackt, zwischen den Zeilen mehr als deutlich gemacht.

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