Klassentreffen 50 Jahre nach Schulentlassung Amüsante Einträge ins Klassenbuch

BONN · "Seemayer liest während der Geschichtsstunde unter der Bank Kriminalromane." Über diesen Klassenbucheintrag von Lehrer Christ kann Rudolf Seemayer heute schmunzeln.

 Klassentreffen 50 Jahre nach dem Schulabschluss: Die Kameraden der Gottfried-Kinkel-Realschule.

Klassentreffen 50 Jahre nach dem Schulabschluss: Die Kameraden der Gottfried-Kinkel-Realschule.

Foto: Knopp

Auch seine Klassenkameraden waren keine Engel: "Vollmer wegen grober Widerlichkeit mit Übungsarbeit bestraft", "Vieweg spielt mit Niespulver und stört den Unterricht", und "Dröge zeigt eine Faulheit höchster Stufe, ständig ohne Werkarbeit, alles Zureden unnützig. Wozu kommt der Bengel in die Realschule?!"

Seemayer brachte am Samstag eine Sammlung solcher Einträge mit zum Klassentreffen im Gasthaus Nolden in Endenich ausrichtete. Dort trafen sich die Klassenkameraden aus der damaligen Gottfried-Kinkel-Realschule 50 Jahre nach ihrem Schulabschluss. Es ist das vierte Treffen, und inzwischen sind einige der damaligen Schüler gestorben, aber der Organisator hatte über das Internet auch noch einen neu ausgemacht.

Einige der Männer sahen sich nach all den Jahren das erste Mal wieder. "Es ist komisch, dass man so vertraut miteinander ist, obwohl man sich so lange nicht gesehen hat", so Seemayer. Die Gottfried-Kinkel-Realschule lag früher in der Nähe der Oper. Sie wurde im Krieg zerstört und 1953 wieder eröffnet. Die Realschüler teilten sich den Unterricht mit der Freiherr-vom-Stein-Schule. Die Gottfried-Kinkel-Realschule zog später nach Kessenich um. In naher Zukunft wird sie aufgelöst und geht in die Gesamtschule "Bonns Fünfte" über.

Die Teilnehmer hatten tagsüber eine Stadtbesichtigung unternommen, bevor sie das Wiedersehen im Gasthaus feierten. Dort wurden alte Geschichten aufgewärmt, etwa über Religionslehrer Nöllenberg. "Der prügelte uns das große Glaubensbekenntnis mit der Faust ein", so Seemayer.

Man erinnerte sich an den Hausmeister, der im Keller, wo die Toiletten waren, im Dunkeln den Schülern auflauerte, die in der kleinen Pause mal mussten. Seemayer las aus der Schulordnung vor, die das "Austreten während des Stundenwechsels" verbot: "Gesunden Jungen genügt es völlig, die Toiletten vor und nach dem Unterricht und während der großen Pause aufzusuchen. Wer schwach oder krank ist, erbittet sich bei seinem Klassenlehrer eine Ausnahmegenehmigung."

Außerdem musste ein Schüler ein Gedicht aufsagen, um quasi die Lehrer im Nachhinein zu besänftigen. Er hatte besonders viele Einträge: "Heyer stört", "Heyer führt sich im Werken ungezogen", "Heyer stellt seinem Kameraden Krause ein Bein".

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