Festspielhaus Bonn Am Dienstag kommt es in der Ratssitzung zum Disput

BONN · Vereine haben zu Gunsten des Bonner Festspielhauses eine Postkartenaktion gestartet und bereits 7000 Unterschriften gesammelt. Am Dienstag kommt es zu einem Disput in der Sitzung des Stadtrates.

 In Pose gesetzt: Der Sankt Augustiner Andreas Trautwein spielt vor seinem Kunstwerk auf dem Münsterplatz Beethovens Neunte.

In Pose gesetzt: Der Sankt Augustiner Andreas Trautwein spielt vor seinem Kunstwerk auf dem Münsterplatz Beethovens Neunte.

Foto: Max Malsch

Jetzt sammelt Bonns größter Sohn schon selbst Geld für das Festspielhaus anlässlich seines 250. Geburtstages 2020: Jedenfalls ist das auf einer großen Leinwand gemalte Bild des Sankt Augustiner Künstlers Andreas Trautwein mit Ludwig van Beethoven als Motiv ein Hingucker. Es zeigt den Komponisten, wie er, soeben von seinem Sockel auf dem Münsterplatz abgestiegen, mit grimmiger Miene und Akkordeonspiel bei den Passanten um Spenden wirbt. Das passt: Am Dienstagabend geht im Bonner Stadtrat das Ringen um das Festspielhaus weiter. Und es dreht sich wieder vor allem ums Geld.

Trautwein hatte das Bild am Montag auf Einladung der Bürgerinitiative "Bürger für Beethoven" auf dem Münsterplatz ausgestellt und sorgte damit bei den Passanten für helle Begeisterung. Eine Gruppe junger Chinesen wurde gar nicht müde, den Künstler und sein Werk zu fotografieren. Unterdessen präsentierten Manfred Jung und Stephan Eisel von "Bürger für Beethoven" Postkarten mit dem Kunstwerk Trautweins als Motiv.

10.000 Stück haben sie als Werbeträger für das Festspielhaus anlässlich des am Freitag beginnenden Beethoven-Festivals drucken lassen. Auf die Idee zu diesem Motiv kam Trautwein, als das Festspielhaus zunächst auf Eis gelegt worden war. "Das war vor zwei Jahren. Das hatte mir keine Ruhe gelassen", erinnert sich der 61-Jährige.

Während Jung und Eisel fleißig die Karten verteilen, haben sie bereits die Ratssitzung im Kopf. Und sie wissen: Das Festspielhaus wird wieder für hitzige Wortgefechte sorgen. Den notwendigen Zündstoff liefert nicht zuletzt eine vor der Ratssitzung geplante Aktion der Festspielhausfreunde: Sie wollen ab 17.30 Uhr vor dem Ratssaal für einen neuen Konzertsaal werben und OB Jürgen Nimptsch mehr als 7000 Unterschriften überreichen, kündigte Jung an.

Und auch die Tatsache, dass am Dienstag eigentlich die letzte, die allerletzte Frist für das Festspielhaus ablaufen sollte, wird die Debatte befeuern. Im November 2011 hatte der Rat sich für das Festspielhaus ausgesprochen, das mit finanzieller Hilfe der Deutschen Post und ausschließlich privaten Sponsoren errichtet werden soll.

Allerdings sollte vor dem Hintergrund des immer enger werdenden Zeitfensters spätestens bis 30. Juni 2012 geklärt sein, wie die Investitions- und Betriebskosten für das Festspielhaus "verbindlich und auskömmlich" finanziert werden können. Der Termin ist verstrichen, und weil die Verwaltung auch für die erste Sitzung des Rates nach der Sommerpause am Dienstag immer noch nicht mit konkreten Zahlen aufwarten kann, steht zumindest für die Grünen fest, dass das Projekt gestorben ist.

Daran ändere auch nichts eine am Montagabend von der Verwaltung eiligst verschickte Vorlage, die sich indes kaum von ihrer im Juni präsentierten Vorgängerin unterscheidet, sagte Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Tom Schmidt. Darin wiederholt die Verwaltung unter anderem, dass sie Ende September mehr zum weiteren Vorgehen sagen könne.

Aus der CDU-Fraktion kam am Montag dagegen das Signal, die Frist verlängern zu wollen, und SPD und FDP beantragen sogar, der Rat solle sich "unmissverständlich" für eine Konzerthalle in der Rheinaue zum Beethovenjahr 2020 aussprechen.

Aus der aktuellen Ratsvorlage zum Festspielhaus:
"Dem Beethoven Festspielhaus Förderverein werden - nach dem weiterhin guten Verlauf der Kampagne - bis Ende 2012 aus Spenden-zusagen voraussichtlich fünf Millionen Euro zur Verfügung stehen."

"Der Oberbürgermeister hat bei ausgewählten Unternehmen für ein finanzielles Engagement beim Bau des Festspielhauses geworben. Die nachfolgenden persönlichen Gespräche konnten bisher jedoch noch nicht mit allen Unternehmen geführt werden (...) Diese Gespräche haben auch gezeigt, dass die potenziellen Sponsoren für eine Entscheidung zugunsten einer Förderung mehr Zeit benötigen. Dies gilt insbesondere auch für eine rechtssichere Basis zur Erhebung des 'Beethoventalers'." (Anm. d. Red.: Dabei handelt es sich um eine Übernachtungsabgabe zur Finanzierung eines 25-Millionen-Euro-Kredits).

Meistgelesen
Neueste Artikel
Erfolg bemisst sich an Taten
Kommentar zur Bonner Klimaplan-Bilanz Erfolg bemisst sich an Taten
Zum Thema
Aus dem Ressort