Bonner Stadtverkehr Auswege aus dem Verkehrschaos

Bonn · Wassertaxi und Seilbahn brauchen keinen Asphalt. In ihrem öffentlichen Städtebauseminar ging die Universität jetzt auf diese beiden Bonner Projekte ein.

Die Aussicht auf flüssiger laufenden Straßenverkehr in den kommenden Jahren ist im Stadtgebiet mehr als unwahrscheinlich. Und so nimmt es kaum Wunder und wirkt fast geboten, dass die Universität in ihrem öffentlichen Städtebauseminar am Dienstagabend zwei Projekte vorstellte, die keinen Asphalt brauchen, um zu funktionieren. Zum einen ist das die Idee, mit einem Wassertaxi den Rhein zu befahren, und zum anderen der kontrovers diskutierte Vorschlag, eine Seilbahn hoch auf den Venusberg zu bauen, um Mitarbeiter und Besucher zum Universitätsklinikum befördern zu können. Die Durchführbarkeit der Seilbahn wird zurzeit in einer Machbarkeitsstudie geprüft.

Es ging also um zwei innovativ anmutende Projekte, die allerdings in der Diskussion nicht ganz neu sind. Heiner Monheim, der für die Stadt die Bürgerbeteiligung zur Seilbahn mit seinem Unternehmen Raumkom begleitet, machte klar, dass aus seiner Sicht „sowohl das Wassertaxi als auch die Seilbahn nur Teil einer Lösung sein können“. Das System des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) sei fehlerhaft und habe Lücken, die zu schließen seien. Sollten beide Projekte irgendwann umgesetzt werden, müssten sie nicht nur aufeinander abgestimmt werden; auch die bisherigen Bus- und Bahnhaltestellen müsste man neu bewerten, um gute Anschlüsse hinzubekommen.

„Verkehr muss über enge Grenzen hinaus geplant werden“, sagte der Bonner Verkehrsplaner Monheim. Das sehen die Architekten Paul Martini und Ines Knye ganz ähnlich. „Wir sehen im Rhein den schönsten offenen Raum, den wir in der Stadt haben“, sagte Knye. Bloß werde daraus kaum etwas gemacht.

Zu den Beethovenfestspielen im Jahr 2020 raten die beiden Architekten des Bundes Deutscher Architekten (BDA) zu einem ersten Testlauf mit zunächst vier Stationen an Oper, der rechtsrheinischen Haltestelle Rheinnixe, dem UN-Campus und dem Bonner Bogen, um die Akzeptanz auszuloten. „Im Rahmen des Masterplans Innere Stadt hatten wir mal an 13 Stationen zwischen der Auerberger Mühle und dem Hotel Dreesen in Bad Godesberg gedacht“, erläuterte Martini.

Bei der anschließenden Diskussion kam die Frage nach der Auslastung der Seilbahn auf. Nach bisherigen Berechnungen des Gutachters werden etwa 6000 Fahrgäste den höchstfrequentierten Streckenabschnitt nutzen. „Das ist gerade mal eine Auslastung von sechs Prozent“, rechnete ein Zuhörer vor.

Dazu sagte Monheim, die Auslastung werde höher sein, weil je nach Bauweise bis zu vier Arbeitszentren angefahren würden und nicht bloß die Uniklinik. „Das kommt in der bisherigen Debatte zu kurz.“ Welcher genaue Typ Seilbahn infrage kommt, dazu wollte Monheim nichts sagen. Dazu müsse man das Ergebnis der Machbarkeitsstudie abwarten. Es soll in den kommenden Wochen vorliegen. Im Anschluss will die Stadtverwaltung zu einer Bürgerwerkstatt einladen.

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