Belastet Angeklagter kaufte im Bonner Loch Tabletten

BONN · Ein als Zeuge auftretender Dealer belastet den 54-Jährigen, der seine Mutter vergiftet haben soll.

Aufmerksam zugehört haben die Beteiligten am Donnerstag, dem zweiten Verhandlungstag im Mordprozess gegen einen 54-Jährigen, der seine Mutter vergiftet haben soll. Bei der Aussage eines Zeugen ging es um die Frage, wie oft sich der Angeklagte im Bonner Loch verschreibungspflichtige Medikamente besorgt hat.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der arbeitslose Familienvater seiner 85 Jahre alten Mutter mehrfach Medikamentencocktails verabreicht hat, um sie zu töten. Sogar im Krankenhaus soll er ihr die aufgelösten Tabletten eingeflößt haben, so dass die Beuelerin am 12. Januar in der Klinik starb.

Vor Gericht gab der mutmaßliche Mörder an, er habe bei dem 45 Jahre alten Dealer nur einige Male und nur in geringen Mengen ein sehr starkes Beruhigungsmittel gekauft. Dieses habe er aufgrund von Schlafschwierigkeiten eingenommen, aber nach etwa anderthalb Monaten wegen Nebenwirkungen abgesetzt.

Der Dealer zeichnete ein ganz anders Bild: Ihm zufolge rief der Angeklagte im November und Dezember vergangenen Jahres mehrfach an und fragte nach den Präparaten. Pro Woche habe er dem Angeklagten etwa 20 bis 30 Tabletten verkauft - und zwar bis Ende Dezember. Dann habe der 54-Jährige telefonisch mitgeteilt, er brauche keine Tabletten mehr.

Am 1. Januar hatte der Sohn den Notarzt gerufen, weil seine Mutter laut seinen Angaben Zeugen gegenüber beim gemeinsamen Kaffeetrinken in ihrer Wohnung bewusstlos vom Stuhl gerutscht war. Mehrere Zeugen schilderten am Donnerstag allerdings, dass der Gesundheitszustand der 85-Jährigen bis zuletzt sehr gut gewesen sei.

"Sie war immer sehr dynamisch", sagte ein Nachbar, der die Verstorbene 40 Jahre lang kannte. Ein Zeuge, der im Haus der Verstorbenen mehrere Jahre lang Hausmeisterdienste geleistet hat, bezeichnete die 85-Jährige als "immer fröhlich". Nach dem Verlust ihres geliebten Hundes habe sie noch kurz vor ihrem Tod überlegt, ob sie sich nicht einen neuen anschaffen sollte.

Die Rentnerin sei "topfit" gewesen, so der Zeuge, der das Alter der Frau auf "höchstens 72" schätzte.

Von dem Angeklagten hielt sich der Zeuge hingegen nach eigenen Angaben seit mehreren Jahren fern. Der 54-Jährige habe sich einmal für eine Woche sein Auto ausgeliehen, es dann aber beschädigt vor dem Haus abgestellt und den Schlüssel in den Briefkasten geworfen.

Beiden Zeugen gegenüber behauptete der Angeklagte, der ein Medizinstudium abgebrochen hatte, er sei Arzt bei einem großen Bonner Unternehmen. Der Prozess wird fortgesetzt.

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