Klimaschutz in Bonn Anna Guth koordiniert die Bürgerarbeit

BONN · Das ist Anna Guth. Sind Sie schon einmal von ihr angesprochen worden? Nein? In ihrem Arbeitsvertrag steht aber genau das drin: Ihre Aufgabe ist es, "alle Bürgerinnen und Bürger Bonns anzusprechen".

Sie ist eine von fünf Mitarbeitern in der Leitstelle Klimaschutz der Stadt Bonn und dort zuständig für die Informationskampagnen und die Bürgerbeteiligung zum Thema.

Wer die blonde 29-Jährige noch nicht persönlich kennengelernt hat, kann aber schon einem ihrer Projekte begegnet sein. Sie initiierte das Stadtradeln in Bonn, die Infokampagne "Klar zur Wende?", das Klimaschutzportal der Stadt und betreut den Klimaschutzbeirat. Die Kommunikationsmanagerin läuft nicht einfach auf die Straße, um Menschen in ein Gespräch über Klimaschutz zu verwickeln. Sondern sie macht sich viele Gedanken darüber, wie sie tatsächlich alle Bonner erreichen kann.

Als sie im Sommer 2012 ihre Stelle antrat, merkte sie schnell: "Bonn ist sehr aktiv, auch die Bürger. Es ist schön zu sehen, wie viele Leute bereits die Wende vollzogen haben", sagt sie. Gemeint ist eine Lebensweise, die versucht, die eigenen Auswirkungen auf das Klima im Blick zu haben. Das war niemandem bekannt." Dabei würden in Bonn schon 63 600 Jobtickets genutzt, 271 400 Menschen führen täglich mit Bus und Bahn, und auf den Dächern der Stadt seien 2600 Solaranlagen installiert.

Was für die Bonner galt, traf auch auf die Verwaltung zu. Um etwa auf der städtischen Homepage herauszubekommen, was Bonn in Sachen Klimaschutz leistet und bietet, waren detektivische Fähigkeiten nötig. So ist die Bündelung all dieser Informationen auf dem Klimaportal der Stadt Bonn (www.bonn.de/@klimaschutz) ein erstes und wichtiges Ergebnis von Guths Arbeit. Dass sich der Bonner Rat 2011 für eine Leitstelle Klimaschutz und somit auch für die Stelle von Anna Guth entschieden hat, ist schon mehr als andere Kommunen tun.

Ein großes Budget ist damit allerdings nicht verbunden. 33.500 Euro jährlich sind für die Arbeit der Leitstelle im Haushalt vorgesehen. Das erfordert Kreativität. "Meine Arbeit lebt auch von der Vernetzung. Das kostet wenig, bringt aber viel", sagt Anna Guth.

Verbunden mit einer Analyse der Zielgruppen entstanden gemeinsame Projekte etwa mit der Uni, wo es seit Ende 2013 eine Klimaberatung für Studierende gibt, oder mit der Verbraucherzentrale. Als Modellkommune bietet Bonn in dieser Zusammenarbeit einen "Neustart fürs Klima" für Neubonner.

Anna Guth erklärt, warum Zugezogene eine lohnende Zielgruppe für ihre Arbeit sind: "Wer umzieht, befindet sich in einer Umbruchsituation, ist bereit und in der Lage, etwas zu verändern." Für Neubonner, aber auch alle anderen, gibt es klimafreundliche Stadtrundgänge, die zu Anlaufstellen in Sachen Energiesparen und Klimaschutz führen und über den Markt mit regionalen Angeboten.

Nach und nach will Anna Guth in den kommenden Jahren alle Bonner ins Boot holen. In Workshops hat sie gerade an Schulen getestet, auf welchen Ebenen und Kanälen Jugendliche empfänglich für ihr Thema sind. Sie träumt davon, "dass die Stadt irgendwann von allein Klimaschutz atmet." Nie hätte sie gedacht, mal in einer Verwaltung zu arbeiten. "Aber ich habe hier die Chance, etwas zu gestalten. Jeder wünscht sich doch, als Arbeit etwas Sinnstiftendes zu tun", ist sie überzeugt. Klimaschutz gehört dazu. Sie möchte das Thema positiv kommunizieren.

Dass das nicht immer leicht ist, beweisen Postkarten hinter ihrem Arbeitsplatz. "Für Pessimismus ist es zu spät", "Es lohnt sich jeder Protest" oder "Keine Angst vor Neuem" ist da zu lesen. "Ich glaube, ich habe es heute sehr viel leichter als noch Leute vor zehn Jahren", sagt sie im Hinblick auf ihre Arbeit. Ein Beispiel dafür mag ihr Vater sein. "Er war einer der ersten mit einer Solarthermieanlage auf dem Dach, und die Nachbarn lachten darüber", erinnert sich die junge Frau, die aus Heilbronn stammt. Auskünfte zum Förderprogramm Solarthermie werden heute auf dem Bonner Klimaportal mit am häufigsten angeklickt.

Info

Infos über die Arbeit der Leitstelle und ihre Angebote gibt es auf www.bonn.de/@klimaschutz

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