Erlebnisausstellung auf dem Münsterplatz Aufklärung über gefährliche Infektionen

BONN · Erlebnisausstellung "Große Freiheit - liebe.lust.leben." auf dem Münsterplatz thematisiert den Umgang und die Folgen der Sexualität

 Mitarbeiter der Erlebnisausstellung im Zelt simulieren auch einen Besuch beim Frauenarzt. FOTO: BARBARA FROMMANN

Mitarbeiter der Erlebnisausstellung im Zelt simulieren auch einen Besuch beim Frauenarzt. FOTO: BARBARA FROMMANN

Foto: barbara frommann

Farbenfroh und ungewöhnlich sieht es aus, das Zelt-Container-Gebilde, das seit gestern auf dem Münsterplatz Station macht. Darin befindet sich, als abwechslungsreicher Rundgang angelegt, die mobile Erlebnisausstellung "Große Freiheit - liebe.lust.leben". Entworfen von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, thematisiert sie alle Formen selbstbestimmter Sexualität im 21. Jahrhundert und die Frage, wie sie sich leben lassen, ohne gesundheitliche Risiken einzugehen.

Denn während das Wissen zu HIV und Aids in der Gesellschaft auch dank stetiger Öffentlichkeitsarbeit inzwischen als "sehr hoch" gilt, sind andere, gleichfalls gefährliche, sexuell übertragbare Infektionen (zusammenfassend "STI" genannt) wie Chlamydien, Trichomonaden oder Gonorrhö weitaus unbekannter. Sie stärker im Bewusstsein zu verankern, ist das Ziel der Ausstellung, die sich besonders an Jugendliche und Erwachsene bis etwa 50 Jahren wendet. "Wir möchten die Besucher neugierig machen und zeigen, dass man über Sexualität sprechen kann und sollte", sagte lnes Perea vom Bundesministerium für Gesundheit. "Dafür muss man aber erst mal lernen, über 'da unten' überhaupt zu sprechen. Das ist nicht immer ganz einfach."

50 interaktiven Stationen, wie kleine Film-Schauplätze in sechs Seecontainern untergebracht, sollen den Eintretenden deshalb eine Brücke schlagen. Vieles lockt zum genaueren Anschauen und Anhören, Ausprobieren und Selbstmachen: Wer wil, l kann Schlagzeug spielen oder einen Rap aufnehmen, einen Spruch für die virtuelle Toilettenwand entwerfen oder im Blindflug versuchen, einem Holzpenis ein Kondom überzustreifen. An den Wänden finden sich Graffiti und witzige Sprüche, eine E-Gitarre und Tour-T-Shirts mit sinnigen Botschaften. Lustvolles und nachdenklich Stimmendes wechseln sich ab. Neun fiktive Personen wie der Schlagzeuger Lukas oder der Büroangestellte Oliver sprechen über Liebe und ihre Einstellungen zum Sex, die Ideen zum Studentenpärchen Jannik und Laura stammen von der Bonner Gruppe "Gummibärchen", die sich für Aids-Prävention in der schwulen Szene stark macht.

"Wer informieren will, muss offen und unverkrampft an die Themen herangehen", beschrieb es Heidrun Thaiss, Leiterin der Bundeszentrale. Schon in ihrer früheren Arbeit als Schulärztin habe sie erfahren können, wie wichtig Unvoreingenommenheit bei Beratungsgesprächen sei. Sigrid Vollstedt von der evangelischen Beratungsstelle EVA sprach stellvertretend für einen Zusammenschluss vieler lokaler Fachstellen wie Pro Familia, der Aids-Hilfe Bonn, dem städtischen Gesundheitsamt oder Donum Vitae. Einige ihrer Mitarbeiter tragen ihr Knowhow nun auch in die Ausstellung, wo sie Fragen beantworten und Schwellenangst abbauen wollen. "Danach zieht die Ausstellung leider weiter, aber wir bleiben hier. Sprechen Sie uns ruhig an", ermunterte Sie mit einem Augenzwinkern.

Noch bis zum 17. März ist die mobile Ausstellung "Große Freiheit - liebe.lust.leben" auf dem Münsterplatz zu finden. Geöffnet ist sie täglich von 9 bis 20 Uhr. Für Schulklassen werden Führungen angeboten, Anmeldung unter der Rufnummer 0160/7000700

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