Universität Bonn Automatisierte Fahndung nach Sprengstoffen

Bonn · Ein Wissenschaftlerteam entwickelt unter Federführung der Universität Bonn ein neuartiges Detektionssystem, das Sicherheitslücken bei der Überprüfung von Luftfracht auf Sprengstoffe schließen soll.

Mit dem System lassen sich Luftproben aus den Frachtbehältern absaugen und auf gasförmige Spuren von Gefahrstoffen untersuchen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert die Wissenschaftler mit rund drei Millionen Euro. Die Lufthansa Cargo, die Fraport AG und die Bundespolizei sind Partner im Projekt "ChemAir".

Auf großen Flughäfen werden jährlich mehrere Millionen Tonnen Fracht umgeschlagen. Was passiert, wenn eine Bombe hineingeschmuggelt wird? Im Jahr 2010 ließ eine Meldung aufhorchen, wonach im Jemen ein Päckchen für Luftfracht aufgegeben wurde, in dem Sprengstoff in einer Druckerpatrone versteckt war. Nach Medienberichten wurde die Bombe erst in Großbritannien entdeckt. Es folgte eine lange Diskussion über Sicherheitslücken.

"Die Anforderungen an die Überwachung der Luftfracht sind sehr groß", sagt der Projektkoordinator Peter Boeker vom Institut für Landtechnik der Uni Bonn. Mit Röntgensystemen oder Spürhunden allein werden die Gefahrstoffe nicht immer erkannt. Für das Sicherheitspersonal kommt erschwerend hinzu, dass die Fracht meist nicht geöffnet werden darf.

Das Forscherteam will deshalb im Projekt "ChemAir" ein System entwickeln, mit dem sich Luftproben aus den Frachtbehältern absaugen lassen. Eine Kombination aus einem Massenspektrometer und einem Chromatographen soll dann die gasförmigen Spuren der Gefahrstoffe sicher und schnell bestimmen. "Das Detektionssystem soll rund eine Million Mal empfindlicher sein als herkömmliche Sensoren, mit denen Sprengstoffe erschnüffelt werden", berichtet Boeker.

Wie in einer Fingerabdruckkartei sind die Messprotokolle Tausender verschiedener Sprengstoffe in einer Datenbank gespeichert. Mit diesen "Geruchs-Fingerabdrücken" werden die Messergebnisse des Detektionssystems abgeglichen und dadurch problematische Stoffe schnell identifiziert. Die Messungen sollen im Vergleich zu einer herkömmlichen gas-chromatographischen Spurenanalyse sehr schnell erfolgen, um den Frachtumschlag nicht zu verzögern.

Neben der Uni Bonn sind die fivetechnologies GmbH München, das Wehrwissenschaftliche Institut für Schutztechnologien - ABC-Schutz (WIS) Munster, das Institut für Anorganische Chemie der Ludwig Maximilians Universität München und die IAS GmbH in Frankfurt/Main beteiligt.

Weitere Informationen gibt es unter www.chemair.de

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