Grabungen im Römerlager. Arbeiten für Neubau an der Marie-Kahle-Schule haben begonnen

BONN-CASTELL · Die Stadt baut auf dem Gelände der Marie-Kahle-Schule ein neues Gebäude für die Nordschule. Bevor jedoch auf derart geschichtsträchtigem Boden gebaut wird, müssen die Archäologen nach Bodendenkmälern suchen.

 Joachim Franitzek (rechts) misst die Höhen ein. Die Fundamente sind allerdings nicht römisch, sondern Reste der Nordschule.

Joachim Franitzek (rechts) misst die Höhen ein. Die Fundamente sind allerdings nicht römisch, sondern Reste der Nordschule.

Foto: OCHMANN

Jennifer Morscheiser erfährt etwas über Bonns Geschichte, wo der Laie nur Erde sieht. Sie hockt in einer hüfthohen Grube auf dem Gelände der Marie-Kahle-Schule und zeigt auf unterschiedlich gefärbte Erdschichten. "Hier verlief eine Lagerstraße", sagt sie und zeigt auf eine Schicht hellerer Kieselsteine. Direkt daneben steht eine Mauer, Steine in Mörtel gesetzt. "Das hier war eine Mannschaftsunterkunft. Wir befinden uns in der Nordwestecke des Römerlagers, hier war die 8. Kohorte untergebracht", sagt Morscheiser.

Die Archäologin leitet die Grabungen des LVR Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland im ehemaligen Römerlager. Bereits 1903 und 1978 wurde vor Ort gegraben, beim ersten Mal fanden die Wissenschaftler einen Weihestein, seitdem weiß man, dass die 8. Kohorte dort stationiert war. Nun müssen die Archäologen noch einmal ran: Die Stadt baut auf dem Gelände ein neues Gebäude für die Nordschule und saniert die Marie-Kahle-Gesamtschule. Bevor jedoch auf derart geschichtsträchtigem Boden gebaut wird, müssen die Archäologen nach Bodendenkmälern suchen.

Der Streit, der im Vorfeld der Grabungen zwischen Stadt und LVR entbrannte (GA berichtete), ist mittlerweile beigelegt. Es ging um die Frage, wer für die archäologischen Grabungen zahlen muss. Um keine Zeit zu verlieren, tritt die Stadt nach der Einigung zunächst in Vorleistung. Die eigentlichen Grabungen beginnen im September. "Aber um die Zeit möglichst gut zu nutzen, haben wir schon einmal angefangen", sagt Morscheiser. Die Grabungsleiterin hofft auf viele neue Erkenntnisse. "Archäologie funktioniert ein bisschen wie Mosaik legen", sagt Morscheiser.

Und das "Puzzle Römerlager" sei eben noch lange nicht vollständig. Morscheiser würde sich freuen, wenn man auf ein Mosaik stoßen würde. "Das gab es bislang erst einmal in Bonn, und es ging im Zweiten Weltkrieg verloren". Während die Archäologen bislang lautlos graben, haben Bauarbeiter vor Wochen schon lautstark angefangen zu arbeiten, nach Angaben von Anwohnern teilweise um 6 Uhr morgens. Die Stadt bestätigt, dass es deswegen mehrere Beschwerden gab, bestreitet jedoch, dass dies häufiger vorkommt und sie untätig ist. "Wir stehen zwar nicht jeden Morgen vor Ort, reagieren aber bei Beschwerden sofort", sagte Elke Palm vom Presseamt der Stadt.

Insgesamt 25,6 Millionen Euro kosten Sanierung und Neubau der Gesamtschule und der Neubau der Nordschule. Bislang wurde die alte Nordschule abgerissen und Varielbauten als Ausweichquartier aufgestellt, außerdem werden Versorgungsleitungen verlegt.

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