Eckart Wüster aus Bonn Bibelfest und ballbegeistert

BONN · Eckart Wüster ist eine treue Seele. Seit 36 Jahren ist er mit seiner Frau Andrea verheiratet. Was für einen evangelischen Pfarrer allerdings selbst heute immer noch nicht außergewöhnlich sein dürfte. Dass Wüster aber immer noch an seiner ersten Pfarrstelle wirkt, das ist schon recht ungewöhnlich.

 Darum ist Bonn so schön: Eckart Wüster auf dem Balkon seines Arbeitsplatzes im Haus der Evangelischen Kirche am Rheinufer. Er schätzt vor allem den Blick aufs Siebengebirge.

Darum ist Bonn so schön: Eckart Wüster auf dem Balkon seines Arbeitsplatzes im Haus der Evangelischen Kirche am Rheinufer. Er schätzt vor allem den Blick aufs Siebengebirge.

Foto: Barbara Frommann

Nach seinem Vikariat trat der gebürtige Wuppertaler 1983 die Pfarrstelle in Bornheim-Hersel an. "Meine Familie und ich haben uns dort immer sehr wohl gefühlt", sagt er. Wüster ist vorige Woche 60 geworden. An diesem Sonntag lädt die Gemeinde ihrem Pfarrer zu Ehren deshalb nach dem Gottesdienst zu einem Empfang.

Ein Ereignis, dem Wüster mit gemischten Gefühlen entgegensieht. Er ist keiner, der gerne im Mittelpunkt steht. Dabei leitet er als Superintendent seit dem Jahr 2000 den Evangelischen Kirchenkreis Bonn, zu dem auch die Bornheimer Gemeinde gehört. "Ich habe mir damals lange überlegt, ob ich mich für dieses Amt zur Verfügung stellen soll", sagt er rückblickend. Er gab den Bitten vieler Synodalen schließlich nach und wurde Nachfolger seines Endenicher Pfarrkollegen Burkhard Müller, der nach zehn Jahren im Amt in den Ruhestand ging.

Es ist Wüsters unprätentiöses, bescheidenes und doch bestimmtes Auftreten, das seine Weggefährten an ihm so schätzen. Während sein Vorgänger gern auch mal polarisierte und provozierte, zeichnet Wüster sich durch Gelassenheit und eine eher moderierende Art aus. "Ich hatte zuvor überlegt, ob ich die Pfarrstelle nicht mal wechseln sollte", sagt er. Die Wahl zum Superintendenten war für ihn dann so eine Art Wechsel.

Nur noch zu 25 Prozent soll er seither für die Gemeinde tätig sein. Zumindest auf dem Papier. In der Realität sieht das anders aus. Zumal Wüster als Vorsitzender des Presbyteriums zusätzliche Aufgaben erfüllen muss. "Ich bin dort wohl immer noch eine Art Platzhirsch", sagt er mit einem Schmunzeln. Was sicherlich auch daran liegt, dass er mit seiner Frau, die als Erzieherin in einem städtischen Kindergarten arbeitet, im Pfarrhaus gleich neben der Gemeinde wohnt. Vier Töchter sind dort aufgewachsen. Inzwischen hat der 60-Jährige fünf Enkelkinder.

Die große Familie, sein Pfarramt, der Superintendenten-Posten und seit 2007 auch sein ehrenamtliches Nebenamt in der Führungsriege der Evangelischen Kirche im Rheinland, das ihn oft zu Sitzungen nach Düsseldorf führt: Wie hält das ein Mensch aus? Da hilft zum einen sicherlich seine positive Lebenseinstellung, die er förmlich ausstrahlt. Und: "Ich bin von Kindesbeinen an ein begeisterter Sportler", sagt der Dortmund-Fan, "mit Sport halte ich mich fit." Fußball, Handball, einfach alle Sportarten, die mit Bällen zu tun haben, liebt der Pfarrer über alles. Und Fahrradfahren. Einmal im Jahr geht es mit Freunden auf große Tour mit dem Rad.

"Ursprünglich wollte ich Sport und Musik studieren", erzählt der Geistliche, der bereits mit 15 Jahren als C-Musiker die Orgel in der Kirche seines Vaters spielen durfte. Wüster stammt aus einem für damalige Verhältnisse erstaunlich liberalen Pfarrhaus. Die Theologie war ihm quasi in die Wiege gelegt worden. Trotzdem dachte er zunächst nicht daran, in die Fußstapfen des Vaters zu treten. Doch was sollte er mit Sport und Musik, wenn er nicht Lehrer werden wollte? "Ich bin nicht gerne zur Schule gegangen", räumt er freimütig ein. Dann also doch die Theologie. Das Studium führte ihn unter anderem nach Bonn. Er schwärmt förmlich von der Stadt. "Ich finde es als Privileg, hier leben und arbeiten zu dürfen", sagt er. Dabei schweift sein Blick von seinem Arbeitszimmer im Haus der Kirche an der Adenauerallee über den Rhein zum Siebengebirge.

Wüster ist ein zutiefst gläubiger Mensch, aber nicht fromm. Die Ökumene liegt ihm am Herzen. Mit Stadtdechant Wilfried Schumacher versteht er sich gut. Wer mit Wüster über Glaube und Religion spricht, darf keine einfachen Antworten erwarten. "Glaube", sagt er, "ist für mich eine Kraft, die in mir wohnt, die mich hält ein Leben lang bis zum Tod. Die ich spüre oder auch manchmal nicht spüre." Wüster ist ein Überzeugungstäter. Er liebt Gottesdienste, in denen er mit den Gläubigen kommunizieren kann. Die wachsende Zahl an Kirchenaustritten bedauert er sehr. Für ihn ist es aber ein gesamtgesellschaftliches Problem. "Das trifft uns als Kirche wie Vereine, Parteien und Gewerkschaften, ja sogar die Feuerwehren", sagt er.

Typisch bönnsch

Das sagt Eckart Wüster über seine Heimatstadt:

An Bonn gefällt mir, dass die Stadt so überschaubar ist.

Ich vermisse in Bonn einen wertschätzenderen Umgang der politischen Handelnden im Rathaus.

Mein Lieblingsplatz ist der Kreuzgang im Bonner Münster.

Typisch bönnsch ist für mich das internationale Bonn, wie ich es schon zu meiner Studienzeit kennengelernt habe.

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