Zentrum für Kinderheilkunde Babys nicht mehr von Müttern getrennt

BONN · Zentrum für Kinderheilkunde zieht in drei Jahren auf dem Venusberg. "Herzenbär" heute in Bonn unterwegs

 Geschätzt 80 Millionen Euro soll das neue Eltern-Kind-Zentrum (ElKi) auf dem Gelände des Uniklinikums auf dem Venusberg kosten. Der Spatenstich soll im Februar nächsten Jahres erfolgen. FOTO: UNIKLINIK

Geschätzt 80 Millionen Euro soll das neue Eltern-Kind-Zentrum (ElKi) auf dem Gelände des Uniklinikums auf dem Venusberg kosten. Der Spatenstich soll im Februar nächsten Jahres erfolgen. FOTO: UNIKLINIK

Die Bausubstanz bröckelt. Rohre brechen im Keller, Fenster knarren, die Farbe blättert von der Wand. Mehr als 60 Jahre alt ist das Bonner Zentrum für Kinderheilkunde. 2018 soll es nun auf den Venusberg umziehen. Ein Vorhaben, das dringend notwendig ist, denn das Gebäude an der Adenauerallee kann nicht mehr saniert werden. Schon früher wurde überlegt, die Kinderklinik auf den Venusberg zu verlegen, da die derzeitige Situation viele Nachteile für Familien berge.

"Wenn Kinder mit einem Herzfehler geboren werden, werden sie von ihren Müttern getrennt und hier im Zentrum behandelt", sagt Anja Schlarb, Pressereferentin der Kinderherzstiftung Bonn. "Das belastet beide natürlich sehr." Vom Venusberg bis zur Kinderklinik fährt man eine Viertelstunde mit dem Auto. Für Untersuchungen müssen die Mitarbeiter der Uniklinik und die Patienten etwa 20 000 Fahrten im Jahr auf sich nehmen. Im Durchschnitt summiert sich das auf eine Strecke von Bonn bis Brüssel - pro Tag.

Das neue Eltern-Kind-Zentrum (ElKi) ist etwa drei Fußballfelder größer als das Zentrum an der Adenauerallee. Vorgeburtliche Medizin, Geburtshilfe sowie Chirurgie sollen dort unter einem Dach vereint werden. Die Uniklinik schätzt die Kosten auf 80 Millionen Euro. Finanziert wird der Bau vom Land Nordrhein-Westfalen. Spezialversorgungen, wie etwa ein Hybrid-Operationssaal, sind in den Kosten aber nicht enthalten. Um trotzdem eine Hybrid-OP und ein eigenes MRT für das Kinderherzzentrum einzurichten, sammelt die Stiftung Kinderherzzentrum Bonn Spenden. Vier Millionen Euro will sie in den nächsten drei Jahren zusammenbekommen.

"Kinder können so schonender und schneller behandelt werden", begründet Schlarb die Notwendigkeit einer Hybrid-OP. Sie zieht heute, am bundesweiten Tag des herzkranken Kindes, mit Kinderherzenbär Moritz durch Bonn, um auf die Aktion aufmerksam zu machen und um Spenden zu werben. Ihr Ziel ist der Friedensplatz, wo die Uni-Kinderklinik und die Stiftung Kinderherzzentrum von 12 bis 18 Uhr mit Aktionen und einem großen begehbaren Herzen dessen Bedeutung demonstrieren.

Schlarb ist sicher, die vier Millionen zusammenzubekommen. 100 000 Euro wurden bisher gespendet. "Wir werden alles tun, um den Kindern die Hybrid-OP zu ermöglichen." Pro Jahr werden in Bonn rund 400 Kinder stationär und 3500 ambulant behandelt. Sie kommen aus ganz Deutschland und auch aus arabischen Ländern. "Hier kann früher operiert werden als zum Beispiel im Irak", sagt Magdalena Nitz, Leiterin der Pressestelle der Uniklinik. Rund 400 irakische Kinder warteten in Deutschland auf eine Herzoperation. Bedarf steigend.

Dass so ein Umzug aufwendig ist, weiß Tanja Holthaus, Pressereferentin der Uniklinik. Sie hat schon Erfahrungen mit dem Umzug des Zentrums für Integrative Medizin. "Das erfordert enge interdisziplinäre Abstimmungen", sagt sie. Genaue Pläne gebe es noch nicht. Was mit den alten Geräten des Zentrums für Kinderheilkunde passiert, sei noch unklar. "Noch funktionsfähige werden gegebenenfalls gespendet", sagt sie. Die Immobilie an der Adenauerallee werde veräußert. Erster Spatenstich für das Eltern-Kind-Zentrum soll im Februar 2016 sein.

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