Bonn ist auf den Hund gekommen Anzahl der Vierbeiner steigt stetig an

Bonn · Bei der letzten Zählung im Mai gab es in Bonn 9388 gemeldete Hunde, die Dunkelziffer liegt der Stadt zufolge höher. Die Zahlen steigen seit einigen Jahren stetig an. Ende 2014 gab es 9230 registrierte Hunde, 2012 waren es 8937.

 Isabelle Pooth und ihre Mischlingshündin Momo üben Tricks bei einem Spaziergang.

Isabelle Pooth und ihre Mischlingshündin Momo üben Tricks bei einem Spaziergang.

Foto: Archivfoto

„Durch meinen Hund Momo habe ich einen Obdachlosen kennengelernt“, erzählt Isabelle Pooth, Die vierjährige Mischlingshündin sei ein echtes Energiebündel. „Sie ist einfach zu ihm hingelaufen, und so kamen wir ins Gespräch. Ohne Momo hätte ich diesen Kontakt niemals geknüpft.“ Mittlerweile geht die 22-Jährige auch ohne Hund bei dem Obdachlosen vorbei, unterhält sich oder macht Musik mit ihm. Hunde sind oft ein Eisbrecher zwischen Menschen; wenn sie mit Momo unterwegs ist, gingen die Leute offener mit ihr um.

Stefanie Lindemann von der Hundeabteilung des Bonner Albert-Schweizer-Tierheims hat eine neue Gruppe Hundewilliger entdeckt: „Es fällt auf, dass immer mehr Menschen sich einen Hund anschaffen wollen, um mehr Bewegung zu haben und fitter zu werden. Mit einem Hund ist man gezwungen, mindestens dreimal täglich bei Wind und Wetter nach draußen zu gehen.“ Die zweite Gruppe seien Familien, in denen sich die Kinder einen Hund wünschen. Viele glaubten, dies sei sehr wichtig für die psychische Entwicklung des Kindes. Einen kleineren Teil der Interessenten machen laut Lindemann Menschen aus, die sich einen Zweithund anschaffen wollen, und Rentner, die zuvor wegen ihrer Berufstätigkeit keine Zeit für einen Vierbeiner hatten. Trotz der Zahlen spricht Ronald Seemann vom Tierheim „nicht von einem Boom in der Hundevermittlung“.

Auch während der Hundevermittlung läuft es unterschiedlich ab. „Manche haben sich auf unserer Homepage schon einen bestimmten Hund ausgesucht und wollen schauen, ob es mit ihm passt“, weiß Lindemann. „Andere haben bestimmte Ansprüche, zum Beispiel was die Größe oder die Aufgaben angeht, für die der Hund vorgesehen ist.“ Bei der Kontaktaufnahme zwischen Tier und Mensch hört Lindemann auf ihr Bauchgefühl. „Zu 90 Prozent machen wir damit auch gute Erfahrungen.“

„Die größte Bedeutung ist für mich, dass ich, wenn es mir nicht gut geht, immer einen Grund habe, mich wieder aufzuraffen und nach draußen zu gehen“, sagt Isabelle Pooth. „Momo hat immer so viel Power und Elan, das steckt an.“ Wie um das zu bestätigen, schießt die Hündin bei einem Spaziergang einen grünen Hügel hinauf und herunter, immer dem Ball hinterher, den Pooth geduldig ein ums andere Mal wirft. „Man hat einfach immer seinen Begleiter dabei und fühlt sich – vor allem als junge Frau – abends sicherer“, sagt sie. Ein Hund bedeute natürlich auch viel Verantwortung. Ihr ganzes Leben sei auf den Hund ausgerichtet.

Da sie im Moment durch die Uni stark eingespannt ist, hat sie sich vor einigen Monaten dazu entschieden, es mit „Dogsharing“ zu probieren. „In anderen Städten ist das schon viel populärer als hier“, erzählt sie. Über das schwarze Brett in der Uni hat sie einen Studenten gefunden, der sich zwei bis drei Tage in der Woche um Momo kümmert. „Natürlich hatte ich am Anfang Bedenken, dass es nicht gut- geht und Momo sich bei Fremden nicht wohl fühlt. Aber es hat alles wunderbar geklappt, mittlerweile freut sie sich richtig, wenn er kommt.“ Für den Hund sei es so besser, ergänzt sie. Der könne mehr raus und sie sich besser auf die Uni konzentrieren – ohne schlechtes Gewissen.

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