Neue Wege in den Job Aus- und Weiterbildungsmesse nur für Frauen feierte Premiere

BONN · Die ernüchternde Bilanz des Jobcenters Bonn: Weit mehr als die Hälfte der dort gemeldeten arbeitslosen Bonnerinnen haben keine abgeschlossene Berufsausbildung. Deshalb hat das Jobcenter gestern zum ersten Mal eine Aus- und Weiterbildungsmesse angeboten, die sich ausschließlich an Frauen wendet.

 Gelungene Premiere: Bei der ersten Aus-und Weiterbildungsbörse für Frauen im Jobcenter berät Alexandra Rusin, Beauftragte für Chancengleichheit des Jobcenters, Bonnerinen über Möglichkeiten in den Berufseinstieg oder eine Ausbildung nachzuholen.

Gelungene Premiere: Bei der ersten Aus-und Weiterbildungsbörse für Frauen im Jobcenter berät Alexandra Rusin, Beauftragte für Chancengleichheit des Jobcenters, Bonnerinen über Möglichkeiten in den Berufseinstieg oder eine Ausbildung nachzuholen.

Foto: Barbara Frommann

"Je geringer die berufliche Qualifikation, desto höher ist das Risiko, langzeitarbeitslos zu werden", so Rusin. Als langzeitarbeitslos, das heißt länger als 24 Monate, gelten momentan bereits mehr als die Hälfte der 3600 beim Jobcenter gemeldeten Bonnerinnen. Zur Messe wurden knapp 200 Frauen, die beim Jobcenter gemeldet sind, eingeladen. Bereits bei der Eröffnung der Messe war der Andrang riesig. Eine Frau interessierte sich besonders für die Arbeit mit Kindern. "Ich hoffe, dass ich hier etwas finden kann", sagte sie.

Dem Jobcenter geht es dabei nicht nur um arbeitslose Frauen, sondern besonders auch um Mütter. "Die Möglichkeit für Mütter, erwerbstätig zu sein, ist in vielen Fällen entscheidend dafür, ob es Familien gelingt, Armut zu vermeiden und Hilfebedürftigkeit zu verringern oder sogar zu überwinden", weiß Rusin. Die Messe richtete sich überdies an Frauen, die über veraltete oder im Ausland absolvierte Abschlüsse verfügen. Ein Schwerpunkt liegt daher in der Umschulung für Migrantinnen, bei der berufliche und Sprachkenntnisse vermittelt werden.

Ein wichtiges Thema bei der Arbeitsvermittlung ist neben der beruflichen Qualifikation die Kinderbetreuung. Jede vierte der arbeitslosen Frauen ist alleinerziehend und daher auf eine individuelle Ausbildungsmöglichkeiten angewiesen. "Bei Haushalt und Kindern sind gerade die Mütter häufig sehr in familiäre Abläufe eingebunden. Deswegen muss es darum gehen, individuelle Wege zu finden, wie Frauen trotzdem eine Ausbildung nachholen oder eine Teilzeitarbeit aufnehmen können", so Rusin.

Die Schwesternschaft "Bonn" vom Deutschen Roten Kreuz ist einer der zehn Bonner Bildungsträger, die auf der Messe vertreten waren. Gabriele Wenz bekam an ihrem Stand konkrete Anfragen, die deutlich machten, dass die Themen Kinderbetreuung oder ergänzende Hilfe zur Grundsicherung während der Ausbildungszeit wichtige Aspekte für die Frauen sind.

Wenz freute sich daher darüber, dass alle Ansprechpartner, wie etwa das Familienbüro des Jobcenters, vor Ort waren, um individuelle Fragen sofort beantworten zu können. Die Ausbildungen bei der Schwesternschaft können in Teilzeit ausgeübt werden, um alleinerziehenden Frauen den Spagat zwischen Beruf und Familie zu ermöglichen.

Das Jobcenter plant im nächsten Jahr wieder eine Messe für Frauen. Denn die Veranstaltung hat gestern zufriedene Gesichter hinterlassen - bei den Bildungsträgern, beim Jobcenter und natürlich bei den Frauen, die nun den ersten Schritt in eine gesicherte Zukunft gemacht haben.

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