Krisen-Baustelle Zeitplan für Sanierung der Beethovenhalle weiter unklar

Bonn · Völlig überraschend hat die Stadtverwaltung am Dienstag wenige Stunden vor Sitzungsbeginn den Projektbeirat für die Beethovenhallen-Sanierung gestoppt. Sie begründet dies mit Problemen beim Zeitplan. Aus den Fraktionen kommt harte Kritik.

 Bonner Krisen-Baustelle: Die Sanierung der Beethovenhalle wird wohl so schnell nicht abgeschlossen werden.

Bonner Krisen-Baustelle: Die Sanierung der Beethovenhalle wird wohl so schnell nicht abgeschlossen werden.

Foto: Benjamin Westhoff

Die ungewöhnliche Mail erreichte die Ratsfraktionen gegen Mittag: Der Projektbeirat Beethovenhalle, das zentrale politische Gremium, in dem die Stadtverwaltung über den Verlauf der Sanierung berichtet, wurde kurzfristig abgesagt.

„Anders als erwartet und erhofft, ist es der Stadtverwaltung nicht möglich, einen Zeitplan vorlegen zu können, der alle Eventualitäten berücksichtigt, um dann auch einen Fertigstellungstermin nennen zu können“, schrieb Stadtdirektor Wolfgang Fuchs, bei dem die Projektleitung liegt. Inoffiziell war zuletzt von den Jahren 2021 oder 2022 die Rede.

Die Entscheidung zur Absage sei mit Oberbürgermeister Ashok Sridharan abgestimmt, erklärte das Presseamt später. Ursache seien in erster Linie noch laufende Abstimmungen mit den Fachplanern und den bauausführenden Firmen. Ein Nachunternehmer des Architekten habe in den letzten Monaten an einem neuen Terminplan gearbeitet. Um diesen Zeitplan, mit dem alle Gewerke koordiniert werden müssen, hatte es in den vergangenen Monaten immer wieder harsche Auseinandersetzungen zwischen den Architekten und den externen Projektsteuerern gegeben.

Rundgang über die Baustelle der Beethovenhalle
22 Bilder

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Aus der Ratsopposition kam sofort nach der Absage herbe Kritik an der Stadtspitze. „Aus meiner Sicht kommt das einem erneuten Offenbarungseid gleich“, sagte Michael Faber, Fraktionsvorsitzender der Linken. „Der Stadtdirektor ist mit dem Sanierungsvorhaben offenkundig überfordert, und der Oberbürgermeister duckt sich weiter weg.“

Marcel Schmitt, Fraktionschef beim Bürger Bund Bonn (BBB) betonte, dass bereits acht Monate seit der Sondersitzung des Rates vergangen seien, in der die Verwaltung um einige Wochen Geduld gebeten hatte, um die Sanierung der Halle wieder aufs Gleis zu bringen. „Stadtdirektor Fuchs kann immer noch nicht sagen, wie der Weiterbau nach dem Stillstand ablaufen soll und wann die Beethovenhalle endlich betriebsbereit sein wird“, so Schmitt. „Damit macht sich Bonn bundesweit zum Gespött.“

Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Tom Schmidt findet es zwar richtig, den neuen Terminplan erst vorzulegen, wenn dieser mit allen beteiligten Firmen abgestimmt und belastbar ist. Die Absage der Beiratssitzung hält Schmidt trotzdem für falsch: „Dort hätten Fragen zu anderen Punkten gestellt werden können. Es wäre ein Gebot der Transparenz gewesen, die Sitzung durchzuführen.“

Die nächste Sitzung soll, so das Presseamt, so früh wie möglich im nächsten Jahr stattfinden. Dabei hätten die Politiker am Dienstag über eine Dringlichkeitsvorlage der Stadt beraten sollen: Es geht um eine Vergleichsvereinbarung mit der Kofler Energies Ingenieursgesellschaft aus Frankfurt/Main, die mit der Planung der Technischen Gebäudeausrüstung (TGA) beauftragt ist. Wegen der Verzögerungen auf der Baustelle verlangt Kofler laut der vertraulichen Vorlage einen Honorarzuschlag, weil durch Umplanungen Mehraufwand entstanden sei. Die Bonner Verwaltung hat sich mit der Firma auf zusätzliche 625.000 Euro geeinigt.

Auch die Anwälte, von denen sich die Stadt gegen beteiligte Firmen vertreten lässt, bekommen einen Nachschlag: Der Rat stimmte vor Kurzem einer Erhöhung um 168.000 Euro für die Kanzlei Redeker, Sellner, Dahs zu. Dieses Budget war schon mehrfach erhöht worden – von ursprünglich 100.000 auf zuletzt 400.000 Euro im Mai dieses Jahres. Die Kosten der Sanierung sind von 61,5 Millionen Euro auf 166 Millionen Euro (Worst-Case-Szenario) gestiegen.

In einer schriftlichen Mitteilung berichtet die Stadt vom Baufortschritt in der Beethovenhalle. So seien etwa die Betonarbeiten an Wänden und Zwischendecken des Studios weitgehend abgeschlossen, ebenso die Betonarbeiten am teilweise unterirdischen Technikanbau. Die Kupfereindeckung des Daches verzögert sich aber weiter. An der neuen Dämmung der Dachkuppel seien „zahlreiche Mängel“ entdeckt worden, so die Stadt. Mit der zuständigen Firma und Gutachtern werde eine Lösung gesucht.

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