Umstrittene Planung für Verkehrsführung Anwohner kritisieren erweiterten Cityring in Bonn

Bonn · Anwohner formieren sich zu einer Initiative gegen die Pläne einer Erweiterung des Cityrings. Es gibt Zweifel an der Verkehrsführung über die Kaiser- und Fritz-Tillmann-Straße.

Besorgt verfolgen Anwohner und Anlieger der Kaiserstraße und Fritz-Tillmann-Straße die Überlegungen der Politik, den Cityring zu erweitern. Autos sollen demnach nicht mehr durch die Rathausgasse, sondern von der Adenauerallee über die Straßen Am Hofgarten, Fritz-Tillmann-Straße und Kaiserstraße zum Hauptbahnhof fahren.

Die Prüfung einer solchen Verkehrsführung hatte der Rat Anfang Mai beschlossen, auch ein Testbetrieb ist angedacht, sofern die Verkehrszählungen der Stadt zu einem positiven Ergebnis kommen. Die Fritz-Tillmann-Straße soll dafür in Fahrtrichtung Kaiserstraße zur Einbahnstraße werden. Die Rathausgasse sollen dann nur Linienbusse, Radfahrer und die Nutzer der Marktgarage passieren dürfen.

Angesichts der engen Straßen und der Masse an Autos, die täglich den Cityring befahren, sehen Anwohner diese Verkehrsführung kritisch. Nachbarn der betroffenen Straßen haben sich daher zur „Bürgerinitiative für eine lebenswerte Südstadt“ zusammengeschlossen. Auf einen ersten Aufruf der Initiatoren haben sich nach eigener Auskunft mehr als 70 Anwohner, Gewerbetreibende und Institutionen gemeldet, die die Initiative unterstützen möchten.

„Der Prüfantrag steht in einem klaren Widerspruch zu den bisherigen Überlegungen“, sagt Stefan Rausch von der Initiative. Rausch verweist dabei auf den Masterplan Innere Stadt und den Verkehrsentwicklungsplan 2020. In dem Masterplan hatte sich die Stadt Bonn noch eine andere Verkehrsführung vorgenommen: Damals lautete die Planung, den Verkehr in einer Schleife von der Adenauerallee über die Straße Am Hofgarten und Fritz-Tillmann-Straße in die Kaiserstraße zu leiten und über die Hans-Iwand-Straße und die Straße Am Hofgarten zurück zur B 9 zu führen.

Radweg ausbauen?

Zudem kollidiere der Prüfauftrag aus seiner Sicht mit der Idee, den Radweg entlang der Kaiserstraße auszubauen. Zuletzt hatte Oberbürgermeister Ashok Sridharan eine Verbreiterung vorgeschlagen, gekoppelt daran, die Kaiserstraße zu einer Einbahnstraße Richtung Innenstadt umzuwidmen. Die Anwohner sehen aber vor allem Probleme in der Umsetzbarkeit des Vorhabens. Für viele Verkehrsteilnehmer sei die erweiterte Route unsicher.

An der Fritz-Tillmann-Straße befinden sich mehrere Einrichtungen der Caritas, auch die Münsterschule mit Ganztagsbetrieb liegt an der Straße. An der Kaiserstraße sind eine Kindertagesstätte angesiedelt sowie mehrere Cafés und Geschäfte. Derzeit überqueren Kinder und Jugendliche die Straßen in dem Wohnviertel ohne Ampeln oder Fahrbahnübergänge. „Lkw müssten beide Fahrspuren und den Radweg überschwenken“, so Rausch. Den Initiatoren geht es vor allem darum, mit den Politikern der Ratsfraktionen ins Gespräch zu kommen, um eine gemeinsame Lösung für die Verkehrsführung zu finden. Angedacht ist auch ein Nachbarschaftsfest.

Die Idee eines erweiterten Cityrings ist nicht neu. In den 1970er Jahren gab es bereits Überlegungen zu einer solchen Erweiterung. Die Variante sei allerdings nicht weiter vertieft worden, wie der CDU-Stadtverordnete Georg Fenninger erklärt. Jetzt soll zunächst geprüft werden, ob sich die Verkehrsführung überhaupt in der angedachten Form umsetzen lasse. Ergebnisse sollen bis Ende des Jahres vorliegen.

In die Beratungen sollen auch die Stadtwerke einbezogen werden, deren Buslinien die Kaiserstraße passieren. „Erst nach den theoretischen Prüfungen entscheidet man über den Testbetrieb“, so Fenninger. Es gehe darum, ein Gesamtkonzept für die Verkehrsführung in der City zu finden. Die Planungen, die Rathausgasse verkehrstechnisch zu beruhigen, wurden vor allem im Zuge der Umgestaltung des Viktoriaviertels vorangetrieben. Ziel der Jamaika-Koalition ist es, mit ihrem Beschluss Hofgarten und Kaiserpassage besser an die Fußgängerzone anzubinden.

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