Während Corona-Krise Auch die Bonner Stadtverwaltung arbeitet im Homeoffice

Bonn. · Von den 6900 Mitarbeitern der Stadt sind derzeit 1353 Bedienstete im Homeoffice. Das berichtet der städtische Personal- und Organisationsamtsleiter Andreas Leinhaas im Interview.

 Der Zugang zum Stadthaus ist wegen Corona eingeschränkt.

Der Zugang zum Stadthaus ist wegen Corona eingeschränkt.

Foto: Benjamin Westhoff

Homeoffice, also Heimarbeit, ist für viele Arbeitnehmer in diesen Corona-Zeiten ein wichtiges Thema. Doch wie hält es die Stadt Bonn mit ihren rund 6900 Mitarbeitern? Mit dem städtischen Personal- und Organisationsamtsleiter Andreas Leinhaas hat GA-Redakteurin Lisa Inhoffen gesprochen.

Wie viele Mitarbeiter der Bonner Stadtverwaltung arbeiten derzeit im Homeoffice?

Andreas Leinhaas: Derzeit existieren bereits 719 reguläre Telearbeitsplätze mit schriftlicher Vereinbarung. Davon haben 383 Personen ihre Telearbeit aufgrund der Corona-Krise ausgeweitet, was den zeitlichen Umfang angeht. 634 Telearbeitsplätze wurden zusätzlich im Zuge der Corona-Krise neu eingerichtet. Insgesamt arbeiten aktuell 1353 Kolleginnen und Kollegen von zu Hause aus.

Und wie steht es mit den Amtsleitern und Dezernenten?

Leinhaas: Alle Dezernenten und Amtsleitungen sind mit mobilen Endgeräten ausgestattet.

Welche Probleme sehen Sie vor allem durch die Ausweitung der Heimarbeit?

Leinhaas: Wir haben noch nicht alle Bereiche innerhalb der Verwaltung durchgängig digitalisiert, in diesen Abteilungen wird teilweise ein ‚Wechselschichtmodell‘ realisiert, sodass Vor-Ort-Tätigkeit und Homeoffice abgewechselt und zum Beispiel Akten beziehungsweise Schriftstücke ausgetauscht werden können.

Welche Tätigkeiten können nicht von zu Hause aus erledigt werden?

Leinhaas: Teilweise setzt eine rechtmäßige und sinnvolle Bürger-, also Kundenbetreuung, die persönliche Kontaktaufnahme voraus. Und manche kommunalen Aufgaben sind schlichtweg nicht im Homeoffice zu erledigen wie die Sozialarbeit, die Grünpflege, die Abwassertechnik und natürlich die Feuerwehr und die Rettungsdienste.

Was hören Sie von den Kollegen, die im Homeoffice arbeiten?

Leinhaas: Einige vermissen vor allem die sozialen und persönlichen Kontakte.

Sehen Sie auch Vorteile beim Homeoffice?

Leinhaas: Als Erstes möchte ich natürlich die Minderung der Infektionsgefahr vor allem bei den Kolleginnen und Kollegen nennen, die als Risikopatienten gelten. Zudem machen wir die Erfahrung, dass Aufgaben effizient und unterbrechungsfrei erledigt werden, zumal der Arbeitszeitrahmen auf 6 bis 20 Uhr ausgeweitet wurde. Hinzu kommt der Wegfall von Wegezeiten und eine Entlastung der Verkehrssituation. Nicht zu vergessen ist die Ermöglichung der Kinderbetreuung in Kooperation mit dem Partner. Manche Leute sagen, dass durch Corona die Digitalisierung unserer Arbeitswelt erst so richtig in Fahrt gekommen ist.

Wie sehen Sie das?

Leinhaas: Ich würde es so sagen: Die Digitalisierung der Arbeitsprozesse nimmt weiter ‚Fahrt auf‘. Auf jeden Fall finden Arbeitsmethoden wie Videokonferenzen verstärkt Einzug und werden im Arbeitsalltag selbstverständlicher. Auch der Wunsch nach digitalisierten Abläufen wird größer. Obgleich Videokonferenzen teilweise noch etwas holprig ablaufen, so mache ich die Erfahrung, dass sie in der Regel sehr strukturiert und zeiteffizient sind.

 Andreas Leinhaas arbeitet seit 1990 für die Stadt Bonn.

Andreas Leinhaas arbeitet seit 1990 für die Stadt Bonn.

Foto: Barbara Frommann

Wie steht es insgesamt um die Homeoffice-Kapazitäten der Verwaltung?

Leinhaas: Homeoffice erfolgt in der Regel durch Einsatz von privaten Arbeitsmitteln, daher besteht hier keine Begrenzung durch dienstliche Endgeräte. Für die Bereitstellung der privaten Geräte und Internetverbindung erfolgt kein Kostenersatz. Homeoffice ist aus Sicht der Verwaltung eine ‚Win-win-Situation‘ für beide Seiten, sodass dies gerechtfertigt ist. Viele Führungskräfte und Projektleitungen sind zudem mit dienstlichen Tablets und Smartphones ausgestattet. Der Zugang in das Netzwerk der Verwaltung erfolgt über eine mehrfach gesicherte Portallösung, die auch den Anforderungen des Datenschutzes gerecht wird.

Wie viele Mitarbeiter können sich maximal in das stadtinterne System einwählen?

Leinhaas: Aktuell können bis zu 1100 Mitarbeitende parallel arbeiten. In der Praxis hat es bisher keine Engpässe gegeben, wenn auch die Infrastruktur insgesamt an ihren Grenzen ist. Die Ausweitung des Arbeitszeitrahmens von 6 bis 20 Uhr verfolgt auch den Ansatz, die Arbeitsleistung möglichst breit über den Tag verteilen zu können.

Wie viele städtische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bereits mit dem Corona-Virus infiziert?

Leinhaas: Eine solche Statistik wird nicht geführt, es sind dem Personal- und Organisationsamt bislang nur vereinzelte Corona-Fälle bei Mitarbeitenden der Verwaltung bekannt.

Welchen Plan hat die Stadtverwaltung für den Fall, dass sich doch deutlich mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter infizieren und ihre Arbeit einstellen müssen?

Leinhaas: Im Rahmen des Krisenmanagements wurde eine sogenannte kaskadierende Personaleinsatzplanung als Basis für weitere Entscheidungen aufgestellt. Es wurden alle Bereiche beziehungsweise Aufgaben der Gesamtverwaltung kategorisiert. Kategorie 1 beinhaltet die Sicherstellung der Daseinsvorsorge und Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung; Kategorie 2 die Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit der Verwaltung; Kategorie 3 bedeutet: Es wird geprüft, welche Aufgabe im sich ausbreitenden Pandemiefall für mehrere Wochen verzichtbar ist, um anhand dessen eine Priorisierung bei der Personalplanung vornehmen zu können. Deutlicher wird es vielleicht an einem Beispiel: Eine Aufgabe der Kategorie 1 kann aufgrund eines Personalausfalls nicht mehr wahrgenommen werden. In dem Fall wird Personal aus einem anderen Bereich (Kategorie 3) abgezogen, weil dessen bisherige Aufgabe komplett eingestellt werden kann, und das Personal wird im Bereich der Kategorie 1 eingesetzt.

Haben Sie Teile des Krisenplans schon umsetzen müssen?

Leinhaas: Bislang wurden ausschließlich Mitarbeitende der Kategorie 3 wie zum Beispiel aus der Stadtbibliothek oder dem Theater eingesetzt, um die in der Krise besonders belasteten Dienststellen wie das Gesundheitsamt und den Stadtordnungsdienst zu unterstützten.

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