Lesung in der Büchergilde Antje Dertinger las in Bonn aus "Auf Wiedersehen in Manhattan"

ALTSTADT · Eine Lesung braucht nicht viel: Eine packende Geschichte und ihre Autorin reichen, um die Zuhörer zu fesseln. Zur Altstadt-Lesereise in der Büchergilde wurden sogar noch Chips und Rotwein gereicht. Vorne stand Antje Dertinger und trug ausgesuchte Fragmente ihres aktuellen Tatsachenromans "Auf Wiedersehen in Manhattan" vor.

Für das Publikum in der Buchhandlung "Büchergilde" trägt Autorin Antje Dertinger Passagen ihres Buches "Auf Wiedersehen in Manhattan" vor.

Für das Publikum in der Buchhandlung "Büchergilde" trägt Autorin Antje Dertinger Passagen ihres Buches "Auf Wiedersehen in Manhattan" vor.

Foto: Ottersbach

Der beruht auf wahren Begebenheiten, allerdings änderte sie Namen und Handlungsstränge. Im Mittelpunkt stehen die Aufzeichnungen von Rosa Ellmann. Es sind Erlebnisse nazi-verfolgter Emigrantinnen in Frankreich und deren waghalsiger Flucht aus einem französischen Internierungslager. In zwei Zeitebenen, dem Kriegsjahr 1940 und den 80er Jahren, springt die Erzählerin Lilly hin und her. Die Journalistin hatte Ellmann in der Universität kennengelernt.

Das Schreiben war für die 70-jährige Antje Dertinger, selbst Flüchtling, eine Kindesleidenschaft. In ihre Schulhefte kritzelte sie Schnulzen, die ihr das erste Mal zu Publikum verhalfen: Ein Stück über eine Flucht rührte ihre Mitschüler zu Tränen. "Heute sage ich gerne, dass das mein größter Erfolg war", so Dertinger, die in Norddeutschland geboren wurde und 1963 ins Rheinland kam. Aus der Leidenschaft wurde ihr Beruf: Foto- und Textjournalistin. Von 1998 bis 2002 war sie Vorsitzende des Schriftstellerverbandes Nordrhein-Westfalen,von 2006 bis 2008 saß sie erneut im Landesvorstand.

Zum Bücherschreiben kam Dertinger durch den ehemaligen Bundeskanzler Willy Brandt. Der wollte ein Buch zur "linken proletarischen Frauenbewegung" herausgeben und suchte nach einer Autorin. Da stieß er auf Dertinger, die als Redakteurin für ein Magazin der SPD arbeitete und Mitglied im Parteivorstand war. "Ich machte ein Konzept und suchte weitere Autoren, die Beiträge verfassten", sagt sie. Daraus wurde "Frauen heute - Jahrhundertthema Gleichberechtigung", ein Sammelband über die politische Frauenbewegung. Das Buch kam so gut an, dass der Verlag sie im Anschluss darum bat, zwei weitere Lektüren zu schreiben.

Die sozialdemokratischen Wurzeln waren immer Teil ihrer Veröffentlichungen. Schwerpunkte sind noch heute die Geschichte der Arbeiterinnenbewegung, der Widerstandes gegen den Nationalsozialismus in Deutschland und die frühe Geschichte der Bundesrepublik. Meist erzählte sie ihre Romane mit Porträts von Frauen, die sie immer wieder mühsam recherchierte. Für ihre Arbeit erhielt sie den Johanna-Löwenherz-Preis für publizistische Arbeiten über vergessene Frauen und den Jan-Procházka-Jugendliteraturpreis.

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