Neue Räume für den ambulanten Kinderhospizdienst Bonn Begleitung am Ende eines kurzen Lebens

BONN · Der Umgang mit dem Sterben sei allerdings ein anderer als bei Erwachsenen.

 In den neuen Räumen des ambulanten Kinderhospizdienstes: (von links) Margret Hartkopf, René (5), Florian (8) und Doro Meurer.

In den neuen Räumen des ambulanten Kinderhospizdienstes: (von links) Margret Hartkopf, René (5), Florian (8) und Doro Meurer.

Foto: Volker Lannert

Das Haus in der Reuterstraße 161 hat eine dunkle Eingangstür, innen aber wird es - zumindest am Samstag, dem 24. März - bunt: blaue, gelbe und grüne Luftballons weisen den Weg durch das Treppenhaus. Viele Stufen geht es nach oben - hin zur Einweihungsfeier der neuen Diensträume des ambulanten Kinderhospizdienstes in Bonn.

Doch wenn Eltern diese Treppen zum ersten Mal hinaufsteigen, liegen schwarze Tage hinter und vor ihnen: Ihr Kind ist unheilbar krank, lautet die Diagnose. Die zumeist ehrenamtlichen Mitarbeiter des Kinderhospizdienstes kümmern sich um die Familien, begleiten sie von der Diagnose an bis über den Tod des Kindes hinaus.

Eine Aufgabe, die mentale Kraft erfordert, aber: "Man bekommt viel zurück", sagt Uwe Gessel, einer der - wenigen männlichen - Ehrenamtlichen.

Er selbst ist Begleiter einer Familie, deren einer Sohn an einer seltenen Stoffwechselkrankheit leidet. Innerhalb weniger Jahre kann der Fünfjährige nicht mehr gehen, erleidet Spasmen und epileptische Anfälle - mittlerweile ist er blind.

In solchen und ähnlichen Fällen helfen die Mitarbeiter des Kinderhospizdienstes, einen kaum zu bewältigenden Alltag wieder zu strukturieren: Sie sind Gesprächspartner für das erkrankte Kind, beraten die Eltern in sozialen und medizinischen Fragen, vermitteln Kontakte zu anderen Betroffenen und kümmern sich um das Geschwisterkind.

Da der Kinderhospizdienst ab der Diagnose an der Seite der Familien und Kinder sei, habe man in der Regel Begleitzeiträume von mehreren Jahren, erklärt Bereichsleiterin Silvia Khodaverdi - ein Zeitraum, in dem die Kinder auch Fragen nach dem eigenen Tod stellten.

Der Umgang mit dem Sterben sei allerdings ein anderer als bei Erwachsenen. "Häufig zeigen die Kinder uns, wie es geht", so Khodaverdi.

"Schmetterlingskinder" - so werden die Kinder hier oft genannt. Auf der Wand finden sich viele Schmetterlinge - gemalt in bunten Farben. Und daneben: die Fotos und Namen von aktuell begleiteten Kindern.

Das Bild des Entpuppens gefalle vor allem vielen Schwerstbehinderten, erklärt Khodaverdi: Aus einer nicht so schönen Hülle entstehe ein farbenfroher Schmetterling.

René, 5, hat ein Herzkissen mit zwei Stoffarmen in der Ecke des Raumes gefunden. Er geht auf seinen drei Jahre älteren Bruder Florian zu, der im Rollstuhl sitzt und legt die beiden Arme des Herzens um ihn.

Eine Geste, die auch die Arbeit des Kinderhospizdienstes beschreiben könnte: Der Schmerz der Diagnose einer unheilbaren Krankheit kann durch liebevolle Zuwendung nicht genommen werden - hilft aber vielleicht, ihn zu ertragen.

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