Kommentar Bereitschaft zum Verzicht

Dass die Bonner Sportler sauer auf die Stadtverwaltung sind, ist mehr als nachvollziehbar. Da haben sie gerade erst eine Zuschusserhöhung für ihre Vereine erkämpft, und dann kommen Oberbürgermeister Nimptsch und seine Beigeordneten, um ihnen über eine Sportstättennutzungsgebühr ziemlich genau den Erhöhungsbetrag wieder aus den Taschen zu ziehen. Das versteht kein Mensch.

Andererseits rauscht die Stadt mit vollen Segeln in die absehbare Pleite - knapp 1,7 Milliarden Euro Schulden, ein weiteres Defizit von 154 Millionen Euro in den nächsten zwei Jahren. Das Deprimierende ist: Selbst wenn der Rat das vorgeschlagene Sparpaket der Verwaltung voll umsetzen sowie die Grundsteuer massiv erhöhen würde, selbst wenn - wie erhofft, aber keineswegs garantiert - jährlich 30 Millionen Euro Entlastung vom Bund kämen, schwillt unser Schuldenberg nach Berechnungen des Kämmerers bis 2019 um weitere 268 Millionen Euro an, bevor der Haushalt ausgeglichen werden könnte.

Die Gründe sind vielfältig: Die Stadt wächst und braucht zum Beispiel mehr Kindergärten; sie muss immer mehr Geld für Sozialtransfers und das eigene Personal aufbringen; sie ächzt unter Altlasten wie den mindestens 110 Millionen Euro für die WCCB-Fertigstellung.

Bonn hat aber auch jahrelang über seine Verhältnisse gelebt. Das muss sich ändern. Die Spardebatte wird die kommenden Monate bestimmen, und es wäre fatal, wenn die Sportler wieder einen verbalen Grabenkrieg mit den Kulturvereinen führen würden.

Wahr ist: Der Sport erhält nur einen Bruchteil der Kulturzuschüsse. Wahr ist aber auch: Man kann Äpfel nicht mit Birnen vergleichen. Die Finanznot der Stadt erfordert Diskussionen, die vom Verantwortungsgefühl für das große Ganze und der Bereitschaft zum Verzicht getragen sind - und zwar auf allen Seiten.

Dabei können Museen und Theater ebenso wenig tabu sein wie Schwimmbäder oder wenig genutzte Sportplätze.

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