Flucht aus der Sicht von Flüchtlingen Ausstellung „Refugee Cameras“ in Bonn

Bonn · Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit in Bonn zeigt die Ausstellung „Refugee Cameras“. Flüchtlinge dokumentieren ihre Flucht vor Krieg und Elend.

 Das Foto zeigt einen Syrer auf der Flucht in einem Bus, in dem er vor Erschöpfung eingeschlafen ist. In seinen Armen hält er seinen Sohn.

Das Foto zeigt einen Syrer auf der Flucht in einem Bus, in dem er vor Erschöpfung eingeschlafen ist. In seinen Armen hält er seinen Sohn.

Foto: GIZ

Menschen, die ihr Hab und Gut in Plastiktüten tragen. Menschen, die an Grenzzäunen kämpfen, um durchgelassen zu werden. Die Bilder der großen Flüchtlingskrise 2015 zeigen, wie professionelle Fotografen sie wahrgenommen haben. Der Hamburger Fotograf Kevin McElvany veranschaulicht mit seiner Ausstellung „Refugee Cameras“ in der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), wie Flüchtlinge ihren Weg nach Europa sehen.

Die Flüchtlinge dokumentieren ihre Flucht vor Krieg und Elend von der türkischen Westküste über die griechische Insel Lesbos und Athen bis zum Grenzzaun von Idomeni mit Einwegkameras. So nah, ehrlich und realistisch wie es wohl kaum ein Profi könnte. Sie zeigen wie es ist, auf einem überfüllten Schlepper-Schlauchboot in der stürmischen Ägäis zu überleben. Wie sich etliche Menschen im Dezember frierend um ein kleines Feuer drängen, um ihre nassen Kleider zu trocknen. Wie der kleine Sohn das Zimmer in der Flüchtlingsunterkunft entdeckt und fröhlich auf der Matratze hüpft. „Ich wollte den Flüchtlingen eine Stimme geben, mit Hilfe der Kameras“, sagte McElvany. Dafür flog er ins türkische Izmir, wo er 15 Einwegkameras an Flüchtlinge verteilte.

Jede Kamera konnte 27 Bilder schießen, sie machten die Flüchtlinge zu Autoren ihrer eigenen Geschichte. Auf einem Umschlag gab McElvany seine Adresse an, damit die Kameras an ihn zurückgeschickt werden konnten. Sieben der 15 Kameras fanden ihren Weg zurück nach Deutschland. Eine ging verloren, zwei wurden von Grenzschützern konfisziert und zwei schafften es nicht aus Izmir raus, weil die Besitzer von türkischen Behörden festgehalten wurden. Von drei Kameras fehlt bis heute jede Spur – so wie auch von den Besitzern.

Der Syrer Hamza, einer der sieben Autoren, arbeitete als Chemiker in Aleppo. Auf seinen Fotos ist seine Landung auf einer griechischen Insel zu sehen. Eines zeigt einen kleinen, durchnässten Jungen am Strand. Der Jeside Firas floh vor dem Terror des Islamischen Staates. Einige Fotos dokumentieren die von Warten und Registrierung geprägte Situation in der Erstaufnahmestelle auf Lesbos – einem ehemaligen Gefängnis. Andere Fotos zeigen erschöpfte Menschen, eingepfercht in Zügen auf der Fahrt von Mazedonien nach Serbien. Die Bilder wirken unverstellt und ehrlich. Kevin McElvany: „Das, was da passiert ist, ist wahr, weil es die Flüchtlinge auch so gezeigt haben.“

Die Fotos der „Refugee Cameras“ sind in der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), Friedrich-Ebert-Allee 36, Foyer im Mäanderbau, bis zum 19. Juni zu sehen.

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