Festspielhaus in Bonn Baufeld kostet 8,4 Millionen Euro

BONN · Seit Jahren wird in der Stadt über ein Festspielhaus diskutiert. Sieben Fragen und Antworten zu einem komplexen Projekt.

Warum ist der Montag so entscheidend?

Der Rat soll eine Grundsatzentscheidung fällen, ob die Stadt das geplante Baufeld südlich der Beethovenhalle zur Verfügung stellt und die Kosten der baureifen Übergabe trägt. Wirksam wird die Grundstücksübertragung erst, wenn die Finanzierung der (privaten) Bau- und (öffentlichen) Betriebskosten gesichert ist - plangemäß soll das bis 2015 klar sein.

Ob das 6700 Quadratmeter große Areal mit Erbpachtvertrag übertragen oder als "Zustiftung" in die Betriebsstiftung eingebracht werden soll, prüft die Verwaltung noch. Gibt der Rat am Montag kein grünes Licht, steigt die Deutsche Post DHL mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aus, weil sie dann eine rechtzeitige Fertigstellung des Festspielhauses vor dem Beethoven-Jubiläumsjahr 2020 für kaum umsetzbar hält. Damit dürfte das Projekt gestorben sein.

Was muss die Stadt für die Baureifmachung zahlen?

Nach den neusten Angaben der Stadtverwaltung summieren sich die öffentlichen Kosten - unter anderem für den Abriss des Hochbunkers und des Studentenwohnheims - auf rund 8,45 Millionen Euro. Im Gegensatz zu bisherigen Verlautbarungen sind jetzt auch bis zu 2,7 Millionen Euro für eine Bauflächennivellierung mit Verfüllung der Theaterstraße und die Herrichtung der Außenanlagen enthalten.

Beide Posten hängen aber davon ab, welcher Architektenentwurf realisiert wird. Sollte es nicht nötig sein, die Theaterstraße zu überbauen, würde zudem die zwei Millionen Euro teure Verlagerung von Versorgungsleitungen unter der Straße überflüssig. Die Rohre und Leitungen auf dem Grundstück selbst sollen die Bauherren finanzieren (rund 700 000 Euro) ebenso wie die spätere Zuwegung (400 000 Euro).

Die Stadt will ihren Kostenanteil auf 4,4 Millionen Euro deckeln. Die restlichen rund vier Millionen Euro sollen als Fördermittel kommen: Vorgespräche mit dem NRW-Bauministerium und der Bezirksregierung hätten ergeben, dass ein Teil der Maßnahmen für die Städtebauförderung angemeldet werden könne, schreibt die Stadtverwaltung. Neue Parkflächen sollen nicht geschaffen werden: Im Beethoven-Parkhaus sei genügend Platz.

Wie hat sich die Stadt mit dem Studentenwerk geeinigt?

Das Studentenwerk ist bereit, das Wohnheim am Erzbergerufer 15 zum 31. Dezember 2015 zu räumen. Die Stadt zahlt eine Entschädigung von 656 000 Euro, weil der Erbbaurechtsvertrag noch bis 2060 läuft. Einschließlich Gebäudewert und Nebenkosten muss die Stadt rund 1,2 Millionen Euro aufwenden (in den genannten Gesamtkosten enthalten).

Außerdem überlässt sie dem Studentenwerk eine Grünfläche von 800 Quadratmetern am Wohnheim Römerlager zur Arrondierung des Grundstücks. Für das Studentenwerk kein schlechtes Geschäft: Laut Vertrag hätte es das Gebäude am Erzbergerufer längst sanieren müssen. Die Stadt hatte deshalb sogar schon mit einem Heimfall der Immobilie gedroht.

Wie sieht der Zeitplan aus?

Fasst der Rat den Grundstücksbeschluss, startet die Post im Juli auf eigene Kosten den Architektenwettbewerb, für den sich zehn namhafte Büros aus aller Welt beworben haben. Ende Oktober soll das Preisgericht die beiden besten Entwürfe auswählen, danach sollen die Wettbewerbsergebnisse im Post Tower ausgestellt werden. Im Januar 2015 sollen zwei ausgewählte Generalunternehmer die Kosten beider Siegerentwürfe berechnen, bevor im Frühjahr 2015 der Bauantrag gestellt werden kann.

Bis dahin müssen Nutzungskonzept, Businessplan und Gesamtfinanzierung geklärt sowie die Betriebsstiftung gegründet sein. Die Post beziffert die mit dem Bauantrag verbundenen Kosten auf rund fünf Millionen Euro - eine solche Summe will niemand in den Sand setzen. Anfang 2016 könnte der erste Spatenstich erfolgen, nach dreijähriger Bauzeit im Frühjahr 2019 der Schlüssel übergeben werden. Dann bliebe eine Saison, um das Konzerthaus "einzuspielen".

Wer bezahlt den Neubau?

Das Gebäude für 1500 Besucher muss komplett privat finanziert werden. Die Post rechnet mit rund 70 Millionen Euro und will Architekten und Generalunternehmern strenge Kostendisziplin auferlegen. Der Konzern stellt 30 Millionen Euro in Aussicht. Der Förderverein um IHK-Präsident Wolfgang Grießl hat nach eigenen Angaben Spendenzusagen über rund sechs Millionen Euro gesammelt.

Die Beethoventaler-Genossenschaft, die mit ihren Einnahmen einen Baukredit finanzieren will, steht bei drei Millionen Euro. Alle drei werden eine Bauherrengesellschaft formieren und bauen darauf, mit attraktiven Architektenentwürfen weitere Sponsoren zu begeistern. Noch fehlen also rund 30 Millionen Euro.

Wer bezahlt den Betrieb?

Eigentümerin des Festspielhauses wird eine Betriebsstiftung, für die der Bund 39 Millionen, der Rhein-Sieg-Kreis drei und die Sparkasse Köln-Bonn fünf Millionen Euro zur Verfügung stellen. Der Bonner Rat hat über den städtischen Beitrag noch nicht entschieden. Die Stadtverwaltung schlägt vor, zwanzig Jahre lang 500 000 Euro jährlich ins Stiftungskapital zu zahlen - also zehn Millionen Euro.

Für IHK-Chef Grießl und Stephan Eisel von der Beethoventaler-Genossenschaft reicht das nicht als "angemessener Beitrag", den der Bund von Bonn verlangt, wenn die 39 Millionen fließen sollen. Bleiben die Zinsen so niedrig wie derzeit, reichen die Stiftungserträge zudem nicht aus, um die Defizite zu decken. "Ohne jährliches Sponsoring wird es nicht funktionieren", sagt Grießl. Die Telekom etwa hat nach ihrem Ausstieg aus dem Bauprojekt angekündigt, den Festspielhausbetrieb finanziell zu unterstützen.

Welche Rolle spielt die Beethovenhalle noch, wenn das Festspielhaus kommt?

Das ist unklar. Das Beethoven Orchester würde im Festspielhaus proben und auftreten, wofür Miete an die Betriebsstiftung fällig würde. Die Stadtverwaltung spricht von einem gemeinsamen Musikcampus aus Festspielhaus und Beethovenhalle. Post und Privatinitiativen halten nach GA-Informationen eine Tunnelverbindung für sinnvoll, um die Räume der denkmalgeschützten Halle bei großen Veranstaltungen mitnutzen zu können.

Der Umfang der bislang geplanten Sanierung der Beethovenhalle von mindestens 30 Millionen Euro könnte mit einem privat finanzierten Konzerthaus in der Nachbarschaft deutlich reduziert werden.

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