Bundesamt für Naturschutz in Bonn Anwälte der Natur und Berater der Regierung

Bonn · Was macht eigentlich das Bundesamt für Naturschutz? Das BfN mit Sitz in Mehlem berät die Bundesregierung in Sachen Artenschutz. Wir stellen die Behörde einmal vor.

Beeindruckende Fotos wie das einer "Gänsesängerfamilie" am Lago Maggiore, mit dem Andreas Geh 2016 den Wettbewerb "Naturfotograf des Jahres 2016" der Gesellschaft Deutscher Tierfotografen gewannt, stellt das Bundesamt für Naturschutz in seiner Bibliothek aus.

Beeindruckende Fotos wie das einer "Gänsesängerfamilie" am Lago Maggiore, mit dem Andreas Geh 2016 den Wettbewerb "Naturfotograf des Jahres 2016" der Gesellschaft Deutscher Tierfotografen gewannt, stellt das Bundesamt für Naturschutz in seiner Bibliothek aus.

Foto: Andreas Geh

Im grünen Bonner Süden kümmert sich in einer alten Villa und zwei modernen Neubauten hinter hohen Bäumen das Bundesamt für Naturschutz (BfN) im Auftrag des Umweltministeriums um alle nationalen Belange des Natur- und Artenschutzes.

In der Oberbehörde wurden 1993 die Bundesforschungsanstalt für Naturschutz und Landschaftsökologie sowie die für Artenschutz zuständigen Referate des Bundesamtes für Ernährung und Forstwirtschaft und des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle zusammengefasst. In der Zwischenzeit sind weitere Aufgaben hinzugekommen. Außenstellen unterhält das BfN in Leipzig und auf der Ostseeinsel Vilm.

Was sind die Hauptaufgaben?

„Vor allem beraten wir das Bundesumweltministerium in Fragen des nationalen und internationalen Naturschutzes und initiieren hierzu eigene Forschungsvorhaben“, sagt BfN-Präsidentin Beate Jessel. So gibt das Amt auch die Rote Liste der bedrohten Tier- und Pflanzenarten für Deutschland nach dem Washingtoner Artenschutzabkommen heraus und vertritt das Ministerium in Vertragsstaatenkonferenzen 40 internationaler Schutzabkommen, etwa für wandernde Tierarten.

Operativ ist die Behörde für Ein- und Ausfuhrgenehmigungen geschützter Arten und die Erlaubnis zur Freisetzung gentechnisch veränderter Lebewesen zuständig. Außerdem betreut das Amt die neuen Schutzgebiete auf hoher See in der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) zwölf bis 200 Meilen vor den deutschen Küsten.

Warum und für wen ist diese Arbeit wichtig?

Das BfN fungiert als Scharnier zwischen nationalen Übereinkommen und den Naturschutzbehörden der Bundesländer. „Wir sind ein Anwalt für die Belange der Natur gegenüber den Interessen anderer Nutzergruppen“, sagt Jessel. Dabei kämen Einschränkungen langfristig auch denjenigen zugute, die zunächst Nachteile erlitten. Als Beispiel nennt sie mögliche künftige Fangbeschränkungen oder Fangverbote in den Hochseeschutzgebieten. „Studien zeigen, dass solche Schutzzonen Quellbiotope weit ausstrahlender Populationen sein können, die dann wiederum der Fischerei das Überleben sichern“.

Wo liegen aktuelle Schwerpunkte?

Für die neu ausgewiesenen Meeresschutzgebiete werden derzeit die Schutzverordnungen erarbeitet. Forschungsprojekte widmen sich intensiv der Frage, wie erneuerbare Energien verstärkt zum Einsatz kommen können, ohne Tiere, Pflanzen und Landschaft über Gebühr zu belasten. Auch die Belastung von Böden, Grundwasser und Artenvielfalt durch die industrialisierte Landwirtschaft steht im Fokus. So sind die Bestände vieler klassischer Ackervögel seit einigen Jahren dramatisch rückläufig. „Hier müssen wir zu neuen Lösungen kommen. Wir brauchen unbedingt eine naturverträglichere Landwirtschaft“, fordert Jessel.

Warum sitzt die Institution in Bonn?

Die Vorgängerbehörde, deren Ursprung bis 1907 in Preußen zurückreicht, war auch hier ansässig. Die Nähe zum Ministerium und dem Sitz diverser UN-Sekretariate für internationale Schutzabkommen macht die Arbeit leichter.

Wie zufrieden sind Sie mit dem Standort?

„Schauen Sie doch aus dem Fenster“, sagt Jessel. Der Blick fällt auf Petersberg und Drachenfels – eines der ersten Naturschtuzgebiete in Deutschland. „Das ist für uns inspirierend und Ansporn für unsere Arbeit.“ Die eingespielte Zusammenarbeit mit den Außenstellen zeige, dass räumliche Distanz im Tagesgeschäft kein Hindernis sei. Selbst bei einem Umzug des Ministeriums würde die Oberbehörde wohl in Mehlem bleiben.

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