Bürokomplex "Am neuen Kanzlerplatz" Arbeiten am früheren Bonn-Center starten im Frühjahr

Bonn · Die Arbeiten auf dem Gelände des früheren Bonn-Centers laufen auf Hochtouren und sind für die Anlieger mit vielen Belästigungen verbunden. Manche Anwohner wünschen sich auch einen Supermarkt in den neuen Gebäuden.

Immer noch ist nur ein riesiges Loch zu sehen, doch im Frühjahr werden dem Investor Art-Invest Real Estate zufolge, die Hochbauarbeiten für den Bürokomplex „Am neuen Kanzlerplatz“ starten.

Dort, wo im März 2017 das frühere Bonn Center unter großer öffentlicher Aufmerksamkeit in wenigen Sekunden per Sprengung in Schutt und Asche auf dem Boden lag, sollen insgesamt 4500 Arbeitsplätze entstehen. Eine gute Nachricht für Bonn. Für die an die Baustelle angrenzenden Anlieger ist diese Entwicklung indes mit viel Dreck und Lärm verbunden.

Einige Häuser grenzen unmittelbar an den Bauzaun an, die Bewohner sind quasi täglich live bei denn Bauarbeiten dabei. Beate M., die ihren vollen Namen nicht in der Zeitung lesen will, gibt sich dennoch gelassen. „Es ist schon oft sehr laut, aber ich habe im Laufe der Zeit gelernt, den Lärm auszublenden“, sagt die Anwohnerin. „Manchmal allerdings“, ergänzt ihr Sohn Leon (25), „wackeln die Gläser im Schrank.“

Der Student hat im Obergeschoss sein Zimmer. „Ich habe den Eindruck, dass man dort doch viel mehr von dem Baulärm mitbekommt als hier unten im Erdgeschoss.“ Seine Mutter weist auf die zusätzliche Lärmquelle der ebenfalls nahe gelegenen DB-Strecke hin. „Wer hier wohnt, der darf nicht lärmempfindlich sein“, sagt sie und lacht.

4500 neue Arbeitsplätze

Insgesamt fühle sie sich vom Investor über den Verlauf der Bauarbeiten recht gut informiert. „Wir bekommen hin und wieder auch Infobriefe von den Firmen, was jetzt gerade gemacht wird“, sagt sie. Zu Weihnachten hätten alle unmittelbar an der Baustelle angrenzenden Bewohner einen Weihnachtsgruß und Gutscheine fürs Autowaschen bekommen.

„Das ist ganz nett. Ich würde aber auch gerne wissen, was auf uns zu kommt, wenn das neue Bürozentrum einmal fertig ist“, sagt die 61-Jährige. „Was ist mit dem Autoverkehr, wenn hier einmal 4500 Arbeitsplätze entstehen? Wo werden die denn alle parken?“ Die Tiefgarage des Neuen Kanzlerplatzes mit rund 800 Plätzen werde sicher nicht reichen. Gut fände sie es auf jeden Fall, wenn in die Neubauten ein Supermarkt einziehen würde. „Auf dieser Bahnseite ist bis Plittersdorf kein Lebensmittelsupermarkt zu finden.“

Gelassen ist auch ihre Nachbarin, die namentlich gar nicht genannt werden will. „Ehrlich gesagt, hatte ich es mir schlimmer vorgestellt.“ Allerdings hätten sie und ihre Familie im Sommer Kopfhörer aufgesetzt, wenn sie in den Garten gegangen seien. „Bis 17 Uhr ist es schon sehr laut, manchmal gehen die Arbeiten sogar bis in die Abendstunden.“ Wie alle direkten Anrainer hat sie im Keller ihres Hauses einen Erschütterungsmesser installiert.

„Wir haben auch schon Risse festgestellt.“ Nach den bisherigen Erfahrungen mit dem Investor sei sie überzeugt, dass er die Schäden nach Fertigstellung der Neubauten zügig und problemlos beseitigen lassen werde. Wie ihre Nachbarin wünsche auch sie sich, dass in den Neuen Kanzlerplatz wieder ein Supermarkt einziehe, wie es ihn in den früheren Jahren auch im Bonn Center gab.

Postbank wird Hauptmieterin

Ob daraus etwas wird, ist zurzeit noch offen: „Es wurde noch nicht final entschieden, wie die Erdgeschossflächen des Gebäudes zukünftig genutzt werden“, sagte Arne Hilbert, Niederlassungsleiter von Art Invest Köln. „Unser Ziel ist es, zunächst ein attraktives Gastronomieangebot zu schaffen, welches sowohl der umliegenden Nachbarschaft als auch den Mietern einen Mehrwert bietet.“

Wie berichtet, wird die Postbank Hauptmieterin der Neubauten sein. Hilbert weiter: „Je nachdem, wie der finale Belegungsplanung der Gebäude aussehen wird und welche Mieter neben der Postbank noch einziehen werden, kann sich die Mitarbeiterzahl natürlich noch leicht verändern.“

Das ist das Stichwort für einen Anwohner in der Coburger Straße, die nicht direkt an der Baustelle liegt: „Wir haben große Sorge, dass durch die hohe Zahl an Mitarbeitern der Verkehr im Wohnviertel noch drastisch zunehmen wird“, sagt der Mann.

Schon jetzt sei der Parkraum nicht zuletzt auch an den Wochenenden durch die Besucher der nahen Museumsmeile knapp. „Seitdem die Coburger Straße durch den Wegfall der Stellplätze im Straßburger Weg auf beiden Seiten Anwohnerparken hat, findet unser Besuch hier keinen Parkplatz mehr“, kritisierte er. Dabei sei der Straßburger Weg nur für Anlieger geöffnet. „Dort müsste viel mehr kontrolliert werden.“

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