Bürger diskutieren im Auftrag der Bundesregierung Auf der Suche nach Lebensqualität

BONN · Warum kommt die Bundesregierung ausgerechnet jetzt auf die Idee, die Bürger über Lebensqualität in Deutschland zu befragen? Diese Frage kam am Montag in der ehemaligen Kapelle des Hotels Collegium Leoninum beim Bürgerdialog "Gut leben" auf.

 Mitorganisatorin Maike van den Bloom (Mitte) diskutiert mit Bonnern über Lebensqualität in Deutschland. Statt der angemeldeten 53 kamen nur etwa 30 Gäste.

Mitorganisatorin Maike van den Bloom (Mitte) diskutiert mit Bonnern über Lebensqualität in Deutschland. Statt der angemeldeten 53 kamen nur etwa 30 Gäste.

Foto: Knopp

Eine zufriedenstellende Antwort konnte Moderatorin Claudia Bartels nicht geben. Lediglich, dass die Bundesregierung Bürger direkt "an der Basis" zu diesem Thema ansprechen wolle. Die Bonner Autorin und Glücksforscherin Maike van den Bloom hatte die Bonner Veranstaltung der Reihe "Gut leben in Deutschland - was uns wichtig ist", die am 13. April startete, mitorganisiert und hielt zunächst einen Vortrag darüber, wie Menschen in aller Welt über Glück denken, wobei sie auch aus ihrem Buch "Wo geht's denn hier zum Glück?" zitierte.

Sie diskutierte anschließend selbst mit - was auch der geringen Beteiligung geschuldet war: 52 Bonner hatten sich zu der kostenlosen Veranstaltung angemeldet, am Ende waren etwa 30 anwesend. Überwiegend Ältere, von denen einige schnell wieder verschwanden, weil sie sich etwas anderes vorgestellt hatten. Der gewünschte Querschnitt durch die Gesellschaft war nicht zu sehen, so fehlten zum Beispiel Menschen mit ausländischen Wurzeln und Jugendliche.

In kleinen Gruppen wurde darüber diskutiert, was Lebensqualität in Deutschland ausmacht. Am Ende hingen viele Schlagworte dazu an Pinnwänden: Natur, Familienfreundlichkeit, Toleranz und Respekt, Frieden, Gesundheit, kein Mangel an wesentlichen Dingen und vieles mehr. Daraus wurden Themenbereiche wie Bildung, Werte und Freiheit gebildet, die im zweiten Teil der Veranstaltung jeweils an einem Tisch besprochen wurden.

"Organisatorisch muss man das anders angehen", fand eine Teilnehmerin. Sie kritisierte etwa, dass Moderatorin Bartels von der Firma IFOK, die für die Bundesregierung befragte, erst auf Anfrage eine Struktur des Veranstaltungsablaufs mitteilte. Allerdings muss man zugute halten, dass Bonn erst die zweite Station war. "Die Struktur ist zu schwammig", fand eine andere Bonnerin. "Es ist zu unpräzise, was erarbeitet werden muss."

"Was bedeutet Lebensqualität in diesem Bereich für Sie konkret?", lautete eine Frage. Am Tisch zum Bereich "Demokratie" wurde eifrig diskutiert, wobei man sich bemühte, sich streng an die Fragestellung zu halten. Meinungsfreiheit, Schutz der Privatsphäre und der Minderheitenrechte, keine Angst vor dem Staat haben zu müssen, eine bunte Gesellschaft: Alles Schlagworte, die notiert wurden. Und wichtige Dinge, die aber weitgehend dem Status quo in Deutschland entsprächen, wie einige Teilnehmer meinten.

Weiteres Thema: Was ist wünschenswert und wo kann die Demokratie in Deutschland noch verbessert werden? Aber die Fragestellung wurde nicht so verstanden, dass es auch darum ging. An einigen anderen Tischen wurde sie deshalb konsequent ignoriert, so dass es kritische Antworten gab. Auch Vertreter des Bundeskanzleramtes und des Bundesinnenministeriums waren anwesend. Sie nahmen die Erkenntnisse mit, die wissenschaftlich ausgewertet werden, um daraus ein Indikatorensystem für Lebensqualität zu erstellen. Dieses soll dann Grundlage für einen Aktionsplan der Bundesregierung sein.

"Gut leben"

Mit der Kampagne, die am 13. April in Hannover startete, will die Bundesregierung erfahren, was die Menschen in Deutschland in Sachen Lebensqualität beschäftigt. Unter dem Motto "Gut leben in Deutschland - was uns wichtig ist" sind mehr als 180 Bürgerdialoge geplant, darunter neben den Veranstaltungen in vielen Städten ab Juni auch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel direkt.

Den Dialog können Interessierte auch online führen. In Bonn sind zwei weitere Termine geplant: am Montag, 1. Juni, im Haus der Geschichte, Willy-Brandt-Allee, und am Dienstag, 23. Juni, im Zentrum der griechisch-orthodoxen Metropolie, Dietrich-Bonhoeffer-Straße, in Beuel. kpo

Weitere Infos und Online-Dialog auf www.gut-leben-in-deutschland.de

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