Kommentar Augen zu und durch?

Wenn es ums Stadthaus geht, dann zucken die meisten Menschen die Schultern. Irgendwie bekommt man einfach kein emotionales Verhältnis zu diesem Koloss, den die Stuttgarter Architekten Heinle, Wischer & Partner als stilisiertes Krönchen für Bonn entworfen hatten.

So wie mit der sogenannten Südüberbauung konnten sich die Bürger mit ihrem Verwaltungsgebäude, das 1978 bezogen wurde, nie so richtig anfreunden. Da juckt es viele Bürger kaum, ob das so dominante Gebäude im Stadtzentrum saniert oder abgerissen wird. Und deshalb steht es auch bei der Politik nicht gerade an der Spitze ihrer Agenda.

Denn die unerledigte Aufgabenliste ist lang, und dahinter stehen immense Ausgaben. Der Sanierungsstau der Kommune würde ein privates Unternehmen längst in die Verzweiflung treiben - oder in die Insolvenz.

Die Beethovenhalle, 1959 eröffnet, soll für 30 Millionen Euro, die Stadthalle Bad Godesberg (1955) irgendwann ab 2020 (wenn der Pachtvertrag ausläuft) für mindestens 13 Millionen Euro instand gesetzt werden. Auf der Liste stehen auch noch das Brückenforum Beuel (1989), die Oper (1965/1993), die Kammerspiele (1952/1976), von vielen Sportstätten und Schulen gar nicht zu reden.

Und wie verhält sich die Politik angesichts dieser gewaltigen Aufgaben? Wie ein überschuldeter Messie, der sich schon kaum noch traut, die Post zu öffnen, weil ja eh eine unbezahlte Rechnung nach der anderen im Briefkasten liegt. Augen zu und durch? Aber dadurch wird die Lage ja nicht besser.

Und die Gebäude werden sich ganz bestimmt nicht von alleine herrichten. Selbstheilende Kräfte sind im Bauwesen keine Option. Und die Verwaltung schiebt die Verantwortung auf den Stadtrat. Aber die vielen Aufgaben erfordern endlich mal eine offene Diskussion, an deren Ende konkrete Lösungen genannt werden müssen.

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