Zu Ehren Bertha von Suttners Bertha-Bahn fährt ein Jahr lang durch Bonn

Bonn · Zu Ehren der ersten Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner ist nun eine Sonder-Straßenbahn vorgestellt worden. Unter Beisein ihrer Nachfahrin und Bonner Persönlichkeit Margie Kinsky wurde sie am Samstag eingeweiht.

 Getauft im Zeichen des Friedens: Diese Bahn hört ein Jahr lang auf den Namen "Bertha-Bahn".

Getauft im Zeichen des Friedens: Diese Bahn hört ein Jahr lang auf den Namen "Bertha-Bahn".

Foto: Stefan Knopp/Stefan (FM) Knopp

Acht Minuten noch, vermeldete die Anzeige an der Straßenbahnhaltestelle Bertha-von-Suttner-Platz am Samstag kurz nach Mittag, dann fahre die Linie 62 ein. Genug Zeit für die Bonner Kabarettistin Margie Kinsky, aus dem Nähkästchen über ihre Vorfahrin Bertha von Suttner zu plaudern. „Sie war eine geborene Kinsky.“ Und stur sei sie gewesen, und bei Weitem nicht so rank und schlank, wie es die Metallfigur zu ihren Ehren auf dem nach ihr benannten Platz glauben machen will.

Margie Kinskys Hund wurde nach Bertha benannt

Sechs Minuten später gesellten sich zu Kinsky Vertreterinnen des Frauennetzwerks für Frieden und des Netzwerks Friedenskooperative sowie Bürgermeisterin Angelica Maria Kappel, die zuvor einen kleinen Marsch vom Jugendzentrum Sankt Cassius in der Kölnstraße zur Haltestelle mit bunten „Peace“-Fahnen absolviert hatten. Sie blickten in Richtung Innenstadt, denn von dort würde die Bahn kommen. Gläser mit Wasser wurden gereicht.

Damit sollte die Bahn getauft werden – auf den Namen „Bertha-Bahn“. Kinsky erzählte gut gelaunt weiter: „Ich habe mal gesagt, wenn ich eine Tochter bekomme, nenne ich sie Bertha.“ Davon hätten ihre Verwandten ihr entsetzt abgeraten, heute könne man doch ein Kind nicht mehr so nennen. „Zum Glück habe ich sechs Jungs bekommen. Also habe ich meinen Hund Bertha von Suttner genannt.“ Mops Bertha wohnte dem Ereignis natürlich bei.

Die historische Bertha von Suttner war nicht nur stur und stämmig, sondern auch eine couragierte Pazifistin und 1905 die erste Frau, die den Friedensnobelpreis entgegennahm. „Wenn man damit groß wird, macht einen das als kleines Mädchen stolz“, sagte die Kabarettistin. Vor 70 Jahren wurde der neu gestaltete Platz an der Kennedybrücke nach dieser starken Frau benannt, weshalb die Veranstalter stolz waren, dass diese Aktion im Rahmen der Bonner Friedenstage zustande gekommen war.

Auftakt mit Tauf-Akt

Dann kam die Bahn, die Versammelten tauften mit dem Wasser aus ihren Gläser die Bahn, alles musste schnell gehen, weil der Fahrplan eingehalten werden musste. Keine Zeit für Reden, die waren schon vorher im Jugendzentrum gehalten worden, wo die Gäste anschließend auch auf die gelungene Taufe anstießen. Mehr als ein Jahr der Vorbereitung habe es bedurft, eine Straßenbahn mit dem Konterfei der Friedensforscherin zu bedrucken und diesen Tauf-Akt an diesem Tag durchzuführen, sagte Heide Schütz, Vorsitzende des Frauennetzwerks für Frieden.

Erst seien alle skeptisch gewesen, ob ein so vergleichsweise kleiner Verein ein solches Projekt stemmen könne. Dafür wurden Sponsoren benötigt, die Stadtwerke Bonn mussten überzeugt werden, ein Jahr lang zugunsten des Bertha-von-Suttner-Aufdrucks auf Werbung an der einen Bahn zu verzichten. Schließlich musste der Aufdruck gestaltet und angefertigt werden.

Mehr Infos gibt es auf bertha-bahn.de.

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