Notizen aus B. Aufbruchstimmung statt Gemeckere

Bonn · Wer hat eigentlich behauptet, bei den Planungen für das Beethovenjahr könnte allmählich mal ein Zahn zugelegt werden? Hinter den Kulissen geht es doch längst mächtig zur Sache.

 Große Überraschung im Winter: Bei Minusgraden blieb bei einigen S-Bahnen die Tür für Fahrgäste verschlossen.

Große Überraschung im Winter: Bei Minusgraden blieb bei einigen S-Bahnen die Tür für Fahrgäste verschlossen.

Foto: Benjamin Westhoff

Zum 250. Geburtstag des Komponisten wird die „Kongressstadt mit Avantgardeanspruch“ mit neuen Produktionen internationale Maßstäbe setzen, die multikulturelle Mischung macht die Stadt zu einem Zentrum der Weltmusik, und überhaupt: Man verfügt über das intellektuelle und künstlerische Kapital, um Vorreiter in Sachen zeitgenössischer Produktionen zu werden. Können Sie alles nachlesen, auf 73 eng beschriebenen Seiten in der Tourismus-Strategie 2020 – also: für Wien.

Bevor jetzt gleich die Fiaker mit Ihnen durchgehen: Die quirlige Ungemütlichkeit, das Rast- und Schnörkellose dieser pulsierenden Stadt an der Donau und vor allem die hektische Sprache ihrer Bewohner haben schon den jungen Ludwig um den bönnschen Verstand gebracht.

Werke wie „Wonne der Wehmut“ zeugen bis heute davon. „Ois hoib su wüd“ und kein Grund also, sich an der Melange zu verschlucken. In Bonn werden die Dinge eben eher an der Wurzel gepackt. Erst mal kommen zwei Dutzend Bäume vor der Beethovenhalle weg, und dann? Ist dort vielleicht schon wieder an ein Picknick zu denken – mit Wiener Würstchen und einem Stückerl Sachertorte.

Bis dahin müssen wir aber noch sorgfältig recherchieren, was in dieser Woche eigentlich die Türen unserer Stadtbahnen zu Eis erstarren ließ. Fröstelnd wirkte auf viele etwa die hässliche Geschichte mit dem „Mahnmal der Schande im Herzen der Stadt“.

Dabei müsste doch selbst bei der AfD inzwischen angekommen sein, dass der Abriss der Südüberbauung schon angefangen hat.

Vielleicht war es auch eine Protestnote der Stadtwerke, angesichts der drohenden Konkurrenz durch Wassertaxi und Seilbahn. In schwindelnde Höhen habe auch die Stadt die kalkulierten Kosten für die Sanierung des Kurfürstenbades gerechnet, sagt die Bürgerinitiative für dessen Erhalt.

Dabei kannten wir das bei städtischen Projekten doch immer genau andersherum. Jetzt bitte kein Gemeckere, sondern etwas Aufbruchstimmung. Immerhin hat in Amerika gestern der Atomkoffer den Besitzer gewechselt, und was passt da besser als der Spruch eines Amtsvorgängers: Frage nicht, was deine Stadtverwaltung für dich tun kann. Frage, was du für deine Stadtverwaltung tun kannst!

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