Kleinteiliges Puzzle Bei Ermittlungen muss die Polizei mehrfach Rückschläge hinnehmen

BONN · Es war ein kleinteiliges Puzzle, das die Polizisten mit Blick auf den versuchten Bombenanschlag zusammengesetzt haben, bis sie Marco René G. als Verdächtigen ermitteln konnten.

Die Bombe: Über die Bombe, die in einer blauen Tasche auf Gleis 1 abgestellt worden ist, gibt es zunächst verschiedene Aussagen. Vorerst heißt es, es handele sich um eine Attrappe. Dann jedoch soll sie doch scharf gewesen sein. Mit einer Wasserkanone wird die Bombe entschärft, gleichzeitig aber wird der mögliche Zünder vernichtet, nach dem tagelang gesucht wird. Schließlich sind sich die Ermittler sicher: Die Bombe war scharf und wurde gezündet, lediglich ein Konstruktionsfehler hat Schlimmeres verhindert.

Die Verdächtigen: Zwei Schüler beobachten einen dunkelhäutigen Mann, der die Tasche an Gleis 1 abgestellt haben soll. Die Polizei nimmt im Zuge der Ermittlungen den Bonner Salafisten Omar D. und seinen Begleiter Abdifatah W. in Gewahrsam. Weil sich der Tatverdacht nicht erhärtet, werden sie wenige Stunden später wieder freigelassen. Einige Wochen später heißt es aus Ermittlerkreisen, dass nicht mehr nach einem "dunkelhäutigen Mann gefahndet werde". Auf Marco G. werden die Ermittler schließlich durch einen versuchten Mordanschlag auf den Pro-NRW-Politiker Markus Beisicht aufmerksam (siehe Text oben). Beweise und Indizien verhärten sich.

Die Zuständigkeit: Nach Auffinden der Bombe entsteht Verwirrung: Ist die Bonner oder die Kölner Behörde zuständig für die Ermittlungen? Schließlich übernimmt Köln - bis sich der Terrorverdacht erhärtet und sich der Generalbundesanwalt und das BKA einschalten.

Die Durchsuchungen: Bei der ersten Wohnungsdurchsuchung am Memelweg sollen die Beamten den Kühlschrank außen vor gelassen haben. Nach einem Tipp G.s in der Haft an eine Sozialarbeiterin, die G.s Frau vor dem gefährlichen Inhalt warnen sollte, rückt die Polizei 48 Stunden nach der ersten Durchsuchung erneut mit einem Großaufgebot am Memelweg an. Sie werden fündig, Experten des LKA sprengen die Chemikalien - wie die vorherige auch - in einer Grünanlage. Dabei soll es die nächste Panne gegeben haben. Der Vorwurf: Die Ermittler hätten keine Proben der Chemikalien für die spätere Bestimmung sichergestellt. Außerdem wird erst später eine zweite Pistole entdeckt, die in einem Staubsauger versteckt war. Die Polizei weist den Pannenvorwurf zurück: Mehrfache Durchsuchungen seien nichts Ungewöhnliches, bei der Sprengung sei alles richtig gelaufen.

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