110 Austauschstudenten in Bonn Beim Einleben helfen Bonner "Buddies"

BONN · Sie kommen aus der ganzen Welt: Brasilien, Südkorea, China, USA, Japan, Taiwan. Rund 110 Austauschstudenten von Partneruniversitäten der Uni Bonn werden während des kommenden Wintersemesters in Bonn studieren.

 Die Austauschstudenten treffen ihre Buddies beim Kick-Off-Dinner. Es wird aber nicht nur gegessen: Unter anderem sollen die Buddies sich gegenseitig malen.

Die Austauschstudenten treffen ihre Buddies beim Kick-Off-Dinner. Es wird aber nicht nur gegessen: Unter anderem sollen die Buddies sich gegenseitig malen.

Foto: Roland Kohls

Die meisten reisten bereits vor zwei Wochen an. Mithilfe deutscher Studenten, die ihnen ehrenamtlich bei alltäglichen Problemen helfen, sollen sie sich gut einleben.

Als sogenannte "Buddies" (Kumpel) stehen die Deutschen ihren ausländischen Kommilitonen zur Seite. Das bedeutet: Jedem Austauschstudenten wird ein freiwilliger deutscher Student zugeordnet. Die Deutschen unterstützen die Gaststudierenden dann beim Zurechtfinden in Bonn.

Wie schließe ich einen deutschen Handy-Vertrag ab? Wo kann ich günstig einkaufen? Welches sind die besten Kneipen? Bei derartigen Problemen können die einheimischen Buddies helfen. Außerdem bieten sie den Austauschstudenten Anschluss an ihre deutschen Kommilitonen. Denn zum Buddy-Programm gehören auch regelmäßige gemeinsame Veranstaltungen, bei denen die Studenten sich und die Stadt Bonn besser kennenlernen können.

Jan Veit ist 24 und studiert im sechsten Semester Geschichte und Englisch auf Lehramt in Bonn. Er hat selbst ein Jahr im Ausland studiert und weiß, wie kompliziert auch die alltäglichsten Probleme im Ausland sein können. Veit nutzt die Gelegenheit, im Buddy-Programm alte Freunde wiederzutreffen. Seinen Buddy Eric Thornburg kennt Veit schon aus seinem eigenen Auslandsjahr. Damals half Thornburg Veit beim Zurechtfinden im unbekannten Land - heute ist es umgekehrt. "Es ist toll, eine fremde Stadt kennenzulernen, ohne ständig Angst haben zu müssen, weil man sich ganz alleine zurechtfinden muss. Jan ist immer da, um zu helfen, das ist sehr erleichternd", sagt Thornburg.

Der 20-Jährige kommt aus Kalamazoo in Michigan/USA und ist erst seit rund zwei Wochen in Bonn. Thornburg studiert im dritten Jahr Chemie mit dem Nebenfach Deutsch und kann sich deshalb gut verständigen. Trotzdem ist er auf die Hilfe von Buddy Veit angewiesen. Denn manchmal reichen seine Deutschkenntnisse noch nicht aus - bei Behördengängen zum Beispiel kann es schwierig werden. Vor einigen Tagen wurde Thornburg bestohlen. Veit hilft ihm nun dabei, Anzeige zu erstatten.

Wie viel die Buddies sich miteinander beschäftigen, ist ihnen selbst überlassen. Veit und Thornburg verstehen sich gut und haben sich in den letzten Wochen bereits mehrfach getroffen. "Die große Mehrheit der Buddy-Partner kommt gut miteinander aus", sagt Christina Timpernagel, stellvertretende Leiterin des Dezernats Internationales der Uni Bonn.

Doch natürlich gebe es von Zeit zu Zeit auch Ausnahmen. Sollte die Chemie einmal überhaupt nicht stimmen, würde niemand gezwungen, sich um einen Austauschstudierenden zu kümmern. Denn das Programm beruhe auf Freiwilligkeit. "Solche Fälle sind sehr schade, aber auch selten. Viel öfter erleben wir, dass aus Buddy-Partnern enge Freunde werden, die auch nach Ende des Programms den Kontakt aufrechterhalten", so Timpernagel weiter.

Dass die Buddies sich - so wie Veit und Thornburg - bereits vor Beginn des Programms kennen, ist die Ausnahme. Die Auswahl der Pärchen erfolgt in der Regel durch das International Office der Uni Bonn. Dabei werden Studiengang und Sprachkenntnisse berücksichtigt. Außerdem darf jeder Deutsche einen Kontinent angeben, von dem sein Buddy stammen soll. Einige Tage vor der Ankunft der Austauschstudenten erhalten die Teilnehmer dann Kontaktdaten ihrer Buddies, sodass sie bereits vor der Anreise Kontakt aufnehmen können.

Während ihres ersten Monats in Bonn können die Austauschstudenten an einem Einführungskurs teilnehmen, der ihnen die deutsche Sprache und Kultur näherbringen soll. Zu dem Kurs gehören auch gemeinsame Veranstaltungen mit den deutschen Buddies, wie beispielsweise das Kick-Off-Dinner, eine Stadtführung oder ein Karaoke-Abend.

Alles mit dem Ziel, den Austauschstudenten das Einleben in Bonn so einfach wie möglich zu machen. Thornburg zumindest ist gut in Bonn angekommen. Er freut sich trotz des Diebstahls auf seine Zeit in Deutschland. Vieles sei hier anders als in seiner Heimat. "Aber auf eine gute Art und Weise. Es ist ein tolles Erlebnis", sagt Thornburg.

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