Wohnungen oder Arbeitsplätze in Bonn Aufschub für das Kurfürsten-Areal

BONN · Für das Gelände der ehemaligen Kurfürstenbrauerei sollen bis spätestens 2017 gemeinsam mit dem Eigentümer die notwendigen Vorarbeiten für einen Bebauungsplan durchgeführt werden.

Der Bebauungsplan für das Areal zwischen Bornheimer und Franzstraße soll so gestaltet werden, dass Wohnnutzung berücksichtigt wird, vorhandenes Gewerbe gesichert und für dieses Erweiterungsmöglichkeiten vorgehalten werden. Das beschloss der Planungsausschuss gegen die Stimme der Linksfraktion.

Mehr als 50 Beschäftigte des Computer-Systemhauses H & G Hansen und Gieraths verfolgten die Diskussion um die Zukunft des Geländes zum Teil fassungslos. "Ich bin schockiert", sagte etwa eine Mitarbeiterin hinterher. Sie und ihre Kollegen fürchten um ihre Arbeitsplätze, falls Politik und Verwaltung das Unternehmen zwängen, Wohnraum statt Arbeitsplätze zu schaffen.

Die Politik hatte zuletzt tatsächlich nicht lockergelassen, und zuletzt den Druck auf den Eigentümer erhöht. Wie mehrfach berichtet, will die Stadt das Areal der früheren Bierbrauerei seit gut 20 Jahren als Wohngebiet ausweisen, die frühere Brau & Brunnen hatte noch vor endgültiger Schließung ihres Betriebs einen städtebaulichen Wettbewerb ausgelobt. Auch der Städtebaubeirat hatte sich im vergangenen Jahr mit dem Thema befasst und empfohlen, das Gebiet zu einer Entwicklungsmaßnahme zu erklären. Das würde der Stadt größere Einflussmöglichkeiten auf die Entwicklung des Areals ermöglichen. Zuletzt lenkte der Eigentümer, der Unternehmer Heinz-Hellmuth Hansen, in Gesprächen mit Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch ein.

"Es geht uns doch gar nicht darum, irgendwelche Arbeitsplätze zu gefährden, sondern darum, Struktur in die Entwicklung des Areals zu bringen", sagte Hartwig Lohmeyer (Grüne). "Die Erweiterungsmöglichkeiten von H & G sollen überhaupt nicht eingeschränkt werden."

Hansen selbst wertete das jetzige Vorgehen des Ausschusses als Weg in die richtige Richtung. "Es ist grundsätzlich richtig, dass jetzt erst einmal Ruhe in die Diskussion einkehrt", sagte er am Rande der Sitzung. Vor allem die Formulierung, dass der Bebauungsplan "gemeinsam" mit dem Eigentümer entwickelt werden soll, begrüßt Hansen. Darum ging es auch Bert Moll (CDU): "An Kommunikation führt kein Weg vorbei. Ein vernünftiger Dialog ist unumgänglich. Schließlich geht es hier auch um Arbeitsplätze."

Die H & G gehört zu den wichtigen Gewerbesteuerzahlern in Bonn. Zu ihren Kunden gehören nach Informationen des General-Anzeigers neben der Bundesregierung und den Vereinten Nationen auch der Bayer-Konzern. Zu den rund 120 eigenen Mitarbeitern kommen noch einmal etwa 180 Angestellte in weiteren Firmen auf dem rund 13.000 Quadratmeter großen Grundstück zwischen Bornheimer, Heer-, Franz- und Weiherstraße.

Im "Kurfürsten Carree" sitzen zum Beispiel ein Verlag, ein Versicherungsdienstleister, ein Physiotherapie-Zentrum und ein Getränkehandel.

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