Syrische Flüchtlinge Anstreichen und Deutsch lernen

ÜCKESDORF · Rund um Haus und Hof gibt es derzeit viel zu tun. Auch im Garten von Margret und Michael Debrus in Ückesdorf. Doch die Familie hat tatkräftige Unterstützung: Omar Kiwan, einer der syrischen Flüchtlinge, die seit Anfang des Jahres auf dem Brüser Berg leben, kommt regelmäßig vorbei und packt mit an. Gemeinsam mit Nachbarn hat Familie Debrus den 43-Jährigen in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen.

 Omar Kiwan verpasst dem Gartenzaun von Familie Debrus einen neuen Anstrich für den Winter.

Omar Kiwan verpasst dem Gartenzaun von Familie Debrus einen neuen Anstrich für den Winter.

Foto: Gabriele Immenkeppel

In Syrien hatte der Volkswirt Kiwan einen guten Job. Doch dieses Leben ist seit dem Kriegsausbruch vorbei. Nach einer abenteuerlichen Flucht fand die Großfamilie auf dem Brüser Berg ein neues Zuhause. Mittlerweile haben sich alle eingelebt. Die Kinder gehen in Schulen und Kindergärten, die Erwachsenen besuchen Integrationskurse und versuchen, ein Stück Normalität in ihr neues Leben zu bringen. Seit ein paar Wochen erledigt Omar fröhlich und mit großer Begeisterung alles, was bei Familie Debrus und ihren Nachbarn anfällt. Mal mäht er den Rasen, mal zupft er Unkraut oder schneidet Büsche und Hecken.

Auch seine Frau Manar sammelt bereits erste Erfahrungen auf dem Arbeitsmarkt. Die ehemalige Englischlehrerin und Mutter von fünf Kindern hilft als Minijobberin in verschiedenen Haushalten. "Alles legal und ordnungsgemäß angemeldet", betont Margret Debrus, die im Netzwerk Syrienhilfe der katholischen Kirchengemeinde St. Rochus und Augustinus aktiv ist. Sie wollte die Familien bei ihrem Neuanfang in Deutschland nicht nur mit Geld und Sachspenden unterstützen. "Wir wollten lieber ein Stück Hilfe zur Selbsthilfe leisten", erzählt sie. Mittlerweile hat sie mit Bekannten für drei Syrer feste Arbeitsverhältnisse geschaffen. "Dadurch sind jetzt drei Familien mit insgesamt 16 Personen gesetzlich krankenversichert", freut sie sich. Zusätzlich sind alle drei in der Arbeitslosenversicherung geführt und natürlich auch bei einem Arbeitsunfall abgesichert.

Familie Debrus legt Wert auf einen weiteren Aspekt: "Sie haben nicht länger das Gefühl, Almosenempfänger zu sein, sondern sie bieten ihre Arbeit als Gegenleistung." Weiterer Nebeneffekt: Während der Arbeit in Ückesdorf wird ausschließlich Deutsch gesprochen. "Arbeit und Sprachkurs inklusive", lacht Margret Debrus. Zwar besuchen alle Erwachsenen der Familie Kiwan einen Sprachkurs, diese Zusatzübungen kann Omar aber noch gut gebrauchen. Im Notfall geht es auf Englisch weiter. Erst wenn die Unterhaltung hoffnungslos feststeckt, wird das arabische Wörterbuch geholt. Ganz wichtig ist Michael Debrus allerdings eines: "Wir lassen Omar keine Arbeit machen, die wir nicht auch selbst machen würden." So musste vor einigen Wochen die Regenrinne gesäubert werden. Das Auskratzen des moderigen Matsches ist nicht jedermanns Sache. "Solch ekelige Arbeit erledigen wir immer selbst", erklärt der Hausherr.

"Wir waren froh, dass er uns beim Aufräumen nach zwei Haushaltsauflösungen geholfen hat", sagt Margret Debrus über Omar Kiwan. Nur mit den hiesigen Pflanzen kennt sich der 43-Jährige noch nicht so gut aus, die meisten davon wachsen nicht in Syrien. "Gut oder schlecht?" fragt er immer wieder, wenn er mit der Rosenschere im Garten unterwegs ist.

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