Projekt "Jobwärts" in Bonn Autofahrer sollen umsteigen und zufriedener pendeln

BONN/RHEIN-SIEG-KREIS · Im Posttower wurde am Mittwochabend das Projekt „Jobwärts“ vorgestellt. Dessen Ziel ist es, für Unternehmen in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis Angebote zu schaffen, die Mitarbeiter vom Auto weg und hin zu Rad, Bussen, Bahnen, Zug, E-Roller oder anderen Verkehrsträgern verleiten sollen.

 "Jobwärts. einfach. besser. pendeln" steht auf dem Banner. Gespannt studieren die Gäste im Post Tower die Lösungsvorschläge.

"Jobwärts. einfach. besser. pendeln" steht auf dem Banner. Gespannt studieren die Gäste im Post Tower die Lösungsvorschläge.

Foto: Benjamin Westhoff

Dass der Mensch ein Herdentier ist: bekannt. Dass er sich im allmorgendlichen Berufsverkehr verhält wie eine Horde von Büffeln ist zumindest eine bemerkenswerte Schlussfolgerung dieses Phänomens. Rob Schaap benutzte dieses Bild, um einen Kernsatz seines Vortrags im Posttower am Mittwochabend zu untermauern: "Der Mensch stellt sich in jeden Stau, ist aber nie daran schuld." Schaap ist Mitarbeiter im Programm "Jobwärts", das zur besseren Verständlichkeit, worum es genau geht, den erklärenden Satz "Ihr Einstieg in besseres Pendeln" hinterherschiebt.

Im Hauptquartier der Post, einem der größten Bonner Arbeitgeber, zelebrierten nun die Programmbeteiligten, Stadt Bonn, Rhein-Sieg-Kreis, Verkehrsverbund Rhein-Sieg und das Zukunftsnetz Mobilität NRW, die Auftaktveranstaltung für dieses Mobilitätsprogramm, das sich in erster Linie an Arbeitgeber in Stadt und Kreis richtet.

Ziel ist es, passgenaue Angebote für kleine, mittlere und große Unternehmen zu entwerfen. Angebote, die Mitarbeiter vom Auto weg und hin zu Rad, Bussen, Bahnen, Zug, E-Roller oder anderen Verkehrsträgern verleiten sollen.

Fördermittel im Rahmen des Lead-City-Projekts

Das Team geht mit insgesamt vier Mitarbeitern an den Start. Die Kosten für die Stellen, die zum 1. Oktober besetzt wurden, übernimmt zum überwiegenden Teil der Bund über Fördermittel im Rahmen des Lead-City-Projekts, an dem Bonn als eine von insgesamt fünf deutschen Städten teilnimmt. Es gehe bei "Jobwärts" auch darum, die Zufriedenheit der Angestellten zu steigern, weil sie stressfreier pendeln. Schaap setzt dabei auf die "Vorreiterrolle großer Unternehmen", wie er sagte.

So erklärt sich auch die Zusammensetzung der ersten Talkrunde am frühen Abend: Thomas Ogilvie, Personalvorstand bei Deutsche Post DHL, Birgit Bohle, Personalvorstand der Telekom, Michael Hoch, Rektor der Bonner Universität, und Wolfgang Holzgreve, Vorstandsvorsitzender des Bonner Uniklinikums, beschäftigen zusammengerechnet Zehntausende Mitarbeiter. Eigene Leihräder bieten sie alle an, Shuttleservices zwischen den einzelnen Standorten und Mitarbeiter-Apps, um Fahrgemeinschaften zu erleichtern. Ogilvie sagte aber auch überdeutlich, der Weg zur Arbeit und zurück bereite "manchem Freude, manchem Frust".

Sridharan erwähnt Ausbau bestehender Radwege

Der bekanntermaßen zäh (oder überhaupt nicht) fließende Verkehr zu Hauptverkehrszeiten weckt Begehrlichkeiten in der Gegenwart und für die Zukunft. Vermutlich zur Freude Holzgreves, der die Gunst der Stunde nutzte, erneut für den Bau einer Seilbahn zu werben, sagte Oberbürgermeister Ashok Sridharan: "Wir wollen bei der Seilbahn weiterkommen."

Auf die Frage der Moderatorin, wo weitere Prioritäten zu setzen sind, erwähnte Sridharan den Ausbau bestehender Radwege bis 2022 und die weitere Ausweisung von Fahrradstraßen, aber auch den Bau von Mobilitätshubs, also Verkehrsschaltzentralen, die Pendlern an geeigneten Stellen den Umstieg auf verschiedene Verkehrsträger ermöglichen sollen. Mit deutlich hörbarem Unmut in der Stimme erklärte Kreis-Landrat Sebastian Schuster, dass die Unternehmenssprecher in ihren Reden "nicht von der Region gesprochen haben". Das schwierige Thema der Zuständigkeiten, der Zusammenarbeit über Ortsgrenzen hinweg fand aber durchaus noch Erwähnung. Schuster betonte vor Sridharan und einigen Bürgermeistern der Kommunen im Kreis: "Wir müssen Hand in Hand arbeiten." Von 136.000 täglichen Einpendlern nach Bonn käme die Hälfte aus dem Rhein-Sieg-Kreis.

IHK-Chef sprach sich für mehr Park-and-ride-Anlagen aus

Als schnelle Lösung sieht Schuster vor allem "eine flexiblere Arbeitszeit" als Hebel, um den Verkehr zu steuern. Hubertus Hille, Chef der IHK, sprach sich für mehr Park-and-ride-Anlagen im Kreis aus, die Bonn mitfinanzieren müsse, weil es für sie ja auch eine Entlastung der Straßen bedeute. Wenn es um solche Kostenteilungen geht, so lehrte bisher die Vergangenheit, stößt die Zusammenarbeit manches Mal an Grenzen.

Kontakt für Unternehmen: Telefon 0228/773883 oder per E-Mail an jobwaerts@bonn.de

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